Die Wogen der Gewinnwarnung von Mitte September haben sich noch nicht gelegt, da sieht sich die Zurich Insurance Group zu einer weiteren Warnung veranlasst: Aufgrund von Schadensforderungen im Zusammenhang mit Naturkatastrophen rechnet der Versicherungskonzern im Schlussquartal im Schadensversicherungsgeschäft mit einem Betriebsverlust von rund 100 Millionen Franken.

Obschon sich der Beitrag aus anderen Bereichen wie Farmers oder dem Lebensversicherungsgeschäft im Rahmen der Erwartungen bewegt, werden Analysten ihre Schätzungen einmal mehr mit dem Rotstift überarbeiten. Die Angst vor einer Dividendenkürzung ist gross.

Das kommt bei den Anlegern gar nicht gut an. An der Schweizer Börse SIX taucht die Zurich-Aktie zur Stunde um 8,2 Prozent auf 226,60 Franken. Beobachter berichten von grösseren Abgaben aus dem Ausland.

Gewinnschätzungen werden fallen müssen

Seine Enttäuschung nicht verbergen kann der für die Bank Vontobel tätige Analyst. Er macht neben Schadensforderungen aus Naturkatastrophen auch Restrukturierungskosten sowie weitere Sonderfaktoren für die Gewinnwarnung verantwortlich.

In der Folge streicht er seine Gewinnschätzungen für das letzte Jahr um 23 Prozent zusammen. Auch die Annahmen für die beiden Folgejahre werden um bis zu 4 Prozent gesenkt. Neu lautet das Kursziel für die mit "Hold" eingestufte Aktie 240 (275) Franken.

Für die Zürcher Kantonalbank ist die grosse Verlustankündigung für das Schlussquartal klar negativ und kursbelastend. Die Mitteilung wiege auch nicht die möglichen positiven Aussichten auf, die sich aus einer möglichen Ankündigung von Mario Greco als neuen Chef ergeben könnten, so heisst es. Das Anlageurteil für die Aktie lautet wie bis anhin "Marktgewichten".

Wenig überrascht zeigt man sich bei Baader Helvea. In einem Kommentar schreibt der für die Bank tätige Verfasser, dass er aufgrund der Unwetter in Grossbritannien mit einem schwachen vierten Quartal gerechnet habe. Allerdings sei er erstaunt über das Ausmass der Verluste und der bekanntgegebenen Restrukturierungskosten. Er schätzt die Wahrscheinlichkeit einer Dividendenkürzung zwar auf 30 Prozent, hält eine solche mittlerweile jedoch für weitestgehend eingepreist.

Nur noch 14 Franken Dividende je Aktie?

Noch hält er - genauso wie sein Berufskollege von der Bank Vontobel - trotz Fragezeichen an den bisherigen Dividendenschätzungen von 17 Franken je Aktie fest.

Für Gesprächsstoff sorgt hingegen eine kürzlich veröffentlichte Unternehmensstudie von J.P. Morgan. Darin stuft der viel beachtete Autor die Aktie der Zurich Insurance Group mit einem Kursziel von 251 (278) Franken von "Neutral" auf "Underweight" herunter.

Brisant ist vor allem, was der Analyst über die zukünftige Dividendenpolitik schreibt. Für das vergangene Geschäftsjahr rechnet er nämlich nur noch mit einer Ausschüttung von 14 Franken je Aktie und nicht mehr länger mit 17 Franken wie seine restlichen Berufskollegen.

Händler schliessen nicht aus, dass weitere Banken dem Beispiel von J.P. Morgan folgen und ihre Dividendenerwartungen reduzieren könnten.