Eigentlich dürfen die Aktionärinnen und Aktionäre von Zurich Insurance erleichtert aufatmen: Der Zwischenbericht für die ersten drei Monate dieses Jahres birgt keine bösen Überraschungen.

Das ist nicht selbstverständlich, berichtet das Unternehmen doch als eine der ersten Versicherungsgesellschaften aus der Schweiz nach den neuen Rechnungslegungsvorschriften gemäss IFRS 17. Ausserdem zählt die Aktie mit einem Minus von knapp 6 Prozent seit Januar zu den diesjährigen SMI-Verlierern. Anders als im vergangenen Jahr konnte der Dividendenabgang von Anfang April noch nicht wieder aufgeholt werden.

Währungsbedingt zweistelliges Prämienwachstum

Wie Analysten festhalten, ist der Zwischenbericht fürs erste Quartal schwierig zu beurteilen. Zum einen umfasse der Bericht wie üblich nur ein paar wenige Kennzahlen wie etwa solche zur Volumenentwicklung. Zum anderen liegen aufgrund der Umstellung der Rechnungslegung auf IFRS 17 für einmal keine Konsensschätzungen der Analysten vor.

Doch obwohl die Prämien im Nichtleben-Geschäft im Jahresvergleich währungsbereinigt zweistellig wachsen, gerät die Zurich-Aktie an der Börse unter die Räder. Nach einem frühen Rücksetzer in die Nähe von 414 Franken verliert sie zur Stunde noch 2,5 Prozent auf 419 Franken.

Eine Mitschuld trägt die SST-Quote. Mit 258 Prozent liegt diese hinter den erwarteten 263 Prozent zurück. Ende Dezember stand sie noch bei 267 Prozent. "SST" steht dabei für Swiss Solvency Test. Von dieser Kennzahl lässt sich auf das Überschusskapital schliessen, welches über die künftige Dividendenpolitik mitentscheidet.

Die Barclays-Analystin zeigt sich zudem etwas enttäuscht, dass die Rechnungslegungsumstellungen den operativen Betriebsgewinn (Business Operating Profit) um rund 5 Prozent schmälern. Die Analystin hatte ihr Bewertungsmodell nur wenige Tage vor dem Zwischenbericht überarbeitet. Während sie an ihren Gewinnschätzungen für das laufende und die darauffolgenden beiden Jahre festhielt, kürzte sie das Kursziel auf 485 (zuvor 500) Franken. Das Anlageurteil lautet wie bis anhin "Overweight", was einer Kaufempfehlung gleichkommt.

Trotz Chile-Deal keine neuen Aktienrückkäufe

Der Berufskollege bei der Zürcher Kantonalbank erachtet zumindest die Volumenentwicklung als vorteilhaft. Im Nichtleben-Geschäft hätten dabei Tarifsteigerungen geholfen. Den leichten Prämienrückgang bei der US-Tochter Farmers erklärt er sich mit dem Verlust des Uber-Vertrags. Was die im Zuge höherer Zinsen und Modellanpassungen rückläufige SST-Quote anbetrifft, zeigt sich der Analyst nicht weiter beunruhigt. Seines Erachtens ist die Eigenmittelposition des Unternehmens weiterhin sehr gut. Er stuft die Aktie denn auch weiterhin mit "Übergewichten" ein.

Bei Kepler Cheuvreux widerspricht man den Aussagen zur Prämienentwicklung. Wie aus einem Kommentar des Brokers hervorgeht, war der Autor von einem noch stärkeren Prämienwachstum ausgegangen. Ausserdem irritiert ihn, dass das Unternehmen trotz eines Verkaufs von Lebensversicherungsbeständen in Chile keine Anstalten macht, die dadurch entstehende Gewinnverwässerung durch Aktienrückkäufe kompensieren zu wollen. Dennoch stuft er die Aktie mit "Buy" und einem Kursziel von 520 Franken ein.

Ebenfalls zurückhaltend gibt sich der Vontobel-Analyst. Er räumt ein, dass der Zwischenbericht sehr schwierig zu beurteilen ist. Doch auch wenn der Analyst die etwas tiefere SST-Quote als nicht weiter schlimm beurteilt, bleibt er sowohl beim Anlageurteil "Hold" als auch beim Kursziel von 475 Franken.

Der Berufskollege bei der Deutschen Bank gewinnt dem Zwischenbericht mehr negative als positive Aspekte ab. Er spielt damit einerseits auf das solide Prämienwachstum, andererseits aber auch auf die tiefer als erwartet ausgefallene SST-Quote sowie auf das enttäuschende Abschneiden bei der US-Tochter Farmers an. Der Experte stuft die Aktie mit "Hold" und einem Kursziel von 425 Franken ein.