Es gibt Bären, die eine weitere 20-prozentige Talfahrt des S&P 500 voraussehen. Es gibt Bullen, die darauf setzen, dass das Schlimmste bereits vorbei ist. Und dann ist da noch John Stoltzfus. Der Chef-Investmentstratege von Oppenheimer hält an seiner Prognose vom Januar fest, wonach der Leitindex das Jahr bei 5'330 Punkten beenden wird - ein sattes Plus von etwa 40 Prozent gegenüber dem aktuellen Stand.

"Wir glauben nicht, dass es eine Rezession geben wird, wir glauben sehr wohl, dass wir sie umgehen können", sagte Stoltzfus. "Es ist keine leichte Zeit, aber wir glauben, dass die Fed aufgrund ihrer Erfahrung mit der grossen Finanzkrise sehr gut damit umgehen kann."

Angesichts der Zinserhöhungen der US-Notenbank in dem Bemühen, die höchste Inflation seit 40 Jahren einzudämmen, sind Aktien in diesem Jahr angeschlagen - der S&P-Index fiel bislang um 21 Prozent. Während dieser Umstand viele Strategen dazu veranlasst hat, von ihren optimistischen Kurszielen für 2022 abzurücken und ihre Prognosen zurückzunehmen, ist dies für Stoltzfus kein Grund zur Sorge. Seiner Ansicht nach wird die Fed in der Lage sein, das Inflationstempo zu reduzieren. Die Lieferketten dürften sich entspannen. Stoltzfus’ Einschätzung weicht vom Konsens der Strategen ab, ist aber gar nicht soviel optimistischer als die anderen Bullen.

Die Fed wird es richten

"Der gravierendste Punkt, den ich ansprechen möchte, ist, dass der S&P 500 vom 31. Dezember 2008 bis März 2009 um 25 Prozent gefallen ist. Weil erwartet wurde, dass die US-Notenbank in ihren Bemühungen, die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen, scheitern würde", so Stoltzfus.

"Stattdessen erholte sich der Markt vom 9. März bis zum Jahresende um 64 Prozent. Wenn wir also die Hälfte dieser Rallye hinbekommen, wären wir nahe an unserem Ziel von 5'330 Punkten", sagte er weiter.

"Wir sind noch nicht über den Berg, aber wir glauben, dass wir in die richtige Richtung gehen, und wir glauben, dass das Licht am Ende des Tunnels nicht das Scheinwerferlicht einer Lokomotive ist, sondern eher das Sonnenlicht", sagte er. Stoltzfus sagte weiter, er werde sein Ziel in Abhängigkeit von der Marktvolatilität in den nächsten Tagen wahrscheinlich neu bewerten.

(Bloomberg)