Die beiden Schiffe sollten Getreide für afrikanische und asiatische Märkte laden, sagte der ukrainische Vize-Ministerpräsident Olexandr Kubrakow der Nachrichtenagentur Reuters am Samstag. Im August hatte die Ukraine einen sogenannten humanitären Korridor im Schwarzen Meer angekündigt, über den die seit Kriegsbeginn im Februar 2022 festsitzenden Frachtschiffe ukrainische Häfen verlassen sollen. De facto besteht eine Blockade, weil Russland das Abkommen, das das sichere Geleit solcher Frachter mit ukrainischem Getreide garantierte, im Juli aussetze. Diese Blockade soll durch den Korridor umgangen werden.
Die beiden Massengutfrachter «Resilient Africa» und «Aroyat» seien im Schwarzen Meer bereits auf dem Weg zu den ukrainischen Häfen, sagte Kubrakow. Sie sollten fast 20.000 Tonnen Weizen für Afrika und Asien laden. Schifffahrtsdaten zeigten, dass beide Schiffe auf Routen im nördlichen Schwarzen Meer fuhren. In umgekehrter Richtung haben bislang fünf Schiffe den Hafen von Odessa verlassen und dabei den Korridor genutzt, der die westliche Schwarzmeerküste in der Nähe von Rumänien und Bulgarien umfasst.
Die Vereinten Nationen (UN) sind in die Fahrt der beiden Frachter nicht involviert. Gleichwohl würden alle Bemühungen zur Wiederaufnahe des normalen Handels begrüsst, sagte ein UN-Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte. Dies gelte insbesondere für den Transport lebenswichtiger Lebensmittel, die zur Versorgung und Stabilisierung der weltweiten Nahrungsmittelmärkte beitrügen. «Wir setzen unsere Bemühungen fort, den Export landwirtschaftlicher Produkte sowohl aus der Ukraine als auch aus der Russischen Föderation zu erleichtern.»
Das Getreideabkommen über den Export via Schwarzes Meer wurde im Juli 2022 von den UN und der Türkei ausgehandelt, um eine globale Nahrungsmittelkrise zu bekämpfen, die durch die russische Invasion der Ukraine verschärft wurde. Die Ukraine und Russland gehören zu den grössten Getreideexporteuren der Welt. Die Ukraine will nun den Korridor für ihre Ausfuhren nutzen. Solche Fahrten sind auch ein Test dafür, ob die Ukraine in der Lage ist, Schifffahrtswege durch das Schwarze Meer wieder zu öffnen - trotz der russischen Blockade.
Die russischen Truppen haben wiederholt mit Drohnen und Raketen die ukrainischen Häfen und Getreidelager angegriffen. In den vergangenen Tagen hat die Ukraine ihrerseits mehrfach Ziele der russischen Schwarzmeerflotte um und auf der Krim mit Seedrohnen und Raketen attackiert. Russland hat die ukrainische Halbinsel bereits 2014 annektiert. Der dortige Hafen Sewastopol ist seit jeher Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte.
(Reuters)