Was haben die Aktienkurse der beiden Industrieunternehmen Sulzer und Burckhardt Compression mit dem Ölpreis gemeinsam? Alle drei legen seit Ende Oktober den Turbogang ein. Die Aktien von Sulzer haben auf Monatssicht 41 Prozent zugelegt, die von Burckhardt Compression 34 Prozent. Der Ölpreis der Sorte Brent hat in derselben Zeitperiode 18 Prozent an Wert gewonnen und befindet sich auf dem gleichen Niveau wie Anfang März.

Dies mag reiner Zufall sein. Doch auch auf eine längere Zeitperiode weist die Performance beider zyklischer Aktientitel mit dem Erdölpreis eine auffällige Symmetrie auf, wie die untenstehende Grafik anhand der Burckhardt-Aktie und dem Erdölpreis zeigt. Ein Grund dürfte sein, dass zyklische Titel wie auch die Erdölnachfrage positiv auf eine Wirtschaftserholung reagieren. 

Performance der Burckhardt-Aktien (grün) und des Erdölpreises (rot) seit 2018(Quelle: cash.ch).

Sulzer ist bekanntermassen mit seinem Pumpengeschäft gegenüber dem Öl- und Gasmarkt exponiert. Dessen Anteil machte 2019 immer noch 28 Prozent des Umsatzes aus. Dies obwohl Sulzer schon seit geraumer Zeit versucht, die bestehende Abhängigkeit vom Öl- und Gasmarkt weiter zu verringern.

Burckhardt Compression ist als führender Anbieter von Kolbenkompressoren noch stärker exponiert. Dessen Maschinen kommen beim Verdichten, Kühlen und Verflüssigen von Gas zum Einsatz. Diese werden im Transport und in der Lagerung von Gas, in der Öl- und Gasproduktion, der Raffinerie, der Petrochemie und der Industriegasproduktion verwendet.

Im Zweifelsfall Burckhardt

Steigende Erdölpreise bedeuten daher für beide Unternehmen in der Regel steigende Auftragseingänge. Werden neue Erdölgebiete erschlossen, oder planen Ölfirmen wie Exxon, BP oder Royal Dutch Shell grosse Ersatzinvestitionen, braucht es Pumpanlagen von Sulzer oder auch Kolbenkompressoren von Burckhardt Compression. Vor diesem Hintergrund könnten die Aktien beider Unternehmen weiter steigen. Wirkt doch der schwächelnde Dollar neben der wirtschaftlichen Erholung preistreibend beim Erdöl.

Burckhardt Compression wie auch das vom russischen Oligarchen Victor Vekselberg dominierte Sulzer schlagen sich zudem in der Corona-Krise gut: Insbesondere Burckhardt Compression hat im ersten Semester des Geschäftsjahres 2020/21 (per Ende September) gar mehr umgesetzt und den Gewinn gesteigert. Der Bestellungseingang ging hingegen zurück. Die Prognosen für das Gesamtjahr wurden bestätigt.

Der Technologiekonzern Sulzer hat in den ersten neun Monaten die Coronakrise stärker zu spüren bekommen und deutlich weniger Aufträge an Land gezogen. Konkret ging der Bestellungseingang um 8,5 Prozent auf 2,61 Milliarden Franken zurück. Das laufende Sparprogramm soll ermöglichen, dass im kommenden Jahr wieder Margen auf dem Niveau von vor der Pandemie erreicht werden.

Die von Bloomberg befragten Analysten sind insbesondere bei Sulzer positiv gestimmt - es decken aber nur wenige Analysten die beiden Titel ab. Was Anleger jedoch trotz der guten Ausgangslage vor einer Investition beachten müssen: Beide Industrieunternehmen verfügen über ein eher hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): Sulzer 47,3 und Burckhardt Compression 30,4. Wettet man komplett auf einen steigenden Erdölpreis, dürfte Burckhardt Compression mit dem grösseren Exposure die bessere Wahl sein.

ManuelBoeck
Manuel BoeckMehr erfahren