Sind Sie Anfänger an der Börse? Hören Sie gerne auf andere? Vielleicht schwirren so genannte Börsenweisheiten um Sie herum und sie wissen nicht, welche zu befolgen. "Irgendwie" anlegen und hoffen, dass es gut kommt, ist keine gute Devise. Leicht erleben Sie damit Ihren persönlichen Crash.
Beruhigen wird Sie, dass auch Profis immer wieder Fehler begehen. Wir geben Ihnen daher auch keine Garantie, wie sie todsichere Gewinne machen. Aber wir können sie auf allzugrosse Fehler hinweisen und sagen, warum gewisse Irrtümer vermeidbar sind. Hier das Fehlverhalten in Punkten aufgezählt:
1. Lassen Sie Ihren Emotionen freien Lauf
Ungeduld ist definitiv keine gute Eigenschaft bei langfristigen Investments. Wutverkäufe bringen Sie so selten weiter wie Spontankäufe, denn Aktienhandel ist nicht das gleiche wie Onlineshopping bei Zalando & Co. Dort können sie notfalls alles zurückschicken, bei Börsenhandel kostet es immer Gebühren - und möglicherweise ein Fehlinvestment dazu. Wenn Sie also über eine eher ungestümes oder reizbares Temperament verfügen, müssen Sie sich bei Ihren Börsengeschäften zügeln können.
2. Ein guter Name ist auch ein gutes Investment
Namen verführen. Sie mögen die Uhren von Swatch. Tesla baut schöne und innovative Autos und Apple-Produkte sind cool. Sie twittern gerne und kaufen daher die Twitter-Aktie. Brasilien fanden Sie immer schon ein tolles Land und daher investieren sie eine brasilianische Anleihe. Rolls Royce klingt gut und vornehm. Aber wissen Sie überhaupt, dass die Rolls-Royce-Aktie nicht für den Hersteller nobler Autos steht, sondern einen Konstrukteur von Triebwerken, einem anspruchsvollen und hochkompetitiven Markt? Sie sehen es: Die Sympathie für eine Marke allein sollte bei Aktienkäufen keine Rolle spielen, ausser, sie kennen ein Unternehmen ziemlich gut. Denken sie daran, dass eine der erfolgreichsten Schweizer Aktien der letzten Jahre Actelion gewesen ist. Die Firma stellt wenig aufregende, aber nützliche Medikamente gegen Lungenhochdruck her und hat so die Kassen jener Aktionäre gefüllt, die schon lange dabei sind.
3. Fahren Sie Zick-Zack
Das hektische Börsengeschehen kann zu hektischem Verhalten animieren. Das geht zum Beispiel so: Am Morgen kaufen Sie Syngenta-Aktien, weil diese gerade steigen. Am Nachmittag fällt ihnen ein, dass Sie etwas Pfund kaufen könnten, weil es sicherlich bald von seinem Tief erholt. Aber dann hören Sie, dass der Dollar etwas steigen wird. Am nächsten Tag steigen sie bei der Credit Suisse ein, weil die Aktie bei derart tiefen Ständen ja auch anziehen sollte. Weil CS aber wieder sinken, verkaufen Sie nach zwei Tagen wieder. Diese Trittbrettfahrereien freuen Ihre Bank, weil für diese Gebühren abfallen. Ob Sie selbst damit so glücklich werden, ist eine andere Frage.
4. Werden Sie bei Abwärtstrends hysterisch
Wenn die Kurse fallen, drängt sich die Entscheidung auf, ob man verkaufen soll. Zögern kostet dabei Geld. Wer die Nerven behält, fährt aber unter Umständen besser: Es gibt Marktbeobachter, die sagen, dass nicht der Bärenmarkt die verlustreichste Phase für Investoren sei, sondern der Moment danach. Wer bei fallenden Märkten bereits mit Verlust verkauft hat, hofft, den Zeitpunkt für einen Neueinstieg zu erwischen, um dann von Kursgewinnen profitieren zu können. Aber dafür muss man schon die günstigsten Zeitpunkte erwischen: Die schon erwähnte, viel gescholtene Credit-Suisse-Aktie wäre ein Beispiel für einen Titel, bei dem man sich in den vergangenen Monaten häufiger die Finger verbrennen konnte.
5. Faulheit führt auch zum Ziel
Einmal das Geld anlegen und dann ein paar Jahre warten, dann ist man automatisch reicher: Für gewisse Investments mag das stimmen. Sinnvoller ist es aber, sich auf dem laufenden zu halten. Die Medien und das Internet erlauben es, das Börsengeschehen rund um die Uhr im Auge zu behalten. Wer seine Investments regelmässig überprüft, kann bei Bedarf umschichten oder bei einer guten Gelegenheit zuzukaufen. Aber wie gesagt: Nicht zu häufig und nicht zu hektisch, sondern mit ruhiger Hand. Beispielsweise einmal im Quartal, wenn neue Informationen über Firmen erhältlich sind.
6. Ignorieren Sie die Gebühren
Falls es in dieser Liste noch nicht bereits klar zum Ausdruck gekommen ist: Aktienhandel kostet Gebühren, und je mehr man handelt, desto teurer wird es. Je kleiner die angelegten Summen sind, desto höher ist der anteilsmässige Verlust durch diese Kosten. Achten Sie bei den Online-Trading-Anbietern auf Broker, die Einheitstarife pro Handel anbieten.
7. Investieren Sie all Ihr Geld
Nicht umsonst reden viel Klein- und Privatanlegern vom "Spielgeld". Dabei investieren Sie nur das, was sie im Falle eines Maximalverlusts verkraften können. Die Menge ist allerdings eine Frage der persönlichen Philosophie. Bei hochspekulativen Investments sollte man vielleicht nur zehn Prozent des Kapitals einsetzen, bei defensiven Aktien kann es auch mehr sein.
8. Betrachten Sie die Börse einfach als Casino
Börsenhandel ist sowieso Glückssache, hört man oft und denkt man auch schnell einmal. Das stimmt zu einem gewissen Grad sicherlich. Heisst das aber, man soll Aktien kaufen und verkaufen, so wie man am Roulette Tisch auf schwarz oder rot oder bestimmte Zahlen setzt? Nein. Im Gegensatz zur Kugel des Croupiers, die auf irgendeine Zahl fällt, kann sich beim Aktienhandel auf bestimmte Informationen stützen. Fundamentaldaten wie Gewinn- und Umsatzzahlen oder die Auftragslage von Unternehmen geben Hinweise darauf, wie gut die Aussichten für eine Aktie sind. Die Bewertung sagt aus, wie weit der Kurs und die Gewinnsituation einer Aktie auseinanderdriften (je mehr, desto "dünner" ist die Luft für künftige Kursgewinne einer Aktie). Manche Aktien haben hohe Dividendenrenditen, manche nicht. Heerschaaren von Experten, Analysten und Strategen befassen sich mit den Informationen rund um Aktien und geben Empfehlungen ab. Das einzige Problem dabei ist: Sie haben auch nicht immer recht.
9. Kaufen Sie das, wovon Sie nichts verstehen
Kompliziertere Börsengeschäfte werden Ihnen gerne als besonders erfolgsversprechend angepriesen: Man sagt Ihnen, dass wenn sie "short" gehen, Sie an fallenden Kursen verdienen. Derivate versprechen Ihnen je nach dem mehr Rendite oder weniger Risiko, oder beides. Zertifikate preist man Ihnen an, weil sie Gewinne überdurchschnittlich maximieren. Nur: Wenn Sie nicht aufpassen, ist schnell alles weg. Komplexe Produkte muss man verstehen, und das tun zum Teil nicht mal die Experten, wie die Finanzkrise 2008 gezeigt hat. Wer stattdessen das Risiko breiter streuen will, kauft verständlich aufgebaute Fonds, oder noch besser ETF, die auf Indices wie beispielsweise dem SMI basieren. Diese kosten am wenigsten Gebühren.
10. Vertrauen Sie blind den «Experten»
Es gibt Aktienanleger, die verdienen fantastisch viel Geld. Oder sie sind zumindest sehr gut darin, den Eindruck zu erwecken, sie seien an der Börse sehr reich geworden. Sie können solchen Leuten ihr Geld anvertrauen oder deren Investmentstrategie kopieren. Wundern Sie sich aber nicht, wenn sie damit auch nicht reicher werden als andere. Einfach mit der Masse zu gehen ist auch nicht immer der Weisheit letzter Schluss, denn schliesslich gibt es Anleger, die mit der "Contrarian"-Strategie Erfolg haben. Gegen den Strom zu schwimmen mag auch einträglich sein, verlangt aber Mut ein bisschen Können.
11. Ignorieren Sie «Experten»
Anlageberater und Investmentspezialisten können Sie darauf hinweisen, auf was es beim Börsenhandel ankommt. Sie können Ihnen erklären, was ein Kurs-Gewinn-Verhältnis ist, sie kennen sich mit Charttechnik und Gewinnzielen aus, genauso wie sie Kauf-, Hold- und Verkaufsempfehlungen begründen können. Sie wissen, wie andere Investoren über gewisse Aktien denken und sie beschäftigen sich mit den Firmen, zu denen diese Aktien gehören - also all die Dinge, die schon oben bei Punkt 8 aufgeführt sind. Dieses Wissen macht sie sicherer beim Umgang mit Aktienkäufen. Und bei Anlageberatern mag gelten: Je langweiliger und seriöser, desto besser. Natürlich können Sie hingehen und sich dieses Wissen auch selber aneignen. Das Internet ist voll mit Informationen über die Börse.
12. Investieren Sie sorglos im Ausland
Viele Anleger sind auf den eigenen Markt fokussiert. Gerade konservative Schweizer Privatanleger vertrauen eher den Firmen im eigenen Land, die sie besser kennen als ausländische Unternehmen. Über den Tellerrand zu blicken ist aber nicht falsch, und die ganz grossen Namen wie Apple, Coca Cola oder Daimler ziehen auch hierzulande Börseninteressierte an. Ein paar Regeln gibt es aber zu beachten, wenn man in einem andern Land, beziehungsweise in einem anderen Währungsraum investiert. Tipps, wie man im Ausland umsichtig Aktien kauft, finden Sie hier.