«Wir subventionieren die Gesundheitsversorgung anderer», sagte der Republikaner bei der Unterzeichnung eines entsprechenden Dekrets im Weissen Haus. Die Menschen in den USA hätten jahrelang viel zu viel gezahlt.

Ob Trumps Massnahmen tatsächlich Wirkung zeigen, ist offen - zumal mit politischem und juristischem Widerstand zu rechnen ist. Der Republikaner hatte bereits während seiner ersten Amtszeit versucht, die hohen Preise anzugehen, war damals jedoch gescheitert.

Trump nennt Europa «unverschämter als China»

«Ich mache den Pharmakonzernen nicht die grössten Vorwürfe», sagte Trump nun. Die Unternehmen seien oft gezwungen, sich unter Druck zu beugen. Besonders scharf griff er stattdessen europäische Staaten an.

Amerikanische Patienten hätten «sozialistische Gesundheitssysteme» wie das in Deutschland mitfinanziert. Der Europäischen Union warf Trump vor, sich in Preisverhandlungen «unverschämter als China» zu verhalten.

Europa müsse künftig tiefer in die Tasche greifen: «Der Rest der Welt wird mehr zahlen müssen», sagte er. «Und Amerika wird viel weniger zahlen.»

Trump beruft sich in seinem Dekret auf das Prinzip der «Most Favored Nation», das er schon während seiner ersten Amtszeit einführen wollte: Die USA sollen für bestimmte Medikamente künftig nicht mehr zahlen als das Land, das den weltweit niedrigsten Preis verlangt - unabhängig von Marktgrösse oder Wirtschaftskraft.

«Dieses Spiel ist vorbei», sagte Trump mit Blick auf Länder, die seiner Ansicht nach bislang auf Kosten der USA von günstigen Konditionen profitiert hätten.

Trump aktiviert mehrere Behörden

Für die Umsetzung des Dekrets sollen mehrere US-Behörden aktiv werden. So soll das Handelsministerium gegen Preispolitiken im Ausland vorgehen, die aus amerikanischer Sicht als unfair gelten - etwa staatlich festgelegte Höchstpreise, die US-Unternehmen benachteiligen.

Das Gesundheitsministerium soll - wo möglich - Direktverkäufe von Medikamenten an US-Konsumenten zu den weltweit niedrigsten Preisen ermöglichen. Die Arzneimittelbehörde FDA soll ausserdem prüfen, ob künftig Importe aus zusätzlichen Industrieländern erlaubt werden können. Auch Exportbeschränkungen stehen laut Weissem Haus zur Diskussion.

Innerhalb von 30 Tagen soll das Gesundheitsministerium konkrete Ziele für Preissenkungen festlegen. Auf dieser Grundlage will die Regierung mit der Pharmaindustrie verhandeln. Sollte die Industrie nicht freiwillig auf die Regierung zugehen und die Preise senken, seien weitere Massnahmen geplant.

Im Mittelpunkt sollen vor allem Medikamente stehen, bei denen die Preisunterschiede zwischen dem US-Markt und dem Ausland besonders gross sind. Konkrete Medikamente oder Produktgruppen wurden zunächst nicht genannt. Eine Einschränkung auf bestimmte Medikamentengruppen ist laut Regierungsangaben aber nicht vorgesehen.

Eine Lobby mit Einfluss - parteiübergreifend

Trump warf der Pharmabranche zu grossen politischen Einfluss vor. Die Lobby sei «wahrscheinlich die mächtigste der Welt», sagte er und behauptete, die gegnerischen Demokraten hätten die Industrie über Jahre geschützt.

Tatsächlich zählt die Branche zu den einflussreichsten in Washington. Mit gezielten Spenden - an Demokraten und Republikaner - verschaffen sich Pharmaunternehmen Gehör in der Gesetzgebung. Reformversuche zur Senkung von Medikamentenpreisen stossen wohl auch deshalb parteiübergreifend immer wieder auf Widerstand - häufig unter Verweis auf mögliche Folgen für Forschung und Innovation.

Die Kosten für Medikamente sind in den USA ein Dauerthema. Anders als in vielen anderen Industrieländern gibt es dort keine zentrale staatliche Preisregulierung. Die Preisgestaltung liegt weitgehend in der Hand der Pharmaunternehmen. Das führt zu oft erheblich höheren Kosten als etwa in Europa.

USA wichtigster Pharmamarkt

Die Vereinigten Staaten sind für die Schweizer Pharmaindustrie von zentraler Bedeutung. Im Jahr 2024 exportierte die Schweiz chemische und pharmazeutische Produkte im Wert von fast 36 Milliarden Franken in die USA, was einer Steigerung von 11?Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Damit sind die USA der wichtigste Einzelmarkt für die Branche. Etwa 60 Prozent der gesamten Schweizer Exporte in die USA entfallen auf pharmazeutische Erzeugnisse. Die grösste Abnehmerregion ist die EU, die mit 79 Milliaren Franken für etwas mehr als die Hälfte der Pharmaexporte steht.

Laut Schätzungen von Analysten erwirtschaften Novartis und Roche jeweils rund 40 Prozent ihres Umsatzes mit Medikamenten für den US-Markt. Die beiden Basler Konzerne hatten zuletzt milliardenschweren Investitionsprogrammen für die USA angekündigt.

ra/mk

(AWP)