«Die Fusion könnte bereits per 1. Juli 2024 erfolgen», sagte sie im Interview mit der «NZZ».

Allerdings betreffe das vorerst vor allem die Mitarbeitenden, die dann intern bereits zusammenarbeiten könnten. «Für die Credit-Suisse-Kunden ändert sich zunächst nur die rechtliche Gegenpartei. Sie haben nach wie vor ihre CS-Debitkarten, -Hypotheken oder -Anlageprodukte, solange die IT-Systeme noch laufen», so Keller-Busse.

Bei einigen komplexen Kunden wie grossen Family-Offices oder Grossunternehmen fange man mit der Migration bereits im laufenden Jahr an. Der Rest der Kunden soll dann bis zum Silvester 2025 auf die Systeme der UBS gezügelt werden. «Dann geht es zurück in den Normalzustand für uns im Geschäft.»

Von 285 auf 194 Filialen

Mit der Zusammenführung geht auch ein grosser Filialabbau einher. Ziel ist es laut Keller-Busse, dass die UBS inklusive der integrierten CS am Ende noch über 194 Niederlassungen in der Schweiz verfügt. Aktuell hat die UBS 190, die CS 95 Geschäftsstellen.

An fünf Standorten seien im Pilotversuch bereits zwei Filialen von UBS und CS zusammengeführt worden. Man habe sich jeweils für den Standort mit der grösseren Fläche entschieden, weil die Kundenberater bis zur Kundenmigration mit ihren Systemen umziehen müssten. «Es muss dort also Platz haben für mehr Beratende», so Keller-Busse.

Der Pilotversuch funktioniere sehr gut. «Die Einführung bringt einen einmaligen Aufwand, aber so können wir die überzähligen Filialen zeitnah schliessen. Sonst hätten wir damit bis Ende 2025 warten müssen.» Um den Verkauf der überzähligen Standorte macht sich die UBS-Schweiz-Chefin keine Sorgen. Ein Grossteil sei gemietet und das Interesse von Neumietern gross.

Ähnliche Kriterien für Kreditvergabe

Keller-Busse bezeichnet das Vorgehen bei der Kreditvergabe der CS und der UBS mehrheitlich als «sehr ähnlich». «Die Unterschiede zeigen sich vor allem in Spezialgeschäften. Wir machen zum Beispiel keine reine Finanzierung im Ausland für ausländische Firmen, sondern legen den Fokus auf Schweizer Firmen», erklärte sie. Zudem schätzte die CS «ein oder zwei Länder» anders ein als die UBS. «Diese passen nicht zum UBS-Risikoappetit.»

Wenn Firmenkunden über Kreditlinien verfügten, die «bei denen unser Risikoappetit unterhalb der Summe ihrer derzeitigen UBS- und CS-Kredite liegt oder die in einem Land oder einer Industrie tätig sind, in dem wir sie wegen des Reputationsrisikos nicht unterstützen können», suche man «im gemeinsamen Gespräch eine gute Lösung». Bei der Mehrheit der Firmen der Firmenkunden sei dies jedoch nicht der Fall.

Weil die CS 2022 manche Kunden mit Sonderkonditionen vor dem «Bank Run» abhalten wollte, muss die UBS gewisse Anpassungen vornehmen. «Unrentable Beziehungen müssen wir neu bepreisen», so Keller-Busse. Denn schliesslich solle die CS-Seite wieder profitabel werden. Aber man dürfe nicht alles auf die Integration schieben. «Auch die Zinssituation hat sich stark verändert.»

2026 stärkste Auswirkungen auf Arbeitsmarkt

An der Zahl von rund 1000 Stellenstreichungen in der Schweiz hielt Keller-Busse fest. Entlassungen mit Bezug auf das Schweizer Geschäft würden in der zweiten Hälfte 2024 starten und über die nächsten zwei bis drei Jahre umgesetzt. «Nach der Migration auf die UBS-Plattform wird es mehr Kolleginnen und Kollegen im Backoffice betreffen», sagte sie.

Auf dem Arbeitsmarkt dürften die Folgen der Entlassungen aufgrund des Sozialplans, der den Betroffenen viel Zeit einräume, am stärksten 2026 zu spüren sein. Doch die Entlassenen dürften laut Keller-Busse schnell wieder einen Job finden. Denn sie seien gut ausgebildet und es herrsche Fachkräftemangel. «Daher glauben wir, dass der Abbau vom Arbeitsmarkt gut absorbiert werden kann.»

Auf die Frage, ob sie an einer Nachfolge für den UBS-CEO Sergio Ermotti interessiert sei, antwortete Keller-Busse: «Ich habe einen der interessantesten Jobs der Bankbranche. Auf den konzentriere ich mich, wie ich das immer gemacht habe. All diese Spekulationen sind für mich irrelevant.»

(AWP)