Die zunehmende Verbreitung von künstlicher Intelligenz hat laut Analysten der UBS das Potenzial, die Finanzmärkte “erheblich zu stören”. Die Technologie fördere die Veröffentlichung von Falschinformationen und könne einen Abfluss von geistigem Eigentum bewirken.
In einer veröffentlichten Analyse zu ESG-Investitionen listen die UBS-Analystinnen Annabel Willder, Victoria Kalb und Julie Hudson alle Möglichkeiten auf, wie der zunehmende Einsatz von generativer KI zu einer Reihe von ethischen Problemen führen könnte.
“Ungenaue Informationen oder ‘Konfabulationen’, die von KI-Modellen generiert werden und sich auf Regulierungsbehörden, Unternehmen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens beziehen, könnten weit verbreitet werden, was sich möglicherweise auf die Märkte auswirkt”, schreiben die Analystinnen.
Solche Beispiele gibt es bereits. Anfang der letzten Woche fielen die US-Aktienkurse kurzzeitig, nachdem ein fabriziertes Bild einer Explosion in der Nähe des Pentagon in den sozialen Medien kursierte. Dieses Ereignis ist der erste Fall, in dem ein von KI generiertes Bild die Märkte bewegt hat. Es ereignete sich nur wenige Monate nach der Einführung von ChatGPT durch OpenAI, wodurch ein weltweiter Wettlauf um die Entwicklung ähnlicher Dienste ausgelöst wurde.
Unterschied zwischen Realität und Deepfake verschwimmt
Angesichts solcher Risiken haben viele Banken den Einsatz generativer KI-Programme eingeschränkt. Zu Beginn dieses Jahres haben Unternehmen wie Bank of America, Citigroup, Deutsche Bank, Goldman Sachs und Wells Fargo die Nutzung des Tools verboten. Bank of America hat den Mitarbeitern die berufliche Verwendung von ChatGPT und openAI untersagt, wie Bloomberg berichtete. JPMorgan hat die Nutzung des ChatGPT-Chatbots eingeschränkt.
Die Verbreitung solcher Technologien dürfte die Unterscheidung zwischen Realität und sogenannten Deepfakes erschweren, so die UBS-Analysten. Zu den Risiken gehören etwa fabrizierte Videos von Vorständen, die erfundene Meldungen zu ihren Firmen abgeben, oder von bekannten Investoren, die Anpassungen ihrer Positionen ankündigen, was alles die Märkte beeinflussen könnte, so die Analysten.
“ESG-Überlegungen sind angesichts der zunehmenden Einführung generativer KI von Bedeutung”, schrieben sie. “Insbesondere glauben wir, dass Deepfakes und ungenaue Informationen erhebliche Auswirkungen auf den Markt haben könnten, wenn Regulierungsbehörden, Unternehmensvertreter oder andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens falsch dargestellt werden.”
KI so alltäglich wie Computer
Nach Ansicht der UBS-Analysten könnten Systeme der künstlichen Intelligenz so alltäglich werden wie Computer, Drucker und das Internet. Die Technologie biete Chancen für Branchen wie Bildung und Medizin.
Die Analysten wiesen auch auf die Gefahr hin, dass KI das Durchsickern von geistigem Eigentum und Geschäftsgeheimnissen erleichtern könnte, wenn sensible Informationen von Nutzern, die von den Analysen der Technologie profitieren wollen, in solche Systeme eingespeist werden.
“Jede Weitergabe von geistigem Eigentum, ob versehentlich oder nicht, kann Unternehmen oder Branchen schaden, wenn keine Massnahmen ergriffen werden, um Verletzungen von geistigem Eigentum und Urheberrechten zu verhindern”, so die UBS-Analysten.
(Bloomberg)
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All diese Tatsachen haben die Finanzmärkte natürlich registriert. Es ist also nicht nur so, dass das Fed ihnen zu Hilfe eilt; die Zentralbank tut das, indem sie legitimatorisch suspekte Wege beschreitet. Kein Wunder, sind die Börsen davon überzeugt, dass das Fed ihnen mit allen Mitteln beistehen wird.
Wie entschlossen das Fed ist, den Börsen zu helfen, zeigt sich ausserdem an Aussagen wichtiger Fed-Repräsentanten. Loretta
Mester, Präsidentin und CEO der Federal Reserve Bank of Cleveland, sagte etwa zu den Massnahmen des Fed: «Wir müssen diese Dinge tun, damit die Märkte richtig
funktionieren.» Und weiter sagte sie: «Deshalb klappt jetzt auch die Preisfindung wieder.»
Nun muss man sich kurz die Situation vergegenwärtigen, in der es das Fed für nötig erachtete, einzugreifen. Sowohl die
Bewertungen für Aktien als auch die Bewertungen für Anleihen
(insbesondere für Junk-Bonds sowie für die niedrigste Stufe von Investment-Grade-Anleihen) waren im Februar nach den
zuverlässigsten Einschätzungsmethoden so hoch wie noch nie.
Sie waren beispielsweise höher als 1929 und höher als während der Dotcom-Blase. Zugleich war absehbar, dass eine Pandemie
die Welt erfasst. Dass diese Situation deutlich tiefere Preise rechtfertigt, scheint ziemlich verständlich."
Zweifelhafte Manöver der US-Zentralbank, um den Börsen zu helfen
Die Börsen scheinen sich gegen düstere Wirtschaftsmeldungen imprägniert zu haben. Der Grund ist die Geldschwemme der US-Zentralbank gegen die Corona-Krise.
Patrick Herger 05.05.2020, 05.30 Uhr