Er veröffentlichte in roter Farbe markierte Korrekturen von Passagen in dem Dokument, wie sie aus Sicht der Ukraine aussehen sollten. So sollte laut Nikolenko etwa in dem Text nicht von einem «Krieg in der Ukraine» die Rede sein, sondern klar von «Russlands Aggressionskrieg gegen die Ukraine».

Zudem hätten die G20-Staaten den Krieg einhellig verurteilen und Moskau aufrufen müssen, die Invasion umgehend zu beenden, schrieb er. Nikolenko bemängelte, dass in dem Text immer wieder allgemein «von Staaten die Rede» sei, wo eigentlich «Russland» stehen müsse. Er störte sich etwa an der Formulierung, dass «alle Staaten» darauf verzichten müssten, mit Gewalt Gebiete zu besetzen und die territoriale Unversehrtheit zu verletzten. Gemeint sei Russland, meinte er.

Die Ukraine war von Gastgeber Indien nicht eingeladen worden zu dem Gipfel, nachdem im vergangenen Jahr noch Präsident Wolodymyr Selenskyj per Video von Kiew aus die Tagesordnung auf der Ferieninsel geprägt hatte.

Aussenministeriumssprecher Nikolenko zeigte sich in seiner Mitteilung allerdings ausdrücklich dankbar, dass die Partner der Ukraine unten den G20-Mitglieder versucht hätten, scharfe Worte in den Text einzubauen.

In Neu Delhi zeigte sich die russische Seite glücklich über den Abschlusstext des Gipfels. Die Unterhändlerin Swetlana Lukasch sprach in Neu Delhi von einem «ausgewogenen» Ergebnis. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) meinte vor Journalisten, der Gipfel sei ein Erfolg, weil Russland seinen anfänglichen Widerstand gegen die G20-Erklärung aufgegeben habe. Noch im vergangenen Jahr beim Gipfel auf Bali gab es eine Verurteilung des Krieges.

(AWP)