Kiew, 11. Mai (Reuters) - Die Ukraine will noch in diesem Jahr mit dem Verkauf beschlagnahmter russischer Vermögenswerte beginnen. Diese sollen im Rahmen von Auktionen losgeschlagen werden, um den Wiederaufbau des Landes zu finanzieren, wie der Leiter des Staatlichen Vermögensfonds, Rustem Umerow, am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters sagte. "Unser Ziel ist es, alles in Staatseigentum zu überführen, es aufzubereiten und zu verkaufen", erklärte er. "Wir wollen, dass diese Unternehmen für den ukrainischen Staat, für die ukrainischen Bürger arbeiten." In diesem Jahr sollen bis zu 102 Vermögenswerte veräußert werden, vor allem Immobilien und Autos.

Russische Unternehmen seien in einigen Branchen bedeutende Marktteilnehmer gewesen. "Aber niemand hat den genauen Wert dieser Vermögenswerte geschätzt", sagte Umerow. Dies jetzt nachzuholen, sei ein komplizierter Prozess. Daran seien verschiedene Regierungs- und Strafverfolgungsbehörden beteiligt. "Sie können erst dann an den staatlichen Vermögensfonds übertragen werden, wenn eine gerichtliche Entscheidung über beschlagnahmtes und verstaatlichtes Vermögen ergangen ist", sagte Umerow. Daran werde jetzt gearbeitet. Ende Frühjahr oder Anfang Sommer könnten dann erste Vermögenswerte verkauft werden.

Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine Dekrete erlassen, um Hunderte von russischen Bürgern zu sanktionieren. Darunter sollen auch Oligarchen sein, deren Vermögen zu den größten in der Ukraine zählten. Diese Dekrete ermächtigen die Ukraine, Klagen einzureichen, um das Eigentum der von den Sanktionen betroffenen Russen zu beschlagnahmen.

Ein Beispiel für die Arbeit des Fonds sei das Bergbau- und Verarbeitungswerk Demurinskyj, der weltweit größte Hersteller von Titan für die Luft- und Raumfahrtindustrie, das im Februar aus dem Besitz eines russischen Geschäftsmanns beschlagnahmt wurde. Die Produktion des Unternehmens, das 284 Mitarbeiter beschäftigt, wurde teilweise wiederhergestellt. Der Fonds hofft, es noch in diesem Jahr verkaufen zu können, sagte Umerow. (Bericht von Olena Harmash, geschrieben von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)