Das geht aus der am Mittwoch veröffentlichten Auswertung der Unwetterschadens-Datenbank der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) hervor.

Insgesamt listet die WSL für 2024 13 Unwetter-Todesopfer auf. Höhere Opferzahlen gab es zuletzt im Jahr 2000, als insgesamt 20 Menschen bei Unwettern in der Schweiz das Leben verloren, wie Käthi Liechti von der WSL auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte. Im Durchschnitt sind es laut Liechti drei bis vier Todesopfer pro Jahr gewesen.

Ein Grund dafür vermutet die Expertin darin, dass sich im vergangen Jahr viele der Unwetter nachts ereigneten und Menschen in ihren Häusern überrascht haben. So etwa der grosse Murgang in Fontana TI Ende Juni 2024. Ausserdem seien Murgänge sehr schnell ablaufende Prozesse: «Auch wenn man die Gefahr noch realisiert hätte, wäre es vielleicht schon zu spät gewesen», so die Expertin.

Platz 5 in der langjährigen Schadensbilanz

Auch die finanziellen Schäden liegen weit über dem teuerungsbereinigten Durchschnitt von 310 Millionen Franken pro Jahr. Seit 1972 erfassen Forschende der WSL im Auftrag des Bundes die Schäden durch Hochwasser, Murgänge, Steinschläge und Rutschungen systematisch anhand von Medienberichten. Das Jahr 2024 reiht sich in dieser 53-jährigen Datenreihe auf dem Platz 5 ein.

Mit Abstand am meisten Unwetterschäden verzeichnete die Schweiz im Jahr 2005, wie aus den Daten der WSL hervorgeht. Damals betrug die teuerungsbereinigte Schadensumme rund 3,5 Milliarden Franken.

Vor allem im Juni

Wie im langjährigen Mittel entstanden auch 2024 die meisten Schäden während der Sommermonate. Speziell war laut dem Bericht jedoch, dass sich knapp 85 Prozent der Jahresschadenssumme auf den Monat Juni konzentrierten.

Der grösste Teil davon entfiel auf die grossen Unwetter im Misox GR, Wallis und Tessin am 21., 29. und 30. Juni. Im Juli schlugen die Unwetter im Val de Bagnes VS zu Buche, im August der verheerende Murgang in Brienz BE sowie Überschwemmungen in Hallau SH und Umgebung.

Anfang September kam es in verschiedenen Gemeinden in den Kantonen Zürich, Zug und Aargau zu grösseren Schäden durch Gewitterhochwasser, und im Walliser Saastal führte ein Murgang zu einem mehrtägigen Verkehrsunterbruch auf der Kantonsstrasse.

Über 60 Prozent der geschätzten Jahresschadenssumme entfielen auf den Kanton Wallis und knapp 25 Prozent aller Schäden allein auf die Aluminiumindustrie in Sierre VS.

Keine Tendenz ersichtlich

Trotz der hohen Schäden und Opferzahlen ist laut Liechti keine generelle Tendenz zu mehr Unwetterschäden erkennbar. Gegensätzliche Entwicklungen wirken laut der Expertin gegeneinander: Einerseits ist zwar das Schadenpotential höher als früher, weil mehr Fläche verbaut ist und Starkniederschläge aufgrund des Klimawandels zunehmen.

Andererseits hat die Schweiz in den letzten Jahrzehnten viel in technische und organisatorische Schutzmassnahmen investiert, Prognosen sind genauer und die Bevölkerung sensibilisierter als noch vor 20 Jahren. All dies trägt dazu bei, dass Schäden verhindert oder vermindert werden können.

Die Schätzungen basieren hauptsächlich auf Berichten in den Medien. Bei grossen und folgenschweren Ereignissen holt die WSL zusätzliche Informationen von Versicherungen, Krisenstäben und amtlichen Stellen ein.

(AWP)