Bislang leitete Prevost im Vatikan als Kurienkardinal das wichtige Dikasterium - gewissermassen das Ministerium - für alle Bischöfe weltweit. Früher war er als Missionar und Bischof in Peru tätig sowie Generalprior des Augustinerordens. Er gilt als jemand, der zwischen dem konservativen Lager und dem für Reformen offenen Lager in der katholischen Kirche gut vermitteln kann.
Erster Papst aus den USA
Damit kommt zum ersten Mal in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte ein Pontifex aus den Vereinigten Staaten. Die vergangenen zwölf Jahre hatte der argentinische Papst Franziskus an der Spitze von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken gestanden.
Aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle stieg kurz nach 18.00 Uhr weisser Rauch auf - das Zeichen, dass sich die 133 Kardinäle aus aller Welt mit Zweidrittelmehrheit geeinigt haben. Dazu reichten vier Wahlgänge. Auf dem Petersplatz, wo zu diesem Zeitpunkt mehr als 15.000 Menschen warteten, brach lauter Jubel aus. Dazu läuteten vom Petersdom die Glocken.
Prevost hatte bereits vor dem Konklave zum Kreis der Favoriten gezählt. Auf den meisten Listen, die veröffentlicht wurden, lag er aber nicht ganz vorn.
Nach seiner Wahl wurde der neue Papst in der Sakristei der Kapelle in Weiss eingekleidet. Alle Kardinäle schworen ihm Gehorsam. Nach einem gemeinsamen Gebet ging es für ihn zur Mittelloggia des Petersdoms. Dort wurde das Habemus Papam (Wir haben einen Papst) verkündet - und sein Name. Anders als sein Vorgänger Franziskus trug er bei seinem Auftritt dann auch wie früherer Päpste eine Stola aus Goldbrokat.
Papstwahl begann am Mittwoch
Leo XIV. ist der 267. Pontifex in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte. Vom Balkon spendete er dann erstmals auch den Segen Urbi et Orbi (Der Stadt und dem Erdkreis). Der Petersplatz war dann schon mit mehr als 100.000 Menschen gefüllt. Viele Einwohner und auch Touristen hatten sich nach der Nachricht vom weissen Rauch in grösster Eile auf den Weg zum zentralen Platz des kleinen Kirchenstaats im Herzen der italienischen Hauptstadt gemacht.
Der Nachfolger des mit 88 Jahren gestorbenen Papstes Franziskus wurde damit verhältnismässig schnell gekürt. Die Kardinäle waren erst am Mittwoch gegen 17.45 Uhr in die Kapelle eingezogen, wo sie dann strikt abgeschottet von der Aussenwelt berieten. Sie durften keinerlei Kontakt nach draussen haben, auch in den Pausen und in der Nacht nicht.
Damit dauerte seit den 1960er Jahren kein Konklave länger als drei Tage, auch dieses Mal nicht. Es ging auch schneller als 2013 bei der Wahl von Franziskus, der fünf Wahlgänge brauchte. Dabei war das Wahlgremium mit 133 Kardinälen so gross wie noch nie. Am ersten Abend hatte es mehr als drei Stunden gedauert, bis erstmals schwarzer Rauch in den Abendhimmel über dem Vatikan stieg. Auch am zweiten Tag gab es zur Mittagsstunde noch einmal das Signal: keine Einigung. Doch schon am Abend war es dann so weit.
Damit hat die katholische Kirche nach zwölf Jahren unter Franziskus und zweieinhalb Wochen Sedisvakanz (Zeit des unbesetzten Stuhls) einen neuen Pontifex. Mit Spannung wird erwartet, ob Papst Leo XIV. den vorsichtigen Reformkurs des Argentiniers fortsetzen wird. Von konservativen Kardinälen hatte es zuvor Forderungen gegeben, zu einem traditionelleren Kurs zurückzukehren.
Papst ist laut Glaubenslehre Nachfolger des Apostels Petrus
In Europa verlor die katholische Kirche in den vergangenen Jahren erheblich an Mitgliedern, befördert durch zahlreiche Missbrauchsskandale. Auf anderen Kontinenten nimmt die Zahl der Katholiken zu. Im Vorfeld wurde deshalb viel spekuliert, dass der neue Papst wieder nicht aus Italien kommen könnte. Seit 1978 waren der Pole Johannes Paul II., der deutsche Benedikt XVI. und der Argentinier Franziskus im Amt.
Der katholischen Glaubenslehre zufolge ist der Papst Nachfolger des Apostels Petrus und Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden. Zudem ist er Bischof von Rom, Primas von Italien und Staatsoberhaupt des Vatikans. Grosse weltliche Macht hat er nicht. Er ist aber für viele Menschen eine moralische Autorität.
Am Sonntag Angelus-Gebet
Franziskus hatte mehr als zwölf Jahre an der Spitze der katholischen Kirche gestanden. Er starb am Ostermontag an den Folgen eines Schlaganfalls im Vatikan, nachdem er am Tag zuvor noch mit seinem Papamobil über den Petersplatz gefahren worden war. Zuvor hatte er mehr als einen Monat mit einer lebensgefährlichen Lungenentzündung in Rom im Gemelli-Krankenhaus gelegen. Nun liegt er in der Kirche Santa Maria Maggiore begraben, seiner Lieblingskirche in Rom.
Erwartet wird, dass der neue Papst Leo XIV. dort bald seinem Vorgänger noch einmal die Reverenz erweisen wird. Ansonsten steht am Sonntag mit dem traditionellen Angelus-Gebet vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz ein öffentlicher Auftritt auf dem Programm. Zur Amtseinführung wird es dann vermutlich nächste Woche eine grosse Messe geben, zu der zahlreiche Staatsgäste erwartet werden./cs/rme/hrz/DP/he
(AWP)