Nach dem Kursverfall der PacWest Bancorp in den vergangenen Tagen ist mit Western Alliance ein weiteres Institut ins Schlingern geraten, das nun strategische Optionen mit Investoren ausloten will. Manager an der Wall Street und Bankanalysten riefen die Regulierungsbehörden dazu auf, schnell mehr Schutz für Bankeinlagen sicherzustellen und auch weitere Schritte in Betracht zu ziehen. Aus ihrer Sicht kann nur ein beherztes Eingreifen ein Ausufern der Krise stoppen.

"Investoren konzentrieren sich eindeutig weiterhin auf die verbleibenden Mitspieler, die als die schwächsten gelten", meint etwa Bankenanalystin Erika Najarian von der UBS. Um die Kaskade zu stoppen, bevor es zu weiteren Zusammenbrüchen komme, sei es womöglich an der Zeit, dass das Finanzministerium und die US-Notenbank Fed aktiv werden und eine Art Sicherheitsnetz schaffen, schrieb sie in einer Studie.

Aktien von PacWest waren am Donnerstag zeitweise um mehr als 40 Prozent in den Keller gerauscht, nachdem das Finanzinstitut erklärt hatte, es prüfe strategische Optionen. Der Börsenkurs von Western Alliance war zeitweise sogar um rund 60 Prozent abgestürzt. Die Bank dementierte einen Medienbericht über einen möglichen Verkauf und erklärte, es gebe keine ungewöhnlichen Einlagenabflüsse. Das Geldhaus sei ausreichend mit Liquidität ausgestattet.

Der aktivistische Investor Nelson Peltz forderte in der "Financial Times", die Einlagensicherung auszuweiten. Damit blies er ins gleiche Horn wie der Grossinvestor Bill Ackman. Das Versäumnis der Aufsichtsbehörden, das Absicherungssystem zu erweitern, habe "mehr Nägel in den Sarg gehämmert", twitterte er. Peter Orszag, Chef der Finanzberatung bei Lazard, forderte, für unversicherte Einlagen Garantien für einen Zeitraum von sechs Monaten zu geben. Damit würde Vertrauen geschaffen. Bankkunden könnten so davon abgehalten werden, Gelder von Konten kleinerer und mittelgroßer Banken abzuziehen.

Das US-Finanzministerium erklärte am Donnerstag, es werde die Börsenentwicklungen weiterhin "genau beobachten". Das Bankensystem verfüge aber über erhebliche Liquidität und die Einlagenströme seien stabil. Der US-Einlagensicherungsfonds Federal Deposit Insurance (FDIC) reagierte nicht auf eine Bitte um eine Stellungnahme.

Es begann bei Regionalbanken Silicon Valley Bank und Signature Bank

Das Bankenbeben hatte im März begonnen, als Kunden begannen, massiv Gelder von den Regionalbanken Silicon Valley Bank (SVB) und Signature Bank abzuziehen. Als die kalifornische SVB zusammenbrach, hatten Kunden zuvor zeitweise innerhalb von nur fünf Stunden 42 Milliarden Dollar an Geldern von ihren Konten abgeräumt. Es war der grösste Kollaps einer Bank seit der globalen Finanzkrise 2008.

Die in New York ansässige Signature Bank war zwei Tage nach der SVB kollabiert. Sparer brachten im Zuge der Turbulenzen Gelder bei größeren US-Banken in Sicherheit. Um eine Ansteckung zu verhindern, ergriffen Aufsichtsbehörden Sofortmaßnahmen, um alle Kunden bei den beiden Krisenbanken zu entschädigen. Die Fed stellte Instituten zusätzliche Liquiditätshilfen bereit.

Die Finanzmärkte hatten sich zuletzt im April wieder etwas beruhigt. Doch am vergangenen Wochenende war mit der in Kalifornien ansässigen First Republic schließlich die dritte Bank in die Knie gegangen. Aufsichtsbehörden hofften diesmal, dass ein Notverkauf an die Grossbank JPMorgan das Bankenbeben beenden würde.

Doch die Nervosität der Anleger wurde dadurch nur wieder neu bestärkt. Am Montag hatte die FDIC mögliche Reformen vorgestellt - darunter eine Anhebung der derzeitigen Obergrenze der Einlagenabsicherung von derzeit 250.000 Dollar pro Bank und Person. Eine solche Reform würde aber die Zustimmung des US-Kongresses erfordern.

"Der Kongress scheint zum jetzigen Zeitpunkt nicht bereit zu sein, diese Option auszuüben", meint etwa Carl Riccadonna, Chefökonom bei BNP Paribas. Wenn es also keine Änderung der FDIC-Abdeckungsgrenzen gebe, bestehe die Gefahr, dass der strukturelle Gegenwind anhalte. Grossbanken und Private-Equity-Firmen hatten sich geweigert, Instituten Kapitalspritzen ohne staatlichen Rückabsicherung anzubieten, weil sie mögliche Verluste vermeiden wollen.

Aus Sicht von Ed Mills, Analyst bei der Investmentbank Raymond James, könnten Aufsichtsbehörden auch andere Optionen in Betracht ziehen. Sie könnten beispielsweise signalisieren, dass Anteilseigner der Banken geschützt werden könnten. Auch zusätzliche Hilfen der US-Notenbank seien denkbar. Doch Mills ist skeptisch. Er glaube nicht an ein Eingreifen der Behörden - "bevor sich die Lage nicht erheblich verschlechtert."

(Reuters)