Niigata, 11. Mai (Reuters) - Der drohende Finanzkollaps der USA könnte das Treffen der Finanzminister aus den sieben führenden Industrienationen (G7) in Japan überschatten. Der erbittert geführte Streit zwischen Republikanern und Demokraten im Kongress über eine Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA ist ein weiteres Risiko für die ohnehin schon träge Weltwirtschaft. US-Präsident Joe Biden hat bereits vor einer schweren Rezession in der weltgrößten Volkswirtschaft gewarnt, sollte es keine Einigung geben. US-Finanzministerin Janet Yellen muss sich auf zahlreiche Fragen dazu aus dem G7-Kreis einstellen. In der Vergangenheit konnte der Notfall aber durch eine weitere Anhebung der Schuldenobergrenze stets vermieden werden.

Die Finanzminister und Notenbankchefs beraten seit Donnerstag im japanischen Niigata über die hartnäckig hohe Inflation, die Schuldenprobleme vieler Schwellen- und Entwicklungsländer sowie die weitere Finanzierung der von Russland angegriffenen Ukraine. Turbulenzen an den Finanzmärkten wegen eines möglichen Zahlungsausfalls der USA sollen unbedingt vermieden werden, zumal Investoren wegen der Probleme mehrerer US-Regionalbanken bereits nervös sind.

Ein Finanzkollaps der USA drohe die Erfolge bei der wirtschaftlichen Erholung von der Corona-Pandemie zu verspielen, sagte Yellen in Japan. Eine Abwärtsspirale dürfte einsetzen, "die uns viel weiter zurückwerfen würde". Der diesjährige G7-Gastgeber wäre davon stark betroffen. Das asiatische Land ist einer der größten Gläubiger von US-Staatsanleihen. Japans Finanzminister Shunichi Suzuki wollte sich nicht konkret zu den USA äußern. Die G7-Gruppe werde Wege diskutieren, wie mit Finanzrisiken am besten umzugehen sei, sagte er.

Laut Yellen ist die Weltwirtschaft in einem besseren Zustand, als viele Experten vor sechs Monaten gedacht hätten. Die Inflation schwäche sich in mehreren G7-Staaten - neben den USA sind das Kanada, Japan, Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Italien - ab.

Thema in Niigata sind auch die Sanktionen gegen Russland, die immer wieder umgangen werden. Außerdem sollen die weltweiten Lieferketten gestärkt werden. Dabei soll die Abhängigkeit von China reduziert werden zugunsten von Schwellen- und Entwicklungsländern. (Bericht von Andrea Shalal und Leika Kihara, geschrieben von Christian Krämer, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)