Im zweiten Quartal habe sich die Nachfrage im Geschäft mit Erstausrüstern deutlich belebt, sagte Unternehmenschef Traeger am Mittwoch bei Vorlage der Halbjahreszahlen. Dieses Geschäft sei auf die Bereiche Halbleiterausrüstung und Life Science & Medizintechnik ausgerichtet. Nach einem schwachen Start dürfte in der zweiten Jahreshälfte die Nachfrage vor allem aus der Halbleiterausrüstungsindustrie aber anziehen. Die Risiken hätten gleichwohl angesichts bestehender und möglicher zusätzlicher Handelshemmnisse zugenommen. Jenoptik habe daher seinen Sparkurs intensiviert.
Für 2025 rechnet der Vorstand nun damit, nur noch die untere Hälfte der Prognosespannen bei Umsatz und operativer Marge zu erreichen. Jenoptik peilt Erlöse auf dem Niveau des Vorjahres (1,12 Mrd Euro) an - dies beinhalte sowohl einen Rückgang als auch einen Anstieg um 5 Prozent. Vom Erlös sollen 18 bis 21 Prozent als operatives Ergebnis (Ebitda) hängen bleiben. Im Vorjahr hatte die Marge 19,9 Prozent betragen.
In den ersten sechs Monaten schrumpfte der Umsatz des Thüringer Unternehmens im Jahresvergleich um fast acht Prozent auf gut 498 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging um 22,3 Prozent auf 78,8 Millionen Euro zurück. Die entsprechende Marge sank von 18,8 auf 15,8 Prozent. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 25,3 Millionen Euro - ein Minus von gut 37 Prozent zum Vorjahreszeitraum.
Die Zahlen des zweiten Quartals seien charakterisiert durch einen immer noch schwachen Auftragseingang, auch wenn dieser die Erwartungen übertroffen habe, kommentierte Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank. Analyst Henrik Paganetty vom Investmenthaus Jefferies verwies vor allem auf den Umsatz, der hinter der Konsensschätzung zurückgeblieben sei. Beide Experten hoben zudem den vorsichtigeren Ausblick hervor. «Die potenziellen Auswirkungen der genannten Risiken auf die Geschäftsentwicklung im Jahr 2026 können derzeit nicht mit ausreichender Sicherheit abgeschätzt werden», gab Paganetty obendrein zu Bedenken.
Das aus dem Carl-Zeiss-Konzern hervorgegangene Unternehmen treibt seinen Umbau zur Photonik seit einigen Jahren voran. Der Konzern fokussiert sich auf bestimmte Wachstumsmärkte, zu denen er Halbleiter und Elektronik sowie Medizintechnik, Biowissenschaften und Smart Mobility zählt.
Jenoptik hatte sich 2022 von seiner Militärtechniksparte Vincorion getrennt. Sie ging an die Private-Equity-Gesellschaft Star Capital. Im Gegenzug stärkte sich die Gruppe durch mehrere Übernahmen: Hinzu kam unter anderem Trioptics, ein Anbieter optischer Messsysteme. Der Bau einer neuen Fabrik für Halbleiterausrüstung in Dresden wurde 2024 abgeschlossen.
Auf der Verkaufsliste steht noch der Automatisierungsspezialist Prodomax. Die Beteiligung wird im Segment der nichtphotonischen Portfoliounternehmen geführt, zu denen auch der Industriemesstechnik-Anbieter Hommel-Etamic gehört. Der Verkauf der Tochter sei unter anderem wegen der unberechenbaren Zollpolitik des US-Präsidenten Donald Trump bis zum Jahresende nicht mehr realisierbar, hiess es.
Jenoptik beschäftigt nach eigenen Angaben knapp 4.200 Menschen. Der Konzern gehört zu den wenigen börsennotierten Technologieunternehmen in Ostdeutschland. Sein Kerngeschäft sind optische Systeme, Laser und Messtechnik für verschiedene industrielle Anwendungen sowie Laser und andere Ausrüstungen für die Verkehrsüberwachung./mne/nas/mis
(AWP)