Das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) hatte vom bundeseigenen Rüstungskonzern Ruag Anfang 2025 eine Untersuchung zu den Kosten und Nutzen des Projekts Rigi angefordert. Geprüft wurden betriebswirtschaftliche sowie sicherheitspolitische Aspekte und die technische Machbarkeit.
Massgebend für den Entscheid, das Projekt weiter zu verfolgen, seien primär sicherheitspolitische Aspekte gewesen, sagte Rüstungschef Urs Loher am Donnerstag an einer gemeinsamen Medienkonferenz des VBS und der Ruag am Militärflugplatz im waadtländischen Payerne.
Schlüsselkompetenzen im Inland
Die Schweiz stehe in einer sicherheitspolitisch anspruchsvollen Zeit. Die Armee müsse sich verteidigen können. Dafür brauche es in kritischen Bereichen eigene Fähigkeiten. Genau hier setze die aktuelle Rüstungsstrategie der Schweiz an. Es gehe darum, dass Schlüsselkompetenzen im Inland verankert werden, erklärte Loher.
Selbstverständlich könne man in Zukunft auch wirtschaftliche Optionen nutzen hinsichtlich eines europäischen Wartungszentrums für den F-35. Dieser Kampfjet verkaufe sich in Europa besser als erwartet und könnte sich aufgrund der weltpolitischen Lage noch besser verkaufen, betonte der Rüstungschef.
Laut dem VBS und der Ruag soll auch geprüft werden, wie sich das Rüstungsunternehmen zu einem europäischen Zentrum für Militärluftfahrt weiterentwickeln könne. Derzeit gebe es nur ein Zentrum mit der notwendigen Technologie für die Wartung des F-35, so Loher. Falls die Schweiz die Rahmenbedingungen so gestalte, dass andere Länder ihre F-35 in der Schweiz warten lassen können, eröffne dies natürlich auch wirtschaftliche Perspektiven.
Wirtschaftliche Risiken
Das VBS warnt jedoch davor, dass Partnerstaaten, die den Jet mitentwickelt hätten, den reinen Käufernationen wie der Schweiz den Zugang zu Wartungsaufträgen anderer F-35-Flotten verwehren könnten. Zudem könne das strenge Kriegsmaterialgesetz einen Standortnachteil bedeuten.
Allerdings könne die Ruag zusätzlich die Kapazitäten im Komponentenbereich und im Triebwerksbereich ausbauen. Damit liessen sich die wirtschaftlichen Risiken wiederum verringern.
Durch die Endmontage und das Testen der vier F-35 baue die Ruag bedeutendes, sicherheitsrelevantes Wissen betreffend Betrieb, Wartung und Unterhalt auf, sagte Ruag-Verwaltungsratspräsident Jürg Rötheli. «Das Projekt Rigi ist ein Meilenstein für die Ruag und für die Schweiz. Dieses Wissen ermögliche es, die Einsatzbereitschaft der Luftwaffe langfristig in der Schweiz zu gewährleisten und die Sicherheit der Schweiz substanziell zu stärken», so Rötheli.
«Dass die Ruag dieses Vertrauen von Lockheed Martin, der US-Regierung, der Armasuisse und dem VBS erhalten hat, sei ein starkes Bekenntnis zur operativen Leistungsfähigkeit des Rüstungskonzerns», zeigte sich Rötheli erfreut.
Schaffung von Arbeitsplätzen
Mit dem Projekt Rigi wird die Ruag rund 120 Arbeitsplätze im Jetbereich erhalten. Damit würden die Kompetenzen der Schweiz im Kampfjetbereich erweitert. Zudem wird der Rüstungskonzern in der Romandie Investitionen in der Höhe von 100 Millionen Franken tätigen. Dies sei mit ein Grund, weshalb die Medienkonferenz in Payerne abgehalten worden sei, fügte Rötheli hinzu.
Patrick Nyfeler, Leiter der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) des F-35-Herstellers Lockheed Martin, sagte: «Wir sind entschlossen unsere Beziehungen zur Schweiz zu vertiefen. Wir haben mit der Schweizer Industrie gemeinsam bereits eine Reihe von Offset-Geschäften durchgeführt . Wir sind besonders stolz auf das Projekt Rigi und dass das VBS die Einschätzungen von Lockheed Martin teilt.»
Im Rahmen des Projektes werde Ruag qualifizierte Arbeitskräfte ausbilden. Dies werde sowohl die Unabhängigkeit der Schweiz stärken als auch auch die Möglichkeiten in Europa erweitern.
(AWP)