Am Aktienmarkt kam dies gut an. Die Aktie legte zuletzt um 4,2 Prozent auf 29,60 Euro zu. Damit nähert sich das Papier dem Jahreshoch von Mitte Mai, als es etwas über 30 Euro gekostet hat. Allerdings hat die Aktie in den vergangenen drei Jahren ein Drittel verloren.
Vonovia hatte im vergangenen Jahr wegen der Immobilienkrise sein Portfolio mehrfach abgewertet und damit Milliardenverluste erlitten. Seit der Änderung des Zinsumfeldes Mitte 2022 habe Vonovia brutto eine Preiskorrektur der Bestände von 23 Prozent hinnehmen müssen, sagte Buch in einer Telefonkonferenz.
In den ersten sechs Monaten machte das Unternehmen unter dem Strich einen Verlust von 529 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte Vonovia einen Fehlbetrag von mehr als 4 Milliarden verbucht. Der Wert des Vermietungsportfolios ging mit knapp 82,5 Milliarden Euro Ende Juni im Vergleich zum Jahresende 2023 leicht zurück. Eine geringere Neubewertung des Immobilienportfolios zeige die Erholung der Märkte von Vonovia, schrieb Analyst Simon Stippig vom Analysehaus Warburg Research.
Derweil wird das Unternehmen zuversichtlicher für das laufende Jahr. Nun peilt es bei den Ergebniszielen und beim Mietwachstum jeweils das obere Ende der Spannen an.
Der Tiefpunkt in der Portfoliobewertung dürfte erreicht sein, schrieb Analyst Neil Green von der US-Bank JPMorgan. Die Gewinnentwicklung tendiere an das obere Ende der Jahresziele. Nach Einschätzung von Analyst Charles Boissier von der schweizerischen Grossbank UBS hat das Unternehmen bei den meisten Kennziffern besser abgeschnitten als erwartet.
Operativ lief es für das Unternehmen im ersten Halbjahr noch nicht rund. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging im Jahresvergleich um knapp drei Prozent auf 1,27 Milliarden Euro zurück. Dies hing vor allem mit einem Verlust im Development-Geschäft und dem Verkauf von Wohnungen zusammen. Der bereinigte Vorsteuergewinn schrumpfte etwa wegen höherer Zinsaufwendungen um sechs Prozent auf 887 Millionen Euro.
Besser lief es in der Vermietung aufgrund der weiterhin hohen Nachfrage nach Wohnraum in den Ballungsgebieten. Die Miete stieg im ersten Halbjahr im Schnitt auf 7,86 Euro pro Quadratmeter - das waren 3,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In Deutschland betrug die durchschnittliche Monatsmiete per Ende Juni bei Vonovia 7,73 Euro pro Quadratmeter.
Auch kommt Vonovia bei den Verkäufen voran. Erst jüngst veräusserte Vonovia 1970 Wohnungen Grossraum Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet für insgesamt rund 300 Millionen Euro - und dies leicht über dem Buchwert. Weitere 185 Millionen Euro kämen aus Veräusserungen im Rahmen kleinerer Transaktionen. Bereits im ersten Quartal hatte Vonovia rund 4500 Wohnungen in Berlin für insgesamt 700 Millionen Euro an zwei kommunale Berliner Wohnungsunternehmen verkauft. Seit Jahresbeginn habe das Unternehmen Immobilien im Wert von 1,5 Milliarden Euro verkauft, hiess es.
Um die Schulden abzubauen, will Vonovia-Chef Buch 2024 Wohnungen im Wert von rund drei Milliarden Euro abstossen. Bis Ende des Jahres soll der sogenannte LTV, das Verhältnis des Kreditbetrags zum Verkehrswert des Immobilienportfolios, auf 45 Prozent sinken, so der Firmenlenker. Ende Juni betrug er 48,2 Prozent. Analyst Pierre-Emmanuel Clouard vom Analysehaus Jefferies monierte denn auch, dass die Verschuldung zunehme.
2023 erzielte das Unternehmen durch Wohnungsverkäufe und die Veräusserung von Minderheitsanteilen an Immobilienportfolios Erlöse von rund vier Milliarden Euro. Insgesamt, so hatte der Konzern Mitte 2022 angekündigt, sollen Wohnungen und Häuser im Wert von 13 Milliarden Euro veräussert werden. Vonovia besitzt knapp 543 000 Wohnungen.
Mit der Zinswende waren die Baukosten stark gestiegen und Vonovia hatte sich vom Neubau verabschiedet. «Wir bauen unsere Projekte fertig», sagte Buch. Im ersten Halbjahr hat der Konzern 1655 Wohnungen fertiggestellt. Die Zahl würde sich aber abflachen, wenn Vonovia das Development nicht bald hochfahren werde. «In diesem Zusammenhang habe der Vorstoss von Bundesjustizminister Marco Buschmann, den Gebäudetyp E in die Ressortabstimmung zu geben, sehr positiv gestimmt», sagte der Manager. Der FDP-Politiker will das Bauen einfacher und günstiger machen, indem etwa die Vorgaben zu Komfortstandards reduziert werden.
Der Gebäudetyp E werde aber nicht alleine ausreichen, sagte Buch. Neben den Baukostensenkungen und Förderungen müsse auch über das Mietrecht gesprochen werden. Vonovia baue heute für 5000 Euro den Quadratmeter inklusive Grundstück. Vor ein paar Jahren hätten die Kosten noch bei 3000 Euro gelegen. Ziel müsse es sein, auf diese Grössenordnung zurückzukommen./mne/lew/jha/he
(AWP)