Die Waffenruhe zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas-Miliz hat am Sonntag den dritten Tag in Folge gehalten. Für Montag wird die Freilassung israelischer Geiseln und palästinensischer Häftlinge erwartet.
Zudem soll US-Präsident Donald Trump eine Rede vor dem israelischen Parlament, der Knesset, halten und nach Ägypten reisen. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz wird am Montag in Ägypten erwartet. Der CDU-Chef soll dort «an der Unterschriftenzeremonie zum Frieden in Gaza» teilnehmen, wie ein Sprecher der Bundesregierung mitteilte.
Tausende Palästinenser bewegten sich wieder in Richtung Norden nach Gaza-Stadt. Die Stadt war in den vergangenen zwei Monaten ein Schwerpunkt der israelischen Angriffe und ist weitgehend zerstört. Rettungskräfte warnten vor nicht explodierter Munition und Bomben in der Region. Hilfskräften zufolge werden rund 300.000 Zelte benötigt, um 1,5 Millionen Vertriebene vorübergehend unterzubringen.
Dem Nahost-Abkommen zufolge soll die Hamas bis Montagmittag die verbliebenen Geiseln freilassen. Diese waren am 7. Oktober 2023 bei einem brutalen Angriff der Miliz auf Israel verschleppt worden, der dann den Gaza-Krieg auslöste. Israels Geisel-Koordinator Gal Hirsch erklärte in einem von der Nachrichtenagentur Reuters eingesehenen Brief an die Angehörigen, es werde erwartet, dass die Freilassungen am Montag beginnen. 20 Geiseln sollen noch am Leben sein.
Im Gegenzug will Israel 250 palästinensische Häftlinge freilassen. Das israelische Justizministerium hat deren Namen veröffentlicht. Sie wurden wegen Mordes und anderer schwerer Verbrechen verurteilt. Die Liste enthält jedoch keine hochrangigen Hamas-Kommandeure oder prominente Persönlichkeiten anderer Gruppierungen wie Marwan Al Barghouti oder Ahmed Saadat, deren Freilassung die Hamas gefordert hatte. Die israelische Gefängnisverwaltung teilte mit, sie habe einige palästinensische Gefangene vor ihrer erwarteten Freilassung in andere Einrichtungen verlegt.
Zusätzlich sollen 1700 Palästinenser freigelassen werden, die seit dem 7. Oktober 2023 im Gazastreifen inhaftiert wurden. Auch 22 palästinensische Minderjährige sowie die Leichen von 360 getöteten Kämpfern sollen übergeben werden. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz sagte, das Militär werde nach der Rückkehr der Geiseln die von der Hamas gebauten unterirdischen Tunnel im Gazastreifen zerstören.
Merz will keine Soldaten senden
«Deutschland wird sich bei der Umsetzung des Friedensplans engagieren, zunächst vor allem für die Einhaltung eines stabilen Waffenstillstands und für humanitäre Hilfe», betonte der Regierungssprecher. Merz unterstreiche mit der Reise dieses Engagement.
Neben Trump soll auch der Präsident des Europäischen Rates, Antonio Costa, an dem Nahost-Gipfel in Ägypten teilnehmen. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der französische Präsident Emmanuel Macron und der britische Premierminister Keir Starmer werden dort erwartet. Bei dem Treffen soll es um den Plan von Trump gehen, den Krieg im Gazastreifen zu beenden.
Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan will Gaza im Falle eines dauerhaften Friedenschlusses beim Wiederaufbau unterstützen. «Deutschland steht für den Wiederaufbau bereit, dazu bin ich auch mit den Partnern anderer Regierungen, insbesondere der EU und den G7-Staaten und internationalen Organisationen wie der Weltbank in Gesprächen», sagte die SPD-Politikerin in einem «Handelsblatt»-Interview.
Es solle zuallererst mit mobilen Übergangsunterkünften geholfen werden, weil 80 Prozent der Gebäude in Gaza zerstört seien. «Im Weiteren wird es um Basisversorgung gehen wie zum Beispiel Ernährungssicherung, Gesundheit, aber auch Trümmerbeseitigung.» Ohne privates Kapital werde es nicht gehen. «Beim Wiederaufbau von Gaza, Syrien oder der Ukraine sind Summen nötig, die wir aus öffentlichen Haushalten allein nie stemmen können.»
Die USA haben zusammen mit Ägypten, Katar und der Türkei das Abkommen vermittelt. Es wird als erste Phase einer Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas beschrieben. Trump wird nach seiner Rede in Israel nach Scharm El Scheich in Ägypten weiterreisen.
(Reuters)