Noch ist ungewiss, wie gross die Sitzverschiebungen in der grossen Kammer sein werden. Die SRG kündigt dazu für 18.00 Uhr eine erste schweizweite Hochrechnung an.
Gemäss den bisherigen Endresultaten sowie Hochrechnungen aus den Kantonen gewinnt die SVP momentan neun Sitze dazu. Sitzgewinne gibt es demnach in den Kantonen Bern, Waadt, Aargau, St. Gallen, Tessin, Freiburg, Graubünden, Neuenburg, Jura und Glarus. In Nidwalden verlor die SVP ihren bisherigen Sitz.
Auf der anderen Seite verlieren die Grünen gemäss aktuellen Erkenntnissen aus den Kantonen sieben Sitze - dies doppelt in Zürich und Bern. Einen Sitz weniger dürfte es in den Kantonen Genf, Waadt und Thurgau geben. Nicht mehr im Parlament vertreten sein dürften zudem die Genfer Gruppierung Ensemble à Gauche sowie die Neuenburger PdA, die dort Parti ouvrier et populaire (POP) heisst. Ihre Vertreterin respektive ihr Vertreter politisierten in der ablaufenden Legislatur in der Fraktion der Grünen.
Auch die GLP dürfte verlieren - wohl fünf Sitze. Aktuell erwartet wird ein Minus in den Kantonen Zürich, Waadt, Genf, St. Gallen und Luzern.
Stabile Verhältnisse bei SP, Mitte und FDP
Die Sitzzahl der SP erhöht sich gemäss den aktuellen Zahlen leicht. Sie dürfte in den Kantonen Bern, Luzern, Waadt und Genf je einen Sitz gewinnen. In Freiburg, Graubünden und Basel-Stadt gibt es dagegen jeweils einen SP-Sitz weniger.
Die FDP dürfte unter dem Strich einen Sitz im Nationalrat verlieren. Den erwarteten Gewinn im Thurgau macht der erwartete Sitzverlust in Zürich und in der Waadt zunichte. Die Mitte-Partei dürfte gemäss derzeitigem Stand zwei Sitze in der grossen Kammer hinzugewinnen. Vorwärts machte die Partei in den Kantonen Zürich (+2), Waadt (+1) und Nidwalden (+1), rückwärts im Tessin und in Glarus (je -1).
Ein ähnliches Bild zeigt die erste nationale Hochrechnung von GFS Bern im Auftrag der SRG zu den Wähleranteilen. Demnach ist die SVP von 29 Prozent (plus 3,4 Prozentpunkte) klare Gewinnerin der Nationalratswahlen. 2015 hatte sie 29,4 Prozent erreicht. Die Grünen verlieren 4,1 Prozentpunkte und fallen mit 9,1 Prozent deutlich unter die 10-Prozent-Marke. 2019 hatten sie 6,1 Prozentpunkte zugelegt und mit 13,2 Prozent das beste Ergebnis der Parteigeschichte erzielt.
Mitte könnte FDP überflügeln
Bei den übrigen grösseren Parteien sind Bewegungen unter einem Prozentpunkt zu erwarten. Tendenziell gewinnen wird demnach die SP, die mit einem Wähleranteil von 17,2 Prozent deutlich die zweitstärkste Partei im Nationalrat bleibt. Die aus der Fusion von CVP und BDP entstandene Mitte-Partei könnte mit einem Wähleranteil von 14,7 Prozent (+0,9 Prozentpunkte) die FDP mit 14,6 Prozent (-0,5 Prozentpunkte) überholen, was historisch wäre.
Die GLP kommt gemäss der Hochrechnung auf einen Wähleranteil von 7,1 Prozent - ein Minus von 0,7 Prozentpunkten.
«Nicht schönzureden»
Grünen-Präsident Balthasar Glättli räumte auf Blick-TV ein, dass es sich um eine Wahlschlappe für seine Partei handle. «Das ist nicht schönzureden», sagte der Zürcher Nationalrat. Er zeigte sich besorgt angesichts der Zugewinne der SVP. Diese seien ein schlechtes Zeichen für den Klimaschutz, für die Gleichstellung, aber auch für die Beziehungen zu Europa.
SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi ist nach eigener Aussage trotz der stattlichen Gewinne seiner Partei nicht zum Feiern zumute. Die Herausforderungen in der Schweizer Politik seien riesig, sagte er einer Reporterin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Die Partei hatte im Wahlkampf konsequent auf die Themen Zuwanderung und Asyl gesetzt. Die SVP versuche nun, mit der Mitte-Partei und der FDP Mehrheiten zu finden, so Aeschi. Es brauche eine neue Politik, die Bevölkerung habe am Wahlsonntag klar einen Richtungswechsel beschlossen.
(AWP)