Die Wechselkurse dürften die Ergebnisse in allen drei Sparten stärker beeinflussen, hiess es vom Konzern weiter. In der Laborsparte, dem grössten Konzernstandbein, spiegele die Anpassung der Prognose «auch die gegenwärtigen Unsicherheiten mit Blick auf die Zölle wider». Merck dürfte mit dem Schritt vor allem auf den zuletzt stark geschwächten US-Dollar reagieren. Der Konzern macht gut ein Viertel seines Umsatzes in Nordamerika, sodass bei der Umrechnung aus der US-amerikanischen Währung in Euro weniger übrig bleibt. UBS-Analyst Matthew Weston hob derweil hervor, dass Merck in der Elektroniksparte anders als bisher auch einen organischen Ergebnisrückgang nicht mehr ausschliesst.
Das Merck-Management rechnet für das Gesamtjahr nun mit einem konzernweiten Umsatz in der Bandbreite von 20,9 bis 22,4 Milliarden Euro, zuvor standen noch 21,5 bis 22,9 Milliarden Euro im Plan. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) soll jetzt 2025 bei 5,8 bis 6,4 Milliarden Euro herauskommen statt wie zuvor angepeilt bei 6,1 bis 6,6 Milliarden.
Auch organisch, also Wechselkurseffekte und Zu- und Verkäufe herausgerechnet, trauen sich die Darmstädter am unteren Ende der beiden Spannen einen Prozentpunkt weniger Anstieg zu als bisher; die Bandbreite für das Plus beim operativen Ergebnis wurde auch am oberen Ende um einen Prozentpunkt gekürzt.
Unterdessen setzte Merck im ersten Quartal seinen bereits 2024 begonnenen Aufschwung von einer Post-Corona-Delle weiter fort: Der Umsatz kletterte im ersten Quartal im Jahresvergleich um rund drei Prozent auf 5,28 Milliarden Euro, wobei der Konzern insbesondere in der Laborsparte von der Erholung im Geschäft rund um die Arzneimittelherstellung profitierte. Der Bereich hatte lange unter einer Nachfrageflaute gelitten, nachdem er in der Corona-Zeit noch dank der Nachfrage von Impfstoffherstellern und -forschern kräftig gewachsen war.
Auch mit KI-Halbleitermaterialien machte Merck im ersten Quartal weiterhin gute Geschäfte. In der Pharmasparte trieben vor allem Medikamente für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen das Wachstum an.
Das operative Ergebnis stieg derweil um knapp sechs Prozent auf 1,54 Milliarden Euro und übertraf die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten leicht. Merck begründete den Zuwachs vor allem mit den erneut niedrigeren Ausgaben im Pharmageschäft und einer strikten Kostendisziplin. Nach Steuern verdienten die Darmstädter 738 Millionen Euro, ein Jahr zuvor waren es noch 699 Millionen Euro gewesen.
Erst kürzlich hatten die Darmstädter die rund 3 Milliarden Euro schwere Übernahme des US-Krebsspezialisten Springworks Therapeutics verkündet. Mit dem bisher grössten Zukauf unter der noch bis 2026 amtierenden Chefin Garijo will Merck seine Pharmasparte stärken - deren Forschungspipeline nach einigen Studienflops recht dünn aussieht.
Damit kommen auch zwei bereits zugelassene Springworks-Arzneien unter das Dach von Merck, darunter Ogsiveo zur Behandlung von fortschreitenden Weichteiltumoren (Desmoidtumore). Der Zukauf wirkt sich derzeit aber noch nicht auf die Geschäftszahlen aus, denn er soll erst im zweiten Halbjahr abgeschlossen werden./tav/men/stk
(AWP)