Die Weltwirtschaft habe sich trotz geopolitischer Krisen erstaunlich widerstandsfähig gezeigt, sagte Brende. Diese Wirtschaft werde jedoch von Investitionen in neue Technologien wie KI angetrieben, betonte der norwegische Ex-Aussenminister.

«Allein in diesem Jahr wurden 500 Milliarden US-Dollar in KI investiert. Daher besteht die Sorge, dass sich Blasen bilden könnten, sei es eine Krypto- oder eine KI-Blase», sagte Brende. Man investiere viel Geld, aber die Rendite lasse noch auf sich warten.

Chancen durch KI

Dennoch sieht der WEF-Präsident auch Chancen durch neue Technologien als Wachstumstreiber. «Wir könnten im kommenden Jahrzehnt sogar Produktivitätssteigerungen von zehn Prozent erleben. Und Produktivität bedeutet Wohlstand.» Künstliche Intelligenz und andere neue Technologien bedeuteten einen grossen Paradigmenwechsel. Er glaube, sie würden Durchbrüche in Medizin, synthetischer Biologie, Raumfahrt und Energie beschleunigen. Künstliche Intelligenz könne Prozesse enorm beschleunigen.

Der Norweger ist nach dem Rückzug von Gründer Klaus Schwab das Gesicht des Weltwirtschaftsforums, das vom 19. bis 23. Januar 2026 in Davos seine 56. Jahreskonferenz abhält. Dazu werden Tausende Teilnehmer erwartet, darunter Dutzende Staats- und Regierungschefs sowie Vorstandsvorsitzende globaler Grosskonzerne.

Sorge bereiten Brende die globalen Krisen und Konflikte. «Es herrscht eindeutig geopolitische Unordnung: Die Weltordnung, die wir kannten, existiert nicht mehr. Wie sieht die Zukunft aus?» Unsicherheit sei die grösste Sorge für die Weltwirtschaft.

Als einen dominierenden Konflikt sieht der WEF-Chef die Spannungen zwischen China und den USA, die seit Monaten gegenseitig hohe Zölle auf Importe verhängt haben. «Das Land, das bei neuen Technologien - sei es Quantentechnologie, Superintelligenz, KI, autonome Fahrzeuge oder synthetische Biologie - führend ist, wird auch die mächtigste Nation dieses Jahrhunderts sein.»

Dabei müssten die drängendsten globalen Probleme wie Cyberkriminalität oder neue Pandemien gemeinsam angegangen werden, mahnte Brende. Ansonsten müsse man andere Lösungen finden, zum Beispiel, indem sich Länder mit ähnlichen Interessen zusammenschliessen. «Es wird eine Renaissance für megaregionale, sogenannte plurilaterale Abkommen geben», sagte der WEF-Präsident.

(AWP)