Die IWF-Ökonomen rechnen nun für das laufende Jahr mit einem Wachstum der Weltwirtschaft um 3,0 Prozent. Das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als bei ihrer letzten Prognose im April, wie der Währungsfonds am Dienstag in der Aktualisierung seines Jahresberichts zur Weltwirtschaft (WEO) bekannt gab.

Allerdings betonte der IWF, dass es schwierig sei, verlässliche Prognosen zu erstellen. Denn die Ankündigung von Handelsabkommen, wie kürzlich zwischen den USA und der EU, könnte die Lage wieder verändern. Dennoch wäre die Weltwirtschaft schwächer als letztes Jahr, als das BIP um 3,3 Prozent wuchs.

Zollschock weniger heftig als befürchtet

«Der durch die Zölle verursachte Schock scheint vorerst weniger heftig zu sein, als wir im April erwartet hatten», betonte IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Dies sei zum Teil auf die angekündigten Zollpausen und mittlerweile erreichte Zollabkommen zurückzuführen.

Bei seiner jetzigen Prognose geht der IWF von Zöllen auf Importe in die Vereinigten Staaten von durchschnittlich 17,3 Prozent aus. Das ist deutlich weniger als die 24,4 Prozent in der letzten Prognose vom April. Das wären aber immer noch die höchsten Zölle seit mindestens den 1930er Jahren.

Die Vorbereitung der Unternehmen auf diese Strafzölle habe die Wirtschaftstätigkeit angekurbelt, da die Firmen vor deren Inkrafttreten Lagerbestände aufgebaut hätten, schrieb der IWF. Allerdings werde dies Auswirkungen auf das künftige Wachstum haben, warnte Gourinchas: «Was sie bereits auf Lager haben, müssen sie später im Jahr oder im nächsten Jahr nicht mehr beschaffen.»

Besonders zulegen dürften vor allem die Schwellenländer, deren Wachstum im Durchschnitt um 0,4 Prozentpunkte höher ausfallen werde als in der vorherigen Schätzung, schrieb der IWF. Dagegen dürften sich die Industrieländer nur um 0,1 Prozentpunkte verbessern.

Europa weiterhin im Leerlauf

Für die USA wird nun ein Wachstum von 1,9 Prozent (+0,1 Prozentpunkte) erwartet. Das wäre allerdings immer noch ein massives Minus gegenüber dem Jahr 2024, als die US-Wirtschaft um 2,8 Prozent wuchs. Grund dafür sei die Inflation, wo die Auswirkungen der Zölle sichtbar würden, erklärte Pierre-Olivier Gourinchas.

Die Eurozone dürfte in diesem Jahr um 1,0 Prozent wachsen. Im April hatten die Ökonomen lediglich mit +0,8 Prozent gerechnet. Die Verbesserung sei allerdings vor allem dem Boom in Irland zu verdanken, wo die Pharmaexporte von Vorziehbestellungen aus den USA profitierten.

Bei den grossen Ländern kommt Deutschland nicht vom Fleck. Das nördliche Nachbarland dürfte lediglich ein Miniwachstum von 0,1 Prozent erzielen, während in Frankreich (+0,6 Prozent) und in Spanien (+2,5 Prozent) die Wirtschaft wohl mehr Schwung erreichen wird. Italien ist mit einem Plus von einem halben Prozent auch keine Wachstumslokomotive. Zur Schweizer Konjunktur steht nichts in dem IWF-Bericht.

China trotz Beschleunigung im Gegenwind

Umgekehrt wurden die Prognosen für China deutlich um 0,8 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent nach oben korrigiert. Damit liegen sie nun näher an den 5,0 Prozent, die 2024 erreicht wurden. Dies sei laut dem IWF-Ökonomen insbesondere dem Lageraufbau chinesischer Produkte in den USA zu verdanken.

China stehe dennoch im Gegenwind, betonte Gourinchas. So sei die Binnennachfrage nach wie vor recht schwach und das Konsumentenvertrauen gering. Zudem werde der Immobiliensektor als Schwachpunkt der chinesischen Wirtschaft das Wachstum sowohl 2025 als auch 2026 belasten.

(AWP)