Die deutschen Exporte haben im Juni weiter leicht zugelegt. Die Ausfuhren stiegen gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Analysten hatten im Schnitt einen stärkeren Zuwachs um 0,3 Prozent erwartet. Allerdings war die Entwicklung im Vormonat besser als bisher bekannt. Nach revidierten Zahlen sind die Exporte im Mai um 0,1 Prozent gestiegen, nachdem zuvor ein Rückgang um 0,1 Prozent gemeldet worden war.
Wie das Bundesamt weiter mitteilte, sind die deutschen Importe im Juni überraschend stark gesunken, um 3,4 Prozent im Monatsvergleich. Hier hatten Analysten im Schnitt nur einen leichten Rückgang um 0,3 Prozent erwartet.
Mit dem Anstieg der Exporte und dem Rückgang der Einfuhren legte der Überschuss in der deutschen Handelsbilanz zu. Er betrug im Juni 18,7 Milliarden Euro, nach 14,6 Milliarden Euro im Monat zuvor.
Von Reuters befragte Ökonomen hatten ein kräftigeres Wachstum von 0,3 Prozent vorausgesagt. In ersten Reaktionen hieß es dazu:
Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank:
"Auch wenn die einzelne Branchen derzeit aufgrund der Abarbeitung liegengebliebener Exportaufträge profitieren mag, die Gesamtlage sieht wenig erbaulich aus. Seit Beendigung der Corona-Pandemie tritt das globale Exportvolumen auf der Stelle. Dies zeigt schon, dass es um die Weltwirtschaft schon seit einiger Zeit nicht gut bestellt ist. Deutschland leidet besonders darunter. Vor allem die im Juni deutlich rückläufigen Exporte in die Volksrepublik China sind dabei ein Mahnzeichen.
Die derzeit laufende Diskussion um den 'kranken Mann Europas' bezieht das schwache weltwirtschaftliche Umfeld zu wenig ein. Deutschland ist in absoluten Größen der drittgrößte Exporteur der Welt nach China und den USA. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt wiederum spielen die Exporte bei keiner anderen G7-Nation solch eine zentrale Rolle wie im Falle Deutschlands. Für neue wirtschaftliche Dynamik bedarf es deshalb vor allem einem besseren weltwirtschaftlichen Umfeld. Da sich dies kurzfristig nicht abzeichnet, wird die deutsche Wirtschaft vorerst auch nicht mit wirtschaftlicher Dynamik glänzen können. Mehr noch, die Rezession dürfte im zweiten Halbjahr in die Verlängerung gehen."
Alexander Krüger, Chefökonom Hauck Aufhäuser Lampe:
"Seitwärts statt aufwärts lautet weiter die Devise. Dass die Exporte niedriger lagen als vor einem Jahr, stört auf dem hohen Niveau vorerst wenig. Die trüben Exporterwartungen der Unternehmen sprechen für ein Weiter-so. Letztlich ist die Exportnachfrage zu gering, weshalb weniger Produktion nachkommt und Exportaussichten verhalten bleiben. Der starke Importrückgang hübscht das Außenhandelsergebnis auf."
(AWP/Reuters)