Strafzölle der Europäischen Union auf in China hergestellte Elektrofahrzeuge könnten laut Verkehrsminister Volker Wissing zu Vergeltungsmassnahmen Pekings führen, die vor allem die deutsche Wirtschaft belasten.
«Die deutsche Wirtschaft ist auf offene Märkte angewiesen», sagte Wissing im Interview mit Bloomberg TV. «Wir sollten gleiche Wettbewerbsbedingungen garantieren, aber nicht mit Subventionen oder Steuern arbeiten.»
Die Europäische Kommission prüft Pekings Förderungen für die Produktion von Elektroautos in China, die in die EU exportiert werden. Die Untersuchung betrifft chinesische Hersteller wie BYD, aber auch ausländische Marken mit chinesischer Produktion wie Tesla oder BMW. Die Untersuchung wird voraussichtlich etwa ein Jahr dauern und könnte zu zusätzlichen Zöllen für die Einfuhr in die EU führen.
Die Strafzölle könnten zu einem Gegenschlag führen, der vor allem BMW, VW und Mercedes-Benz schaden könnte, für die China der grösste Einzelmarkt ist. Mercedes-Chef Ola Källenius, dessen S-Klasse das meistverkaufte Luxusfahrzeug in China ist, sprach sich letzten Monat gegen protektionistische Massnahmen aus und sagte, offene Märkte seien der Schlüssel zu einem gesunden Wettbewerb.
Wissing sprach sich im übrigen erneut dafür aus, sogenannte synthetische Kraftstoffe für eine breite Palette von Anwendungen bereitzustellen. Anfang des Jahres hatte der Minister einen einsamen Kampf geführt, um in letzter Sekunde noch eine Ausnahme für E-Fuels in die EU-Verordnung hineinzureklamieren, mit der Verkauf von Autos mit Verbrennermotor ab 2035 verboten werden sollte.
Trotz der spärlichen Verfügbarkeit von E-Fuel lehnte Wissing die Idee ab, dass die Luft- und Schifffahrtsindustrie — für die Batterien derzeit aus technologischen Gründen keine Option sind — bevorzugt Zugang erhalten sollte. Die Verteilung «kann dem Markt überlassen werden», sagte Wissing.
Mehr zum Thema: Lufthansa-Chef an Autobauer: Wir brauchen alles E-Fuel selbst
Der Wettbewerb um klimaneutrale Kraftstoffe verkompliziert das Ziel der Luftfahrt, bis 2050 kohlendioxidneutral zu werden. Airbus arbeitet an einem wasserstoffbetriebenen Flugzeug, das bis Mitte des nächsten Jahrzehnts an den Markt kommen soll. Die Fluggesellschaften setzen bis dahin auf nachhaltiges Kerosin. Allerdings wird befürchtet, dass es nicht genug davon gibt und es deshalb unweigerlich die Ticketpreise in die Höhe treiben werde.
(Bloomberg)