Nach der Europäischen Zentralbank (EZB) ist vor der Fed, der Bank of England (BoE) und der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Am Mittwoch entscheiden die US-Währungshüter darüber, ob sie eine Pause einlegen oder nochmals an der Zinsschraube drehen. Vor allem nach dem jüngsten Rückgang der US-Kerninflationsrate erwarteten viele Marktteilnehmer, dass die Fed die Füsse stillhält, prognostiziert Jochen Stanzl von CMC Markets.
DWS-Volkswirt Christian Scherrmann geht davon aus, dass Fed-Chef Jerome Powell dennoch auf Aufwärtsrisiken bezüglich der Inflation hinweisen dürfte. Die könnte die Erwartung einer weiteren Zinserhöhung auf der November-Sitzung forcieren. Auch Stanzl von CMC betont: Die Geldpolitik der Fed bleibe über den September-Termin hinaus ein Unsicherheitsfaktor.
Am Donnerstag wird dann die hiesige Nationalbank ihren Entscheid über die Leitzinsen bekanntgeben. Der Konsensus der Ökonomen geht davon aus, dass die SNB den Leitzins noch einmal um 0,25 Prozentpunkte auf 2,00 Prozent erhöhen wird.
In der vergangenen Woche hat der Dax bis Freitagmittag gut 1,4 Prozent auf 15'961 Zähler zugelegt, der Swiss Market Index (SMI) um 1,8 Prozent auf 11'197 Punkte. Vor allem der Zinsentscheid der EZB verlieh den europäischen Aktienmärkten Rückenwind. Anleger hofften, dass die nochmalige EZB-Zinserhöhung am Donnerstag nun erst einmal die letzte gewesen sein dürfte. Die Schlüsselsätze stiegen um einen viertel Prozentpunkt auf 4,00 nach zuvor 3,75 Prozent. Die Währungshüter müssen aufpassen, dass sie mit ihrem im Sommer 2022 eingeleiteten Straffungskurs die ohnehin schwächelnde Wirtschaft im Euro-Raum nicht vollständig zum Erliegen bringen. In ihren neuen Wirtschaftsprognosen senkten die EZB-Volkswirte ihre Vorhersagen für das Wirtschaftswachstum in diesem und im nächsten Jahr zum Teil deutlich.
Was macht die Bank of England?
In der neuen Handelswoche steht die Fed im Fokus, die die Zinsen seit Anfang 2022 von nahe null auf 5,25 bis 5,50 Prozent nach oben getrieben hat. Ziel ist es, die Inflation zu dämpfen und den heiss gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen. Die zuletzt gestiegene Arbeitslosenquote und der abebbende Boom am Jobmarkt machen Experten zufolge eine Zinspause wahrscheinlicher.
Spannend wird es nicht nur in den USA, denn auch in Grossbritannien, Japan und China beraten die Notenbanken über die künftige Geldpolitik. Bei der Bank of England (BoE) (Donnerstag) spekulieren viele Investoren angesichts der anhaltenden Inflationsgefahr erneut auf eine Zinserhöhung. Die Preisdaten für August stehen erst am Mittwoch kommender Woche an und somit einen Tag vor dem nächsten Zinsentscheid der BoE. Die Zentralbank hat auf allen ihren vergangenen 14 Sitzungen eine Erhöhung beschlossen und den Leitzins zuletzt auf 5,25 Prozent gehievt - das höchste Niveau seit 15 Jahren.
Vorerst keine Zinswende in Japan
In Japan dürfte die Zinswende dagegen weiter auf sich warten lassen. Analysten gehen davon aus, dass die Bank of Japan (Freitag) auch wegen der unsicheren Konjunkturaussichten vorerst nicht an eine geldpolitische Straffung denkt. Für das Festhalten an der Niedrigzinspolitik spricht zudem, dass der Inflationsdruck in Japan im Juli leicht gesunken ist.
Mitten in der Konjunkturflaute berät auch China über einen wichtigen Zinssatz (Mittwoch): den LPR (Loan Prime Rate), der zur Festlegung der Verbraucherkredit- und Hypothekenzinsen dient. Die meisten Kredite in China basieren auf dem einjährigen LPR-Zins, der Schlüsselzins für fünfjährige Darlehen beeinflusst die Hypotheken. Die Zentralbank hatte die schleppende Konjunktur im August mit einer an den Finanzmärkten als eher halbherzig gewerteten Zinssenkung gestützt. Sie kappte den einjährigen Leitzins, tastete den fünfjährigen Satz jedoch nicht an.
Zum Abschluss der neuen Handelswoche stehen abseits der grossen Notenbank-Entscheidungen die Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum auf der Agenda. Commerzbank-Analyst Christoph Weil geht davon aus, dass die Daten der Hoffnung auf eine baldige Belebung der Konjunktur einen Dämpfer verpassen könnte. Die Indizes für den Dienstleistungssektor und das verarbeitende Gewerbe dürften sich kaum verbessern und mit Werten von deutlich unter 50 weiter vor einer Rezession warnen, so der Experte.
(Reuters/cash)