"Wir brauchen ein Moratorium für Tiefseebergbau, bis ausreichend wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen und nachgewiesen ist, dass ein Abbau von mineralischen Ressourcen in der Tiefsee ohne Schäden an der Meeresumwelt durchgeführt werden kann", sagte am Sonntag Tim Packeiser vom WWF.
Die Jahrestagung der International Seabed Authority (ISA) beginnt am Montag in Kingston auf Jamaika. Die ISA ist zuständig für den Schutz des internationalen Meeresbodens und der Regulierung des Tiefseebergbaus. Der Inselstaat Nauru hatte 2021 im Auftrag eines Unternehmens eine Lizenz zum Beginn des Tiefseebergbau bei der ISA beantragt und damit laut WWF "den Countdown" ausgelöst. Aktuell seien alle Staaten berechtigt, eine solche Lizenz zu beantragen. Es gibt laut WWF dafür aber kein Regelwerk. "Es ist nicht definiert, wie es weitergeht", sagte Packeiser.
Kritik an Norwegischer Regierung
Er appellierte an die Mitgliedstaaten der ISA, schnell Klarheit zu schaffen, wie mit potenziellen Anträgen verfahren werden soll. Zur endgültigen Ausarbeitung von Vorschriften genüge der derzeitige Stand der Forschung aber nicht. Daher sei ein Moratorium nötig. Packeiser erklärte, insgesamt 16 Länder, darunter Deutschland, hätten sich bereits für ein weltweites Moratorium oder einen Stopp des Tiefseebergbaus ausgesprochen. Mehr als 700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützten dies.
Der WWF-Experte kritisierte die norwegische Regierung, die kürzlich angekündigt hatte, sie wolle den eigenen Meeresboden für die Erkundung zum Abbau von Mineralien freigeben. "Das ist sicher kein zufälliges Timing. Es stärkt die Position von Nauru zu einem kritischen Zeitpunkt, während die internationale Staatengemeinschaft um Einigung ringt", sagte Packeiser. Falls Norwegen als erstes Land der Welt eigene Gewässer für Tiefseebergbau öffne, werde das Nachahmer auf den Plan rufen, die von den ersten Erträgen der Branche profitieren wollten.