Die Befragung des früheren Konzernbosses zu den Abgasmanipulationen beim Wolfsburger Autobauer dauerte bereits den dritten Verhandlungstag an. Als «mittlerweile sehr zäh» beschrieben die wenigen Beobachter den Verlauf. Mit «Wie meinten Sie das genau?» oder «Ich kann das nicht nachvollziehen», sollte Winterkorn teils schon getätigte Aussagen immer wieder erneut aufgreifen.

Der als «Mr. Volkswagen » bekannte gewordene Topmanager ist als Zeuge in dem Zivilverfahren vor dem Oberlandesgericht Braunschweig geladen. In dem Prozess nach dem Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz (KapMug) wird seit 2018 über möglichen Schadenersatz für Investoren verhandelt, die nach dem Auffliegen des Skandals Kursverluste erlitten hatten. Derzeit geht es um rund 4,4 Milliarden Euro. Musterklägerin ist dabei die Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka Investment, die Beklagten sind die Volkswagen AG und die Dachholding Porsche SE .

Der Skandal kostete VW mehr als 30 Milliarden Euro und Winterkorn 2015 den Job. Die Verantwortung für die Manipulationen hatte der 76-Jährige zu Beginn der Vernehmung in der Braunschweiger Stadthalle bereits klar von sich gewiesen. «Ich halte diese Vorwürfe für unzutreffend», sagte er in einem Eingangsstatement Mitte Februar. Er bezog sich dabei auf die beiden Strafverfahren, die ebenfalls in Braunschweig gegen ihn anhängig sind.

Auf die Einleitung eines Anwalts «Ich muss sie noch einmal behelligen» reagierte am Dienstag sogar Richter Christian Jäde barsch. «Stellen Sie doch einfach Ihre Frage», forderte er. Teils fragte Winterkorn selbst zurück: «Was ist denn eigentlich die Frage?» Oder er leitete seine Antwort ein mit: «Ich kann mich nur wiederholen.» Daneben blieb der Verhandlungstag geprägt von juristischem Detailstreit der Parteien. Beendet wurde die Befragung am Dienstag noch nicht. Am Mittwoch soll zunächst die Gegenseite Fragen an Winterkorn richten.

Der VW-Konzern wiederholte am Dienstag seine Sicht auf die zentralen Fragen des Verfahrens. «Wir sind überzeugt, dass die Volkswagen AG jederzeit ihre kapitalmarktrechtlichen Pflichten erfüllt hat», sagte ein Sprecher. Aus Unternehmenssicht bestätigen die laufende Beweisaufnahme und die Zeugenbefragungen das. «Volkswagen hält die anhängigen Anlegerklagen für unbegründet», sagte der Sprecher. Die Vernehmung Winterkorns soll am Mittwoch (10.00 Uhr) den vierten Tag fortgesetzt werden./bch/DP/jha

(AWP)