Die Verfahren fliessen allerdings erst nach der ersten Entscheidung der zuständigen Insolvenzgerichte in die Statistik ein. Der Zeitpunkt des Insolvenzantrags liegt demnach oft annähernd drei Monate davor.
So viele Pleiten wie seit 2014 nicht mehr
Für das Gesamtjahr erwartet Creditreform rund 23.900 Firmenpleiten und damit so viele wie seit 2014 nicht. Als Gründe nennt die Wirtschaftsauskunftei die hohe Verschuldung vieler Betriebe, den erschwerten Zugang zu Krediten sowie strukturelle Belastungen wie Energiepreise oder Regulierung. Vor allem Mittelständler stünden unter Druck.
«Die Ursachen sind klar: hohe Kosten, schwache Nachfrage, grosse Unsicherheit», heisst es beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). DIHK-Chefanalyst Volker Treier fordert eine für alle Betriebe abgesenkte Stromsteuer, steuerliche Entlastungen bei der Einkommenssteuer, nicht weiter steigende Sozialabgaben sowie Bürokratieabbau.
Im kommenden Jahr dürfte es nach den Erwartungen von Creditreform und DIHK kaum besser aussehen. Es sei nicht davon auszugehen, dass die Insolvenzzahlen stagnieren oder gar zurückgehen werden, sagte der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch. Zahlen des Statistischen Bundesamtes für 2025 gibt es im kommenden März.
Erst am Dienstag hatte das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) von einer Verschnaufpause bei den Firmenpleiten berichtet. Demnach sollten die Zahlen im November erstmals seit dreieinhalb Jahren knapp unter dem Vorjahreswert liegen, was nun vom Bundesamt nicht bestätigt wurde.
Insolvenzverwalter sehen Normalisierung
Eine leichte Entwarnung kommt vom Berufsverband der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID), der zwar noch keine belastbare Trendwende, aber doch Licht am Ende des Tunnels erkennt. Von den Spitzenwerten aus der längeren Vergangenheit sei man weit entfernt, sagt Verbandschef Christoph Niering. Er sagt: «Nach den letzten Jahren mit Nachholeffekten aus der Coronaphase und dem damit verbundenen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen, normalisiert sich die Entwicklung der Insolvenzzahlen wieder.»
Geringere Forderungen
In den ersten drei Quartalen 2025 hat das Bundesamt 18.125 Unternehmensinsolvenzen registriert. Das sind 11,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Forderungen der Gläubiger lagen bei rund 40,1 Milliarden Euro - ein leichter Rückgang zum Vorjahreszeitraum, als 45,6 Milliarden Euro im Feuer standen.
Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es in den ersten neun Monaten des Jahres 52,2 Firmeninsolvenzen, die meisten in Verkehr und Lagerei, gefolgt von Gastronomie und Baugewerbe. Die Zahl der Verbraucherpleiten stieg um 8,3 Prozent auf 57.824 Fälle./ceb/ben/DP/men
(AWP)