Er sei «kein Spezialist», doch er habe gehört, dass es in zehn bis zwölf Tagen möglich sei, sagte Parmelin zu SRF. Natürlich sei so schnell wie möglich das Ziel.

Obwohl im Vergleich mit der Situation vor der Einführung der US-Zusatzzölle im April ein erhöhter Zollsatz bestehen bleibe, seien von der vereinbarten Senkung positive Impulse für die Schweizer Wirtschaft zu erwarten, hatte der Wirtschaftsminister zuvor gesagt. Die US-Zölle von 39 Prozent hätten bereits Schäden verursacht, da sie 40 Prozent der Exporte betrafen.

Zeitgleich mit der Senkung der US-Zölle wird die Schweiz im Rahmen der Übereinkunft Einfuhrzölle auf eine Reihe von US-Produkten abbauen. Dabei handle es sich, neben sämtlichen Industrieprodukten sowie Fisch und Meeresfrüchten, um aus Sicht der Schweiz «nicht-sensitive Agrarprodukte», teilte der Bundesrat mit.

Schweizer Unternehmen planen demnach zudem, bis Ende 2028 insgesamt 200 Milliarden US-Dollar an Direktinvestitionen in den USA zu tätigen.

Laut Mitteilung aus dem Weissen Haus in Washington erstrecken sich diese Investitionen über die kommenden fünf Jahre und über alle 50 US-Bundesstaaten. Liechtenstein werde seinerseits 300 Millionen Dollar investieren und 50 Prozent mehr Arbeitsplätze im privaten Wirtschaftssektor schaffen. Ziel ist es laut Washington, das Abkommen zwischen den USA und der Schweiz Anfang 2026 abzuschliessen.

Warnung vor Paralleldiplomatie

Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider bezeichnete das Verhandlungsergebnis im Zollstreit als positives Resultat. Es sei aber erst der Anfang eines Prozesses. Es handle sich ja erst um ein Joint Agreement, sagte Baume-Schneider in der SRF-«Samstagsrundschau».

Dass die Schweizer Konzernchefs bei US-Präsident Donald Trump vorsprachen, um ihre Interessen zu vertreten, verstehe sie. Auf keinen Fall dürfe es aber eine Paralleldiplomatie geben. Auf politischer Ebene seien der Bundesrat, das Parlament und dann die Bevölkerung zuständig. Die Wirtschaftsvertreter hätten ja auch kein offizielles Mandat gehabt.

Gemischtes Medien-Echo

In den Schweizer Medien ist die Freude über das im Zollstreit zwischen der Schweiz und den USA Erreichte zwar da - doch es fehlt nicht an Mahnungen. Schliesslich sei die vereinbarte Erklärung nur provisorisch und die Unsicherheit über die künftigen Schritte von US-Präsident Donald Trump gross, so der Tenor in den Zeitungen.

Für die «Tamedia»-Zeitungen ist mit dem 15-Prozent-Deal «das Schlimmste abgewendet». Für den «Blick» ist er ein «Befreiungsschlag». Für die «NZZ» wiederum ist die Freude «getrübt»; denn die 15 Prozent seien immer noch mehr als die durchschnittlichen drei Prozent von Anfang dieses Jahres.

Die «CH Media»-Zeitungen fragen sich, warum Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter, die noch im Sommer aktiv in die Verhandlungen und die Kommunikation involviert war, am Freitag nicht bei der Medienkonferenz erschien. «Wollten die USA Keller-Sutter nach dem verhängnisvollen Telefonat mit Trump nicht mehr sehen?», lautete eine Frage an Parmelin. «Das glaube ich nicht», habe dieser entgegnet.

Parmelin starker Mann im Bundesrat

Parmelin sei das geglückt, «woran Keller-Sutter scheiterte», schrieb SRF in einem Online-Kommentar. Dabei sei aber Trump der Ursprung dieser Niederlage gewesen und nicht die Bundesrätin. Zwischen Parmelin und dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer habe die Chemie wohl gestimmt.

«Parmelin, der in der Deutschschweiz in den vergangenen Jahren immer etwas unterschätzt, ja teilweise belächelt wurde, ist plötzlich der starke Mann im Bundesrat, der die Exportindustrie und damit Tausende von Arbeitsplätzen gerettet hat», kommt SRF zum Schluss.

(AWP)