Das schreiben die Ökonomen der Raiffeisen-Gruppe in einer Einschätzung zum Zollkonflikt mit den USA. Die Abwärtsrisiken für die hiesige Wirtschaft hätten sich erhöht und damit sei die Rückkehr zu Negativzinsen möglich. Der Schock über die angekündigten US-Importzölle auf Schweizer Güter von 39 Prozent sitze tief und ein «einigermassen akzeptables Verhandlungsergebnis» über einen tieferen Zollsatz scheine kaum möglich, schrieb Raiffeisen am Montag. Zudem laufe die Schweiz Gefahr, mit allfälligen Sektor-Zöllen auf Pharmaprodukten zusätzlich in unruhiges Fahrwasser zu geraten.

Aufgrund der grossen Bedeutung der Pharmaexporte für das Handelsbilanzdefizit gegenüber den USA, präsentiere sich die Schweiz als ideales Ziel, um den Widerstand des Pharmasektors gegen eine Reduktion der Medikamentenpreise in den USA zu brechen, hält Raiffeisen-Chefökonom Fredy Hasenmaile fest. Die Schweiz könnte daher mit einem ungemütlich hohen US-Zollsatz Vorlieb nehmen müssen.

Das führt laut Hasenmaile hierzulande unweigerlich zu einem geringeren BIP-Wachstum, auch weil sich die Schweiz damit einen «schmerzhaften Wettbewerbsnachteil» gegenüber den Ländern der EU und Grossbritannien eingehandelt habe. Raiffeisen hält an ihren Anfang April im Nachgang zu der erstmaligen Ankündigung hoher US-Zölle reduzierten BIP-Prognosen von +1,3 Prozent für 2025 und +0,9 Prozent für 2026 fest.

Vorderhand bedürfe es keiner weiteren Anpassung nach unten, so Hasenmaile weiter. «Eine solche droht jedoch, sollte in Form der Auferlegung von Sektor-Zöllen auf die Pharmaindustrie eine weitere Hiobsbotschaft folgen, welche die Schweiz zusätzlich treffen würde.»

Rückkehr zu Negativzinsen?

Der US-Zollhammer hat laut Raiffeisen auch für die Geldpolitik in der Schweiz Folgen. Damit wachse das Risiko, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) erneut Negativzinsen einführt.

Die SNB habe zwar bei ihrer letzten geldpolitischen Lagebeurteilung klar gemacht, dass die Hürden dafür höher liegen als bei früheren Leitzinssatzsenkungen. Sollte sich aber der Konjunkturausblick eintrüben, die Deflationsgefahr steigen oder sich der Schweizer Franken spürbar aufwerten, seien Negativzinsen erneut möglich.

Eine Zinssenkung sei auch deshalb wahrscheinlicher geworden, da sich der Spielraum der SNB für Devisenmarktinterventionen im Zuge des Handelskonflikts mit den USA reduziert habe. Schliesslich bergen solche Interventionen das Risiko, noch mehr ins Fadenkreuz der US-Machtpolitik zu geraten, hält Hasenmaile fest.

(AWP)