Die von AWP befragten Analysten rechnen bei Roche mit einem Umsatz von 14,55 Milliarden Franken im ersten Quartal 2024. Sowohl im Pharma- wie im Diagnostikbereich wird mit sinkenden Umsätzen im Vergleich zum ersten Quartal 2023 gerechnet. 

Nur die vier Medikamente Ocrevus und Hemlibra sowie Evrysdi und Vabysmo dürften mit einem Umsatzwachstum aufwarten, während mehr als die Hälfte der wichtigsten Roche-Medikamente rückläufige Umsätze aufweisen dürften. 

Entlastung gibt es dagegen an der Währungsfront. Nachdem der starke Franken dem Pharmakonzern in den letzten Monaten des vergangenen Geschäftsjahres noch deutlich zu schaffen gemacht hat, dürfte Roche von dieser Seite für die ersten drei Monate 2024 etwas weniger Druck gesehen haben, sind sich Analysten einig. Beim Umsatz dürfte sich die jüngste Franken-Abschwächung noch mit einer Belastung von etwa einem Prozent niederschlagen und beim Kerngewinn je Aktie mit 3 Prozent, meint etwa Morgan Stanley.

Insgesamt dürfte dieses erste Quartal zu den schwächsten in diesem Jahr zählen, heisst es weiter bei der ZKB: Dies liegt auch daran, dass sich in den ersten drei Monaten noch einmal die weggefallenen Covid-19-Umsätze bemerkbar machen dürften. Nach dem ersten Quartal sei dieser Effekt sozusagen ausgewaschen, hatte das Roche-Management selbst immer wieder betont.

Laut ZKB dürfte es die Einnahmen in der Diagnostik-Sparte mit 0,3 Milliarden Franken belasten und in der Pharmasparte mit 0,6 Milliarden, was vor allem auf das Mittel Ronapreve zurückzuführen sei.

Darüber hinaus dürften sich Investoren für die Frage interessieren, wie das Roche-Management grösseren Akquisitionen und therapeutischen Schwerpunktbereichen gegenübersteht. Dabei dürfte ein besonderer Fokus auf den Therapiebereichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Fettleibigkeit liegen. Vor diesem Hintergrund warten Marktteilnehmer auch gespannt auf Entscheidungen zur Priorisierung der Pipeline, um die F&E-Produktivität zu verbessern.

Roche bleibt bei zurückhaltenden Prognosen

Wie üblich hat das Roche-Management zum Jahresstart eine vorsichtige Prognose ausgegeben. Zu konstanten Wechselkursen gehen die Konzernlenker von einem Anstieg der Umsätze im mittleren einstelligen Prozentbereich aus. Der Kerngewinn je Titel dürfte ebenfalls im mittleren einstelligen Prozentbereich steigen. Ausserdem ist die Gruppe weiter bestrebt, die Dividende in Schweizer Franken zu erhöhen.

Unterdessen dürften die Einbussen durch Nachahmerprodukte und die weggefallenen Corona-Umsätze 2024 weniger stark belasten. Nachahmer dürften nochmals etwa 1,6 Milliarden an Umsatz kosten, während von Covid-Seite nach dem ersten Quartal kaum noch Nachwehen zu spüren sein dürften.

Diagnostik-Sparte mit neuen Tests erfolgreich

In den vergangenen Wochen ist es vor allem der Diagnostik- Sparte gelungen, mit verschiedenen Tests auf sich aufmerksam zu machen. Neben drei Gerinnungstests, mit denen der Konzern zur Schlaganfallprävention beiträgt, hat Roche auch neue Daten zu seinem Messgerät für Diabetiker veröffentlicht.

Im Bereich der Alzheimer-Forschung haben die Basler von der US- Arzneimittelbehörde (FDA) den sogenannten Breakthrough-Status für den Bluttest "Elecsys pTau217-Assay" erhalten. Einem Malaria-Test erteilte die US-Behörde zudem die Zulassung. In der EU-wiederum hat Roche für ein Brustkrebs- Begleitdiagnostikum die sogenannte CE-Kennzeichnung erhalten.

Darüber hinaus treibt Roche den Einsatz künstlicher Intelligenz in der Diagnostik voran. So arbeitet Roche mit PathAI zusammen. Gemeinsam entwickeln sie Algorithmen für die digitale Pathologie mit künstlicher Intelligenz. Im Pharmageschäft zogen Studienergebnisse zu einem Blutdrucksenker das Interesse auf sich. Zusammen mit dem US-Unternehmen Alnylam hat der Pharmakonzern positive Ergebnisse mit dem Medikament Zilebesiran erzielt.

Wie Novartis, plant auch Roche einen Abbau von Stellen. Insgesamt seien von den Abbaumassnahmen "voraussichtlich weniger als 340" Personen im Bereich Pharma-Product Development betroffen, erklärte seinerzeit ein Konzernsprecher auf Anfrage.

Die Genussscheine von Roche gehören seit Anfang Jahr zu den schwächsten Blue Chips. Während sich der Gesamtmarkt (SMI) seitwärts bewegt hat, haben die Genussscheine von Roche gut 9 Prozent nachgegeben. Bereits im 2023 entwickelten sich die Titel unterdurchschnittlich.

Gemäss AWP-Analyser bewerten elf Analysten elf den Titel mit «Kaufen», acht mit «Halten» und drei «Verkaufen». Das durchschnittliches Kursziel beträgt 322,25 Franken.

(AWP/cash)