Die sogenannten CBDCs (Central Bank Digital Currency) sind eine digitale Form einer Landeswährung, welche eine Forderung gegenüber der Zentralbank verkörpern. Der Unterschied zu den bekannten digitalen Zahlungsmitteln, wie Bitcoin oder Ethereum ist, dass CBDCs von einer zentralen Einheit kontrolliert und ausgebeben werden. Die Beweggründe für eine Zentralbank CBDCs auszugeben, sind vielfältig: Förderung der finanziellen Eingliederung von Bevölkerungsgruppen, um diesen einen einfacheren und sicheren Zugang zu Bankdienstleistungen zu verschaffen; Effizienzsteigerungen des Zahlungsverkehrs, insbesondere die Senkung der Transaktionskosten; Erhöhung der Transparenz der Geldströme und eine einfachere Überwachung der Geld- und Finanzpolitik.

Gemäss einer Studie des Atlantic Council sind derzeit weltweit 105 Länder in Projekte involviert, welche mit der Umsetzung von CBDCs im Zusammenhang stehen. Bis heute gibt es aber noch kein einziges CBCD-Projekt, welches auf breiter Basis umgesetzt wurde.  Man muss auch feststellen, dass aus heutiger Sicht noch nicht vollständig geklärt ist, in welcher Ausprägung das digitale Zentralbankengeld eingeführt wird. Es gibt noch einige offene Fragen, die es zu klären gilt.

Für den Konsumenten muss Klarheit bezüglich des Nutzens von CBDCs herrschen. Der Zahlungsverkehr ist ein Bereich, welcher für viele Zentralbanken an erster Stelle steht und der mittels digitaler Innovation verbessert werden soll. Die Einführung von Zahlungssystemen wie etwa Alipay und WeChat Pay in China oder Indiens Unified Payments Interface sind Beispiele von Anwendungen, welche auf breiter Basis einen Nutzen stiften. Diese Systeme sind äusserst kostengünstig und sehr weit verbreitet. Auch das Bezahlsystem TWINT hat den Schweizer Zahlungsverkehr revolutioniert. In den USA wird in Kürze das Zahlungsportal FedNow eingeführte werden. Eine Plattform, welche 24x7x365 Zahlungen für lizenzierte Zahlungsdienstleister ermöglicht.  Dies stellt sicherlich einen Fortschritt dar. Bei all diesen Systemen sind es allerdings keine digitalen Währungen, die transferiert werden. Der Nutzer muss über einen miteingebunden Finanzintermediär agieren, was per se keine allzu grosse Innovation darstellt. Ein CBDC sollte die Funktionalität von Bargeld haben und zugleich die Vorteile von digitalen Transaktionen in Echtzeit und zu minimalen Kosten ermöglichen. Man denke nur ab die beträchtlichen Margen welche Anbieter wie VISA/Mastercard verlangen. Das Potential von CBDC für Zahlungstransaktionen ist enorm, vor allem wenn es in digitaler Form ohne konstanten Netzzugang verwendet werden kann. Die Covid-19 Pandemie hat den Gebrauch von Bargeld bereits stark verringert und die Notwendigkeit der Einführung von digitalen Zahlungsalternativen in den Vordergrund gerückt.

Für die Anwendung von CBDCs in einer Volkswirtschaft gibt es zwei Möglichkeiten. Einerseits kann die Anwendung auf Finanzinstitutionen beschränkt werden. CBDCs werden in diesem Fall nur für Transaktionen unter Finanzdienstleistern verwendet. Der Nutzen ist in diesem Fall auf den Kreis der Finanzintermediäre beschränkt. Der Vorteil für die Zentralbank ist die einfachere Kontrolle und ein Effizienzgewinn im Interbankengeschäft, was schlussendlich allen Martktteilnehmern nützt. Andererseits können CBCDs für die gesamte Volkswirtschaft als Zahlungsmittel verfügbar sein für jegliche Art von Transaktionen, die in einer Volkswirtschaft getätigt werden. Der zweite Fall ist sicher der komplexere Fall, insbesondere weil damit Fragen der Datensicherheit und der Privatsphäre verbunden sind.  Auch die Frage wie der individuelle Besitzanspruch geltend gemacht werden kann, muss eindeutig beantwortet werden. Das Design von CBCDs ist ein wesentlicher Faktor. Der Nutzer kann über ein CBDC direkt mit der Zentralbank verbunden sein, was die Geldschöpfung der Geschäftsbanken obsolet machen würde. Es bieten sich hier sicherlich die bereits bestehenden Methoden der Blockchain an, welche bei den gängigen digitalen «Coins» wie Bitcoin oder Ethereum verwendet werden. Die wichtigste Voraussetzung bei einer Einführung von CBCDs ist, dass eine wesentliche Effizienzsteigerung gegenüber dem heutigen Status Quo erreicht wird. Das heisst, Transkationen müssen kostengünstiger abgewickelt werden, sie müssen sicherer sein bezüglich der Aufbewahrung, einfach zu handhaben und die Anonymität für den Anwender muss gegeben sein. Intermediäre welche das System träge und teuer machen, müssen möglichst ferngehalten werden.

Im Zuge des sich ausweitenden grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs können CBDCs einen wichtigen Beitrag zur Effizienzsteigerung im internationalen Austausch sein. Aber das bedingt natürlich auch, dass die Akteure bei der Umsetzung von CBDC-Lösungen von vornherein koordiniert vorgehen und Standards setzen.

Die Zentralbanken stehen vor der grossen Herausforderung, den raschen Wandel der Zahlungssysteme mitzugestalten. Innovationen wie Bitcoin aber auch grosse Technologie-Firmen sind dabei, in diese Domäne einzudringen. Die Technologien, welche heute zur Verfügung stehen, bieten eine grosse Chance, die heute gängigen Zahlungsmittel zu revolutionieren. Wir erwarten grosse Veränderungen in den kommenden Jahren in diesem Bereich.