In den vergangenen sechs Wochen erhielt der Krypto-Markt vor allem durch zwei bedeutende Events kräftigen Rückenwind. Der grösste Asset-Manager der Welt, BlackRock, reicht Mitte Juni einen Antrag für einen Bitcoin-ETF an die US Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde SEC ein. Kurz darauf folgen weitere Anbieter wie Fidelity, Wisdomtree, VanEck und 21Shares/Ark mit nochmaligen Anträgen für ein ähnliches Produkt. Der Preis von Bitcoin stieg in den folgenden Tagen um etwa 25% auf über 31'000 USD an.

Mitte Juli folgte das seit langem erwarteten Urteil im Fall SEC vs. Ripple, welches US-Richterin Analisa Torres in Bezug auf den Verkauf von Ripple (XRP) an Privatanleger zu Gunsten Ripple aussprach und die Kryptowährung damit nicht als Wertpapier einstufte. Das Urteil führte zu einem vorübergehenden Kursfeuerwerk am Krypto-Markt. Ripple (+85%), ADA (+26%), ETH (+8%), BTC (+4%).

Zur Überraschung vieler, hielt die gute Stimmung nicht lange an.

Schon am nächsten Tag, dem 14.Juli gaben die meisten Kryptowährungen wieder einen Grossteil der Gewinne aus dem «Ripple-Effekt» ab. Bitcoin handelt seither mit 29'250 USD unterhalb der jüngsten Spanne (29'800 – 31'500) bei historisch niedriger Volatilität. Innerhalb der vergangenen sieben Tage ist die Volatilität von Bitcoin (30-Tage rollierend) um über 15 Prozentpunkte auf 20% gesunken. Um eine Indikation für die erwartete Volatilität in der Zukunft zu erhalten, kann man einen Blick auf die implizite Volatilität von am Geld liegenden Bitcoin Call Optionen (Restlaufzeit 30 Tage) werfen. Diese beträgt aktuell «nur» 35%. Vor einem Jahr lag diese noch bei 75%. Auch für einen deutlich längeren Zeitraum wie z.B. neun Monate, liegt die eingepreiste Volatilität bei «nur» 50%.

Vor allem in diesem Jahr ist die Korrelation zwischen Spotmarkt und impliziter Volatilität stark angestiegen. Demnach steigt die erwartete Volatilität mit steigendem BTC-Kurs an, während sie in Seitwärts- und Schwächephasen in der Regel abnimmt. Besonders ausgeprägt ist das vor allem am kurzen Ende der Laufzeitenstruktur bei Restlaufzeiten zwischen 1 Tag und 1 Monat.

Nichtsdestotrotz lassen sich aber auch Anzeichen von Optimismus am Derivatemarkt finden.

Die «Skew» misst den Unterschied zwischen der impliziten Volatilität aus Calls und Puts mit identischem Risiko (Delta, hier 25Delta) und Restlaufzeit (hier 1M-3M). Aktuell werden Calls mit einer etwa 1.5%-2%-Punkten höheren impliziten Volatilität als Puts eingepreist, was auf eine höhere Nachfrage nach Calls gegenüber Puts zurückzuführen ist.

Trotz der jüngsten Schwächephase am Krypto-Markt, handeln BTC- und ETH-Futures weiterhin mit einer attraktiven Prämie zum Spotpreis. August BTC und ETH-Futures offerieren aktuell durch den Verkauf des Futures und Kauf des Underlyings, eine annualisierte Rendite von 10%. Je stärker der Futures Preis sich vom Spot-Preis entfernt, desto höher ist die Nachfrage nach Long-Positionen von Anlegern, desto optimistischer der Ausblick. Engt sich der «Spread» hingegen ein, bedeutet dass, dass Anleger Verkaufsdruck auf den Futures Preis ausüben, um sich gegen Kursverluste am Spot-Markt abzusichern.

Der Krypto-Markt hält sich trotz der positiven Nachrichtenlage bedeckt. Woran liegt das?

Zum einen hält es sich die SEC derzeit noch offen, Einspruch gegen das Urteil im Fall XRP einzulegen. Laut der US-Börsenaufsicht verstösst das aktuelle Urteil gegen «fundamentale Grundsätze des Wertpapierrechts» (Howey-Test»). Ein Gegenschlag der SEC wird entsprechende Unsicherheit am Krypto-Markt auslösen und weitere Kursverluste zur Folge haben.

Zum anderen sind die Bitcoin-ETF Bewerbungen nur abgeschickt, aber «noch» nicht angenommen worden. Optimismus ist dennoch angebracht. Der grösste Asset Manager der Welt, BlackRock, mit knapp 9 Billionen USD verwaltetem Vermögen hat eine Erfolgsquote bei ETF-Bewerbungen von 575-1. Entsprechend stärker ausgeprägt war damit auch die positive Kursentwicklung bei Bitcoin & Co. im Vergleich zum Urteil im Fall SEC vs Ripple.

Insgesamt stehen acht Bewerbungen für einen Bitcoin-ETF aus, für welche die SEC jeweils eine vorläufige und endgültige Frist einhalten muss. Die erste vorläufige Frist endet am 13 August und bezieht sich auf die Bewerbung von Ark21 Shares Bitcoin ETF. Bis spätestens 27.12.2023 muss die SEC dann einen finalen Entscheid treffen.

Für die übrigen Bewerbungen, darunter auch der Bitcoin ETF von BlackRock, hat die SEC noch bis Anfang September als vorläufige Frist und bis spätestens 16.03.2024 für die Verkündung einer Annahme oder Ablehnung der Bewerbungen Zeit.

In der Zwischenzeit überhäufen sich derzeit ambitionierte Bitcoin Preisprognosen für die nächsten Monate und Jahre. Das britische Bankhaus «Standard Chartered» geht nun davon aus, dass Bitcoin bis zum Jahresende auf 50'000 USD und Ende 2024 sogar auf 120'000 USD ansteigen könnte. Cathie Wood (CEO von Ark Invest) geht aktuell davon aus, dass Bitcoin im Jahr 2030 im Basisszenario bei 600'000 USD und bei über 1Mio USD im Bullenszenario handeln könnte.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Mehrheit aller Krypto-Stimmen und Anleger positiv in die Zukunft von Bitcoin & Co blicken. Ein Bitcoin-ETF wird institutionellen Anlegern endlich ein reguliertes und einfach investierbares Vehikel bieten um in eine neue, aufstrebende mit hohem Kurspotential gesegnete Anlageklasse zu investieren. Die Frage, die sich Anleger derzeit stellen ist eher «wann» als «ob» es passiert und damit ist die aktuelle Verschnaufpause am Krypto-Markt erklärt.

Nur der finale Entscheid der SEC in Bezug auf die Bitcoin-ETF Bewerbungen hat meiner Meinung nach Potential, den Kurs von Bitcoin nachhaltig zu beeinflussen und die Volatilität wieder zurück in den Krypto-Markt zu holen.