Die Konjunktur verlangsamt sich aktuell wie von uns erwartet, aber mehr schleichend als mit einem grossen Knall. Diesen waren wir uns von den letzten Rezessionen gewöhnt. 2008 war es die Finanzkrise, 2020 der Corona-Lockdown. Im vierten Quartal 2008 schrumpfte die Schweizer Wirtschaft um 3%, im nachfolgenden Quartal noch einmal um 2%. Das BIP in der Schweiz war im ersten Halbjahr 2020 satte 9% tiefer als vor dem Corona-Ausbruch. Der Konjunkturcrash war jeweils so dramatisch, dass er schnelle und starke Reaktionen von den Notenbanken und den Finanzministern provozierte. Die Zinsen fielen wie ein Stein innert kurzer Zeit auf den Nullpunkt. Wichtiger war jedoch, dass die Geldschleusen weit geöffnet wurden. In der Folge erholte sich die Konjunktur rasch. Bevor die meisten Leute spürten, dass die Wirtschaft in einer Rezession steckte, war sie schon wieder vorbei.
Der aktuelle Abschwung sieht dagegen klassischer aus. In der Industrie macht er sich zuerst bemerkbar. Die Aufträge fliessen spärlicher, weil die Kunden unsicher sind und ihre Investitionen aufschieben. Die Konsumenten spüren noch wenig vom nahenden Unheil und geben ihr Geld weiter munter aus. Mit der Zeit mehren sich die Warnungen vor einer Rezession und über den Abbau von Personal, was die Konsumlaune dämpft. Ob der Abschwung dann in eine Rezession münden wird, werden wir sehen. Wir erwarten aber keinen tiefgreifenden Einbruch der Wirtschaft.
In diesem Umfeld wird es keine Konjunkturprogramme geben. Die Notenbanken werden die Zinsen nur langsam wieder senken, da sie die Inflation im Auge behalten müssen. Deshalb verzögert sich auch die konjunkturelle Erholung bis ins nächste Jahr. Sie wird gemächlicher ausfallen als nach Corona. Als Anlegerin und Anleger bedeutet das, dass es etwas mehr Geduld benötigt, bis die Verluste von 2022 aufgeholt sind. Dafür können die Kurse über eine längere Zeit steigen.