Anlagestrategen raten ihren Privatkunden oft, nur wenig Gold zu halten. Nicht mehr als 5 bis 10 Prozent eines Portfolios, so die Faustregel, soll in Gold angelegt sein. Privatanleger aber scheinen immer noch angezogen zu sein vom Edelmetall, das seit Jahrtausenden sehr anschaulich, wie auch sprichwörtlich, die Begriffe "Wert" oder "Solidität" verdeutlicht.

Deswegen hört man immer wieder, dass Vermögensverwaltungskunden bei ihren Banken auf einem Goldanteil von über 10 Prozent des Portfolios bestehen - auch wenn Gold weder Zins noch Dividenden abwirft. 

Lang- und mehrjährige Goldanleger sind im Moment auf jeden Fall im Hoch. Am Mittwoch hat der Goldpreis zum ersten Mal seit sechs Jahren die 1500-Dollar-Marke geknackt. So wie der Schweizer Franken oder Staatsanleihen ist Gold seit jeher ein sicherer Hafen. Im Zuge von aktuellen Handelskonflikten und Rezessionsängsten fliessen Vermögenswerte dort hin.

Die Entwicklung des Goldpreises in den vergangenen 12 Monaten (Grafik: cash.ch). 

Allein der wieder massiv verschärfte Zoll- und Währungskonflikt zwischen den USA und China hat den Goldpreis von Anfang August bis heute von 1413 auf nun 1500 Dollar anschnellen lassen. Derzeit liegt der Goldpreis fast 5 Prozent höher als vor einem Monat, 16 Prozent höher als Anfang 2019 und 23 Prozent höher als vor einem Jahr. 

Vom steigenden Goldpreis profitieren auch passive Anlageprodukte. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB), grösster Anbieter von Exchange Traded Funds (ETF) auf Gold, berichtet von grösseren Zuflüssen über den Sommer. Der Asset Manager und ETF-Anbieter Invesco nennt Zahlen, wonach der ETF "Invesco Physical Gold", der unter den günstigsten der Schweiz rangiert, das Volumen seit Anfang Jahr von 5 auf 6,5 Milliarden Franken erhöht habe.

Physisches Gold in Form von Goldbarren und ETF sind beliebte Formen, am steigenden Goldpreis teilzuhaben. Eine generelle Empfehlung, ob man Barren oder ein Fondsprodukt kaufen soll, existiert nicht. Physisches Gold selber zu besitzen, so die Erfahrung von Vermögensberatern, ist bei Bankkunden nach wie vor beliebt, doch für den Kauf von Goldbarren fällt eine Gebühr an. Ausserdem müssen Barren sicher aufbewahrt werden, was Kosten mit sich zieht.

Bei ETF fällt eine Managementgebühr an, wobei die Total Expense Ratios – welche als Grössenordnung für ETF-Kosten gelten – auf bis zu 0,23 Prozent des angelegten Vermögens jährlich gesunken sind, wie folgende Übersicht zeigt:

In der Schweiz vertriebene Gold-ETF/ETC (Auswahl)

FondsValoren-
nummer
WährungFondsgrösse
(in Mio. Fr.)
Total Expense Ratio
(TER)
Performance
12 Monate
UBS ETF (CH) - Gold (CHF) hedged (CHF) A-dis10602719Franken894,30,23 Prozent+16,46 Prozent
Invesco Physical Gold A (ETC)10326235Dollar64870,24 Prozent+18,32 Prozent
iShares ETF (CH) - iShares Gold ETF (CH)10413623 Dollar4250,3 Prozent+23,59 Prozent
ZKB Gold ETF A (CHF)13910159Franken6688,40,4 Prozent+17,83 Prozent
Raiffeisen ETF - Solid Gold Ounces A CHF13403484Franken260,60,46 Prozent+18,30 Prozent
Raiffeisen ETF - Solid Gold A USD13403493Dollar64,40,51 Prozent+20,62 Prozent

Daten: cash-Fondsguide/justetf.com / Performanceunterschiede ergeben sich unter anderem durch die Form der Replikation oder die Fondswährung.

Auch als ETF-Anleger besitzt man das Edelmetall, sofern der Anbieter den Fonds mit physischem Gold hinterlegt. Eine Zeit lang war es üblich, dass Banken und Fondsgesellschaften ETF auf den Goldpreis liefen liessen und diesen über Tauschgeschäfte (Swaps) replizierten. Heute werden Gold-ETF aber gerne physisch hinterlegt, weil dies auch einem Kundenwunsch entspricht. Man spricht auch von Exchange Traded Commodities (ETC), wenn der Fonds einen Rohstoff effektiv besitzt. 

Die Bank muss dabei analog zu den Zu- und Abflüssen in Gold-ETF physisches Gold erwerben, einlagern und wieder verkaufen. Dies heisst auch: Wer in einen Gold-ETF investiert ist, kann sich die dem Investment entsprechende Menge Gold, wenn erwünscht, physisch aushändigen lassen.

«Ich liebe Gold»

Was die Performancekurven von Gold-Investments aufzeigen, wird auch mehr und mehr von prominenten Investoren aufgenommen. Der berühmte Hedge-Fonds-Manager Ray Dalio sagte kürzlich, der Markt sei am Beginn einer Phase, die "sehr gut für Gold" sei. Investorenlegende Mark Mobius sagte im Juli: "Ich liebe Gold".

Die UBS wiederum kann sich vorstellen, dass bei einer weiteren Verschärfung des US-chinesischen Konflikts der Goldpreis auf 1600 Dollar klettern wird. Auch die anhaltende Tiefzinsphase spricht für einen höheren Goldpreis, wie Nima Pouyan, Vertriebschef des ETF-Anbieters Invesco sagt: "Weil Gold keinen Zins und keine Dividende gibt, sind Anleger bei einem höheren Zins weniger bereit, Opportunitätskosten zu tragen." Höhere Zinsen sind derzeit in weiter Ferne. Nicht nur die USA, sondern auch Indien und Neuseeland haben kürzlich die Zinsen gesenkt. Von der Europäischen Zentralbank wird ein solcher Schritt in absehbarer Zeit erwartet.

Etwas vorsichtiger zu Goldpreissteigerungen äussert sich Matthias Geissbühler, Anlagechef der Raiffeisenbanken, die selbst zu den Anbietern von Gold-ETF in der Schweiz gehören. "Mittelfristig sind wir positiv zu Gold. Allerdings sind wir im Gegensatz zu Anfang Jahr und auch gegen den Trend im Moment neutral gewichtet", sagte Geissbühler zu cash.ch. Gold sei seiner Einschätzung nach aktuell etwas überkauft und tendiere wohl eher zu einer Konsolidierung. Dies bedeute aber auch, dass gute Kaufgelegenheiten entstünden, wenn der Goldpreis wieder gegen 1400 Dollar gefallen sei.