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Selbst versierten Anlegern dürfte Liberum kaum ein Begriff sein. Ganz anders in London, wo die kleine, aber feine Investment-Boutique niedergelassen ist.

Liberum hat in den letzten Jahren viel in den Ausbau der Aktienanalyse investiert und anderen Banken ein paar hochkarätige Experten abgeworben. Diese kommunizieren nun ihre 10 Schlüsselkaufempfehlungen für den Frühling.

Mit Nachdruck zum Kauf werden unter anderem die Namenaktien von Givaudan empfohlen. Vom Kursziel von 1900 Franken leitet sich ein Aufwärtspotenzial von knapp 10 Prozent ab. Aufgrund ungünstiger Verschiebungen im Währungsumfeld werde 2015 beim Genfer Hersteller von Aromen und Riechstoffen zwar zu einem wachstums- und margenseitigen Übergangsjahr, so schreibt der verantwortliche Experte. Mittelfristig stehe einem jährlichen Umsatzwachstum von 6 bis 8 Prozent jedoch nichts im Wege. In Erwartung eines in Zukunft nur geringen Investitionsbedarfs sei zudem mit einer für die Aktionäre attraktiven Dividendenpolitik zu rechnen.

Aufwärtspotenzial sieht man bei Liberum allerdings vor allem bei den Aktien von ITV (27 Prozent zum Kursziel), AstraZeneca (24 Prozent zum Kursziel), Associated British Foods (21 Prozent zum Kursziel), Philips (21 Prozent zum Kursziel), SCA (20 Prozent zum Kursziel), Travis Perkins (18 Prozent zum Kursziel) und Legrand (16 Prozent zum Kursziel). Nur gerade die ebenfalls zum Kauf empfohlenen Papiere von Infineon Technologies (5 Prozent zum Kursziel) weisen ein geringeres Potenzial als jene von Givaudan auf.

Darüber hinaus sagt die britische Investment-Boutique, um welche 10 Aktien Anleger besser einen grossen Bogen machen sollten. Auch bei diesen Schlüsselverkaufsempfehlungen ist mit ABB ein prominentes Unternehmen aus der Schweiz zu finden.

Für die Experten von Liberum steht fest, dass der in Zürich beheimatete Industriekonzern die erst kürzlich kommunizierten Mittelfristziele nicht zu erreichen vermag. Die Kunden aus der Öl- und Gasindustrie hätten ihre Investitionsbudgets für das laufende Jahr um gut einen Drittel zusammengestrichen. Dies werde in der Prozessautomation zu einem Rückgang von 10 Prozent beim Auftragseingang führen. Davon seien insbesondere die hochmargigen Serviceaufträge betroffen. Bis zum 16,50 Franken lautenden Kursziel verfügen die Aktien über ein Rückschlagspotenzial von gut 19 Prozent.

Noch stärker rückläufige Kurse erwarten die Briten nur bei den Aktien von ASOS (52 Prozent zum Kursziel), Sky (46 Prozent zum Kursziel), Pearson (40 Prozent zum Kursziel), Hargreavens Lansdown (28 Prozent zum Kursziel), Lufthansa (23 Prozent zum Kursziel) und Unilever (20 Prozent zum Kursziel). Geringer als das Abwärtspotenzial bei den Valoren von ABB wird jenes bei Provident Financial (17 Prozent zum Kursziel), Technip (16 Prozent zum Kursziel) und Anglo American (10 Prozent zum Kursziel) eingeschätzt.

Ich werde diese Schlüsselempfehlungen über die nächsten Wochen und Monate im Auge behalten und zu gegebener Zeit einen Rückblick wagen, auch wenn ich die Meinung von Liberum nicht bei allen genannten Unternehmen teilen kann.

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Nach der emotionsgeladenen Generalversammlung von Sika herrscht bei allen Beteiligten Katerstimmung. Dass der im Stimmrecht beschnittene Mehrheitsaktionär Schenker-Winkler die Beschlüsse vor Gericht anfechten wird, gilt als so sicher wie das Amen in der Kirche. Zudem drohen den abtrünnigen Verwaltungsräten Verantwortlichkeitsklagen.

Bislang hat sich die Ungewissheit rund um den geplanten Verkauf des in Baar beheimateten Baumaterialherstellers nach Frankreich nicht in der Geschäftsentwicklung niedergeschlagen. Seit wenigen Tagen wissen wir, dass sich das organische Umsatzwachstum im zurückliegenden ersten Quartal sogar beschleunigt hat. Dennoch muss sich die Geschäftsleitung unangenehme Fragen gefallen lassen, sowohl seitens der Kundschaft als auch aus den eigenen Reihen.

Stummer Zeuge der Katerstimmung ist die Entwicklung der Inhaberaktien. Denn diese haben seit der Wiederaufnahme des Handels Kursverluste zu beklagen, die weit über den gestrigen Dividendenabgang hinausgehen.

Hohe Wellen wirft ein Kommentar aus dem Hause Berenberg Bank. Darin wähnt der Verfasser den Börsenliebling Sika in einem langwierigen Rechtsstreit. Doch auch wenn es der Experte nicht explizit schreibt, so lässt er zumindest durchblicken, dass die Mehrheitsaktionäre letztendlich am längeren Hebel sitzen.

Sollten alle Stricke reissen, könne Schenker-Winkler immer noch aus dem Verkauf der Mehrheitsbeteiligung zurücktreten, das volle Stimmrecht wiedererlangen, den Verwaltungsrat auswechseln und die Beteiligung dann doch noch an Saint-Gobain verkaufen, so der Verfasser des Kommentars.

Sika ist ein gutes Beispiel dafür, welcher Willkür die Publikumsaktionäre von Unternehmen mit einem dominanten Grossaktionär im Grunde genommen ausgesetzt sind. Schade um diese grossartige Firma.

 

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