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Vergangene Woche stiess der Swiss Market Index (SMI) erstmals auf über 10'000 Punkte vor. Obwohl nichts weiter als eine Zahl, feierte die hiesige Finanzpresse diesen Meilenstein in der Geschichte des Schweizer Aktienmarktes frenetisch.

Nicht zum Feiern zumute dürfte hingegen den Leerverkäufern gewesen sein. Sie setzen auf rückläufige Aktienkurse und verlieren Geld, wenn die Marktentwicklung gegen sie läuft. Dass der SMI seither wieder etwas vom Rekordhoch bei knapp 10'063 Punkten zurückgefallen ist, ist da wohl nur ein schwacher Trost.

Geld kosteten im bisherigen Jahresverlauf vor allem Wetten gegen die drei Indexschwergewichte Nestlé, Roche und Novartis. Das gilt insbesondere für jene gegen die Valoren von Nestlé. Sie notieren noch immer gut 30 Prozent über dem Stand von Anfang Januar - sofern man den Dividendenabgang von Mitte April mit aufrechnet.

Die Hoffnung auf eine weitere Wachstumsbelebung in diesem Jahr und der sich abzeichnende Verkauf des Sorgenkinds Nestlé Skin Health zu einem attraktiv hohen Preis haben den hiesigen Aktienkurs in den dreistelligen Frankenbereich steigen lassen.

Vermutlich laufen in New York gerade deshalb kaum noch Wetten gegen die dort gehandelten American Deposit Receipts (ADRs) des Nahrungsmittelkonzerns aus Vevey. Zuletzt spekulierten Leerverkäufer noch mit 580'000 Titeln auf tiefere Kurse. Das sind ganze 34 Prozent weniger als zwei Wochen zuvor. Ein gebranntes Kind scheut bekanntlich das Feuer.

Gegen die Nestlé-Aktien zu wetten, ging in den letzten Monaten ins Geld. (Quelle: cash.ch)

Abgesehen haben es die Leerverkäufern ganz offensichtlich auf Julius Bär. Innerhalb von nur zwei Wochen schwoll die Anzahl leerverkaufter Aktien in New York um kräftige 137 Prozent auf 1,28 Millionen an.

Dass die Zürcher Bank ein Kostenproblem hat, gilt als ein offenes Geheimnis. Zudem scheint ihr mit dem Rücktritt des langjährigen Firmenchefs Boris Collardi ein wichtiger Erfolgsgarant abhanden gekommen zu sein. Vielleicht spekulieren die amerikanischen Leerverkäufer aber auch einfach nur auf eine kostspielige Vergangenheitsbewältigung, sind doch noch immer mehrere Rechtsfälle hängig.

Bei den Wetten gegen LafargeHolcim und die Swatch Group erhöhten amerikanische Leerverkäufer ihren Einsatz ebenfalls beträchtlich. Noch bis vor knapp zwei Wochen hatten die Leerverkäufer bei LafargeHolcim wirklich nichts zu Lachen. Ein starkes und die Handschrift von Firmenchef Jan Jenisch tragendes erstes Quartal sowie mehrere ziemlich geschickt eingefädelte Bereichsverkäufe liessen den Aktienkurs kräftig steigen.

Doch dann trennte sich Thomas Schmidheiny überraschend von einem Teil seines Aktienpakets. Dass ausgerechnet der Ankeraktionär dem Kursanstieg ein jähes Ende bereitete, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Bei aller Sympathie für Schmidheiny und seine Pläne, das Vermögen der Nachkommen breiter zu streuen - Aktienkurse sind halt mal nicht aus Sympathiepunkten, sondern aus harten Franken gemacht.

Und selbst wenn die Wetten gegen LafargeHolcim in New York innerhalb von nur zwei Wochen um satte 75 Prozent anschwollen, so spekulieren die Leerverkäufer gerade mal mit 28'000 ADRs gegen den Weltmarktführer aus Jona. Zum Vergleich: An der Schweizer Börse SIX wechseln an einem durchschnittlichen Handelstag rund 2 Millionen Aktien die Hand.

Die Aktienplatzierung seitens des Ankeraktionärs setzte den Aktien von LafargeHolcim zuletzt zu. (Quelle: cash.ch)

Ähnlich verhält es sich bei der Swatch Group. Mit 390'000 ADRs spekulierten die Leerverkäufer in New York zuletzt zwar mit 44 Prozent mehr Titeln auf rückläufige Kurse als bei der vorangegangenen Erhebung zwei Wochen zuvor. Allerdings sind auch das aus Schweizer Sicht keine zwei durchschnittlichen Tagesvolumen.

Nachdem die Schweizer Uhrenexporte im Mai deutlich höher als befürchtet ausgefallen sind, könnten einige Leerverkäufer versucht sein, ihre Wetten gegen den Uhrenhersteller aus Biel wieder zu schliessen. In ihrer letzten Hoffnung klammern sich die Leerverkäufer an die Proteste in Hongkong. Ob die Proteste im gewünschten Ausmass auf die Uhrennachfrage in diesem Schlüsselmarkt drücken, sei aber dahingestellt.

Ich wäre jedenfalls nicht überrascht, würden die Valoren der Swatch Group in den nächsten Tagen von Anschlusskäufen erfasst und weiter nach oben getragen.

An dieser Stelle sei einmal mehr erwähnt, dass extrem hohe Wetten gegen eine Aktie für gewöhnlich als ein zuverlässiger Gegenindikator hinzugezogen werden kann. Denn irgendwann müssen die Leerverkäufer ihre Wetten wieder schliessen und die leerverkauften Aktien über den offenen Markt zurückkaufen. Der Preis ist dann oft nur von untergeordneter Bedeutung...
 

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