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Die Aktien von Meyer Burger hatten nahezu den ganzen Freitag über einen schweren Stand. Dass mit Invesco ein zweiter Grossaktionär unmittelbar vor der Veröffentlichung des letztjährigen Ergebnisses seine Beteiligung ausdünnte, nahm man ihm an der Börse übel. Zuvor hatte sich schon Swisscanto als Verkäufer von Aktien zu erkennen gegeben. Beide Fondsanbieter halten neuerdings weniger als 5 Prozent am Solarunternehmen.

Ich kommentierte die Beteiligungsreduktion durch Swisscanto am Freitag wie folgt:

...und...

Was für Swisscanto gilt, gilt erst recht für Invesco. Als sich der Vermögensverwalter im September 2020 mit 3 Prozent bei Meyer Burger einnistete, kosteten die Aktien des Solarunternehmens keine 22 Rappen. Und als die Amerikaner ihr Paket in den darauffolgenden Tagen auf 5,4 Prozent ausbauten, nur unwesentlich mehr. Mit anderen Worten: Auch Invesco hat gut verdient – sehr gut sogar. Händler vermuten, dass die Amerikaner auch heute Montag wieder als Verkäufer aktiv sind. Das würde zumindest die Kursverluste erklären.

Die Aktien von Meyer Burger bekunden nunmehr scghon seit zwei Wochen Mühe (Quelle: www.cash.ch)

Meyer Burger ist übrigens nicht das einzige Schweizer Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe, bei welchem Swisscanto die Beteiligung reduziert hat. Auch bei Ascom trennte man sich zuletzt von Aktien. Das überrascht insofern, als dass die Swisscanto-Mutter Zürcher Kantonalbank die Valoren erst kürzlich noch einmal mit Nachdruck mit "Übergewichten" zum Kauf anpries. Sie zählt den Spitalkommunikationsspezialisten gar zu ihren diesjährigen Schweizer Aktienfavoriten.

Swisscanto und Invesco sind übrigens nicht die einzigen Fondsanbieter, die zuletzt als Verkäufer von Nebenwerten in Erscheinung traten. Das UBS Fund Management trennte sich in den letzten Tagen bei nicht weniger als drei Unternehmen – nämlich beim Pharmahersteller Cosmo Pharmaceuticals, beim Windenergiezulieferer Schweiter Technologies sowie bei der Zürcher Bank Vontobel – von Aktien. In allen drei Fällen fiel der Stimmenanteil dabei auf unter 3 Prozent.

Die Fondstochter der grössten Schweizer Bank machte in den letzten Wochen unter anderem deshalb von sich reden, weil Fondsmanager bei einigen Aktien auf die hauseigene Meinung pfiffen und sich bei der Anlage ihrer Gelder gegen die jeweilige Analystenmeinung stemmten. Das war einerseits bei den Valoren des Rückversicherungskonzerns Swiss Re, andererseits aber auch bei jenen des Oberflächenspezialisten Oerlikon der Fall.

Nachdem die Aktien von AMS Osram innerhalb weniger Wochen von gut 17 auf 11 Franken abschmierten, zog Bestinver Gestión wohl die Reissleine. Der spanische Fondsanbieter senkte seine Beteiligung am Sensorenhersteller nach nur wenigen Monaten wieder auf unter 3 Prozent.

Die Titelverkäufe des Grossaktionärs gehen bei AMS Osram in die letzte Kursdelle zurück (Quelle: www.cash.ch)

Die Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX lässt darauf schliessen, dass sich die Spanier ausgerechnet in unmittelbarer Nähe der kursseitigen Talsohle von Aktien trennten.

Beim Stromzählerhersteller Landis+Gyr reduzierte mit Franklin Resources ein bekannter amerikanischer Substanzwertespezialist das Aktienpaket auf unter 3 Prozent. Die Amerikaner zählen seit mehreren Jahren zu den bedeutendsten Aktionären des Unternehmens. Den beiden Ankeraktionären Kirk Kristiansen (15 Prozent) und Rudolf Maag (10 Prozent) konnten sie in all den Jahren jedoch nie das Wasser reichen.

Grundsätzlich fällt auf, dass der Schweizer Börse SIX in den vergangenen ein bis zwei Wochen vorwiegend Beteiligungsreduktionen gemeldet wurden. Das wiederum lässt vermuten, dass sich grosse Fondsanbieter vermehrt mit Rücknahmen auseinandersetzen und sich deshalb von Aktien trennen müssen. Im Wissen, dass der Krieg in der Ukraine dazu führte, dass sich gerade amerikanische Anleger von europäischen Aktien abwandten, überraschen mich diese Beteiligungsreduktionen jedenfalls nicht. Das muss nicht zwangsläufig heissen, dass hiesige Fondsmanager auf einen Kursrücksetzer hin Risiken in ihren Beteiligungsportefeuilles reduzieren.

 

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