Schon seit Wochen finden sich die Marktteilnehmer an den Edelmetallmärkten in einem Wechselbad der Gefühle wieder. Umso mehr erstaunt, dass die Kursausschläge bei der Goldunze immer geringer ausfallen.

In einem Kommentar der Commerzbank finde ich denn auch den Grund dafür: Gemäss Erhebungen der Statistikbehörde von Hongkong haben sich die Goldeinfuhren nach China im Monat Dezember auf 114,4 Tonnen nahezu verdreifacht. Im Laufe des letzten Jahres habe die Volksrepublik damit netto 557,5 Tonnen Gold aus der britischen Kronkolonie importiert. Dies entspreche 47 Prozent mehr als im Vorjahr und einem absoluten Rekordwert, so die Verfasser des Kommentars weiter. Unter der Annahme, dass China in dieser Zeit knapp 400 Tonnen Gold produziert habe, belaufe sich die gesamte chinesische Nachfrage auf gut 950 Tonnen Gold.

Sollten die Experten der Commerzbank mit dieser Annahme richtig liegen, hätte China den bisherigen Spitzenreiter Indien bei der Goldnachfrage vom Thron gestossen. Denn nach der Einführung eines Importzolls auf Gold dürften die Importe nach Indien im vergangenen Jahr stark zurückgegangen sein.

Wie mir aus dem Edelmetallhandel berichtet wird, handelt es sich bei den im Monat Dezember beobachteten Goldimporten Chinas nicht um einen Ausrutscher. Die Volksrepublik trete im gelben Metall weiterhin als aggressiver Käufer in Erscheinung, so heisst es.

Seit nunmehr 18 Monaten befindet sich die Goldunze in einer Seitwärtskonsolidierung und verlangt den Haussiers damit einiges an Nerven und Geduld ab. Ich persönlich würde die Flinte noch nicht ins Korn werfen. Denn die noch immer negativen Realzinsen, die grosszügige Geld- und Zinspolitik vieler Zentralbanken, der weltweite Abwertungswettlauf der führenden Wirtschaftsnationen sowie die enorme Verschuldung vieler Staaten und die dadurch zu erwartende Weginflationierung der Staatsschulden sprechen zweifelsohne für das Gold. Mit einer Wiederaufnahme der langjährigen Hausse rechne ich allerdings erst bei einem Anstieg der Goldunze über den charttechnischen Schlüsselwiderstand bei 1800 Dollar. Nach unten kommt hingegen der zwischen 1600 und 1650 Dollar verlaufenden Unterstützungszone eine zentrale Bedeutung zu.

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An den Namenaktien von Galenica spalten sich seit je her die Geister. Gerade in angelsächsischen Analystenkreisen wird dem Berner Pharmaunternehmen mit einer gesunden Portion Skepsis begegnet.

Mit dem sich noch immer in der Entwicklung befindlichen Eisenmedikament PA21 hat Galenica zwar einen nicht uninteressanten Pfeil im Köcher. Allerdings drängen immer wieder zukünftige Mitbewerber mit Studienergebnissen von Präparaten derselben Wirkstoffklasse an die Öffentlichkeit.

Für Aufsehen sorgten zuletzt die vom US-Biotechnologieunternehmen Keryx für das Eisenmedikament Zerenex vorgelegten Studienergebnisse. Bei Dialyse-Patienten zeigte das kostengünstige Präparat gegenüber den Standardtherapien eine klare Überlegenheit – und dies nicht nur bei den Nebenwirkungen.

Analysten zufolge könnte Zerenex den Markt für Dialyse-Patienten von hinten aufrollen und die bisherigen Standardtherapien in Frage stellen. Davon wäre bei Galenica nicht nur das Entwicklungsprojekt für PA21 sondern die gesamte Eisen-Franchise betroffen.

In Erwartung eines in Zukunft deutlich intensiveren Wettbewerbs und des vom Markt möglicherweise überschätzten kommerziellen Potenzials sehe ich bei den Aktien von Galenica erheblichen Raum für Enttäuschungen.

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Im Laufe des Donnerstagnachmittags geriet Givaudan ins Zentrum von Marktgerüchten. Letztere sagten dem in Genf niedergelassenen Hersteller von Aromen und Riechstoffen ein Interesse am deutschen Erzrivalen Symrise nach. Den von einer aggressiven Kaufempfehlung aus dem Hause UBS beflügelten Namenaktien setzten die Gerüchte jedoch nicht zu, gingen sie am Abend doch auf neuen Jahreshöchstständen aus dem Handel.

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Givaudan nur wenige Tage nach einer massiven Dividendenerhöhung eine Grossübernahme wie die von Symrise ins Auge fasst. Denn erst im Laufe des vergangenen Jahres konnten die Genfer ihre Nettoverschuldung wieder auf den Stand vor der letzten Grossübernahme aus dem Jahr 2006 senken. Damals übernahm Givaudan für 1,2 Milliarden Pfund den britischen Mitbewerber Quest. Dass das Unternehmen das Versprechen hält und in Zukunft mehr als 60 Prozent des Gewinns an die Aktionäre ausschüttet, spricht ganz klar gegen eine bevorstehende Grossübernahme.

Darüber hinaus würden Givaudan und Symrise wohl auch die Wettbewerbsbehörden einen gehörigen Strich durch die Rechnung machen. Meinen Berechnungen zufolge hätte das kombinierte Unternehmen gleich in mehreren Ländern eine zu dominante Marktstellung.

Vermutlich sind die gestrigen Marktgerüchte ein Auswuchs anderer im europäischen Chemiesektor herumgereichten Übernahmespekulationen. Denn unter anderem wurde auch Dow Chemical ein Interesse am deutschen Rivalen Lanxess nachgesagt. Dies nur wenige Tage nachdem BNP Paribas die Papiere der Spezialitätenchemiehersteller Clariant, Lanxess und Arkema auf die «European M&A List» gesetzt hatte. Im Windschatten davon versuchten einige Marktteilnehmer in Frankfurt wohl auch den Aktien von Symrise einzuheizen.

Wurde mir bei den Übernahmespekulationen rund um Basilea von einigen Seiten her Sorglosigkeit vorgeworfen, so hoffe ich nun, dass sich meine Haltung bei Symrise nicht als zu kritisch erweist.