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Mensur Pocinci von der Bank Julius Bär ist regelmässig zu Gast in meiner Kolumne. Zum einen hat sich der Markttechnikexperte mit seinem "Swiss Equities Portfolio" einen Namen gemacht, schlug er damit den breit gefassten Swiss Performance Index (SPI) in den letzten Jahren doch regelmässig. Und zum anderen stosse ich in seiner wöchentlich erscheinenden Publikation "Technical Investment Strategy" öfters mal auf Statistiken, welche ich so nirgendwo sonst finde.

Erst kürzlich berichtete ich im Insider Briefing, dass Pocinci zu Wetten gegen den Franken aufrief. Anlegerinnen und Anleger sollten den Franken entweder gegen den Euro oder aber gegen den Dollar leerverkaufen, hätten die beiden Leitwährungen ihren mehrjährigen Abwärtstrend doch nach oben verlassen.

Ausserdem zeigte sich der Markttechnikexperte damals sichtlich irritiert. Denn anders als in früheren Jahren reagierte der Schweizer Aktienmarkt nicht mit Kursgewinnen auf den schwachen Franken. Seither hat sich der Franken weiter abgeschwächt – allerdings ohne den hiesigen Aktienkursen Rückenwind zu verleihen.

Nun, da der Franken auf seine zehnte Negativwoche in Folge zusteuert, findet Pocinci nochmals klare Worte. In einem mir zugespielten Kommentar sagt er dem Franken weitere Verluste voraus. Ihn erinnert die momentane Schwäche an jene von 2003, wobei er beim Euro die nächsten grösseren technischen Widerstände in der Region von 1 bis 1,02 Franken ausmacht.

Entwicklung des Euro-Franken-Kurses über die letzten Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Nicht nur um den Franken, auch um den Schweizer Aktienmarkt würde der Experte bis auf weiteres einen grossen Bogen machen. Nachdem der Unterindex für Aktien aus der Schweiz gegenüber dem Weltaktienindex von MSCI auf den tiefsten Stand seit 32 Jahren gefallen ist, rät Pocinci in einem weltweiten Kontext ganz auf Schweizer Aktien zu verzichten.

Das ist – wie ich finde – ein ganz schön drastischer Schritt. Für gewöhnlich wird ja gerade uns Schweizer Anlegern eine Vorliebe für Aktien aus der Heimat nachgesagt. Im angelsächsischen Raum ist in diesem Zusammenhang auch von einem sogenannten "Home Bias" die Rede. Heimatgefühle scheinen bei Pocinci momentan jedenfalls nicht aufkommen zu wollen – selbst wenn Schweizer Aktien relativ betrachtet so günstig zu haben sind wie seit mehr als drei Jahrzehnten nicht mehr.

Es gibt gleich mehrere Erklärungsansätze, weshalb sich die hiesigen Aktienkurse von der Entwicklung des Frankens abgekoppelt haben. Ein möglicher Grund liegt etwa darin, dass die exportorientierten Unternehmen aus der Schweiz heute besser mit dem starken Franken klarkommen als noch vor einigen Jahren.

So schneidet der SPI seit Jahresbeginn ab (Quelle: www.cash.ch)

Doch das alleine wäre zu kurz gegriffen. Es muss sich mehr dahinter verbergen – etwa, dass sich internationale Grossinvestoren schleichend aus dem Schweizer Aktienmarkt zurückziehen und ihre Franken gegen Euro oder Dollar tauschen.

Ich schrieb erst am Dienstag wie folgt:

...und weiter...

Interessant ist, dass der Beginn der Frankenschwäche zeitlich mit den ersten Spekulationen einhergeht, wonach die Swisscom mit einer milliardenschweren Übernahme in Italien liebäugle. Vermutlich ist das alles ja aber bloss ein unglücklicher Zufall.

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