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Als Vertreter des Bundesrats, der Schweizerischen Nationalbank und der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht am Abend des 19. März 2023 vor die Presse traten und die Zwangsverheiratung der Credit Suisse mit der UBS bekanntgaben, gerieten tags darauf an der Börse auch die Aktien der UBS gehörig unter die Räder. Im frühen Handel waren die Valoren der grössten Schweizer Bank zeitweise für weniger als 15 Franken zu haben.

Heute – ziemlich genau ein Jahr später – müssen Anlegerinnen und Anleger mit knapp 28 Franken fast doppelt so tief in die Tasche greifen. Nach anfänglichen Vorbehalten setzte sich ziemlich rasch die Meinung durch, dass die Übernahme der Credit Suisse ein Schnäppchen war. Daran ändert auch die nachträgliche Reduktion des letztjährigen Gewinns auf 27,7 Milliarden Dollar (zuvor 29 Milliarden Dollar) nichts. Diese Gewinnschmälerung ist übrigens zusätzlichen Wertberichtigungen auf dem Kreditportefeuille sowie höheren Rückstellungen für die Beilegung von Rechtsfällen geschuldet.

Das hält die Grossbank nicht davon ab, eigene Aktien zurückzukaufen. Erst gestern Dienstag gab sie ein neues Aktienrückkaufprogramm im Gesamtwert von 2 Milliarden Dollar bekannt.

In einem viel gelesenen Anlegerbrief aus Deutschland – in hiesigen Börsenkreisen auch liebevoll "Düdo" genannt – raten die Autoren bei den Aktien der UBS denn auch zum Neueinstieg oder Zukauf. Beides sei aus Anlegersicht richtig, wie sie schreiben.

Höhenflug der UBS-Aktien in den letzten 12 Monaten (Quelle: www.cash.ch)

Ihres Erachtens ist die Fusionsbilanz aus UBS und Credit Suisse zwar rechnerisch richtig. Sie enthalte allerdings umfangreiche gesetzlich vorgeschriebene Buchungsvorgänge, die den tatsächlichen Wert der Aktiven nicht erkennen lassen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die Autoren des Anlegerbriefs trauen der kombinierten Grossbank bis in ein bis zwei Jahren eine Börsenkapitalisierung zwischen 130 und 155 Milliarden Franken zu. Das liegt weit über den 92 Milliarden Franken, welche sie momentan auf die Waage bringt. Bei 155 Milliarden Franken läge der Aktienkurs bei gut 47 Franken – wobei sich die Auswirkungen des gestern Dienstag angekündigten Aktienrückkaufprogramms noch nicht mal darin widerspiegelt.

Interessant ist, dass sich die Autoren bei den 130 bis 155 Milliarden Franken eigenen Angaben zufolge auf "interne Berechnungen von Sachkennern" abstützen. Was das auch immer heissen mag.

Während diese Kaufargumente eher etwas fadenscheinig daherkommen, so muss ich den Autoren des Anlegerbriefs dennoch ein Kränzchen winden. Rückblickend haben sie die Aktien der UBS nämlich schon bei Kursen von 16 Franken erstmals zum Kauf angepriesen.

Auch für mich bleiben die Valoren bis auf weiteres ein fester Bestandteil meiner Schweizer Aktienfavoriten. Vermutlich hält die Grossbank den Ball bei den Dividenden und Aktienrückkäufen ganz absichtlich flach. Ich gehe in diesem Zusammenhang längerfristig von einem nicht unbeträchtlichen Raum für Überraschungen der positiven Art aus.

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Der Aktienkurs von Idorsia zeigt sich auch diese Woche wieder von der launischen Seite. Dass der Blutdrucksenker Aprocitentan grünes Licht von der amerikanische Arzneimittelbehörde FDA erhalten hat, sorgte an der Börse nur mal eben kurz für erleichtertes Aufatmen.

Seit gestern Dienstag lassen die Leerverkäufer ihre Muskeln wieder spielen. Wie Erhebungen von S&P Global Markets zeigen, wird mit gut 20 Prozent aller ausstehenden Aktien gegen das Pharmaunternehmen aus Allschwil spekuliert – wobei es sich zumindest bei einem Teil davon um Absicherungstransaktionen seitens von Wandelanleihegläubigern handeln dürfte.

Wildes Hin und Her bei den Aktien von Idorsia seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Aus Übersee geht denn auch eine Hiobsbotschaft für Firmenchef Jean-Paul Clozel ein. Die amerikanische Viatris lässt nämlich durchblicken, dass die von ihr in die Partnerschaft eingebrachten beiden Wirkstoffe später auf den Markt gelangen dürften als ursprünglich gedacht. Dementsprechend könnte auch die Umsatzbeteiligung der Baselbieter erst später fliessen, wie einem Kommentar der Bank Vontobel entnommen werden kann. Die Zürcher Bank gibt für die Idorsia-Aktien momentan keine Empfehlung ab und vertröstet in diesem Zusammenhang bis nach dem Strategie-Update vom 25. April.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Baselbieter an diesem Tag bereits mit einem Lizenzabkommen für Aprocitentan aufwarten. Dennoch verlangen die Valoren den Anlegerinnen und Anlegern wie bis anhin eine hohe Risikotoleranz sowie eine hohe Frustrationsfähigkeit ab.

Eine klare Ansage macht indes Morgan Stanley. Die amerikanische Grossbank setzt heute Mittwoch den dicken Korrekturstift an und streicht ihr Kursziel auf 1 (zuvor 4) Franken zusammen. An der "Underweight" lautenden Verkaufsempfehlung hält sie deshalb fest.

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