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Die Credit Suisse kommt auch im neuen Jahr nicht aus den Negativschlagzeilen. Seit gestern Dienstag ist klar, dass die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken im Schlussquartal erneut Geld in den Sand gesetzt hat. Wie seit November bekannt ist, droht ein satter Abschreiber in Höhe von 1,6 Milliarden Franken auf dem Goodwill der vor mehr als 20 Jahren übernommenen amerikanischen Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette. Darüber hinaus geht eine halbe Milliarde Franken für Rückstellungen zur Beilegung von Rechtsstreitigkeiten drauf.

Die Zeche bezahlen einmal mehr die Aktionärinnen und Aktionäre. Nach Bekanntwerden des zusätzlichen Rückstellungsbedarfs fiel der Kurs der Credit-Suisse-Aktien mal eben schnell auf 8 Franken.

Wer nun aber denkt, dass das letztjährige SMI-Schlusslicht nach knapp vier Wochen erneut die Verliererliste anführt, der irrt gewaltig. Mit einem Minus von 4 Prozent bewegen sich die Papiere der Grossbank irgendwo im vorderen Mittelfeld.

Ein Blick auf die diesjährige Verliererliste mag überraschen, kommt mit dem Pharmazulieferer Lonza (-22 Prozent) und dem Bauchemiespezialisten Sika (-18 Prozent) doch gleich zwei langjährigen Börsenüberfliegern die wenig ruhmreiche Rolle zuteil, die Schlusslichter zu sein.

Lonza blickt zwar auf ein wachstumsreiches Geschäftsjahr zurück. Mit einem Umsatzplus von 20 Prozent übertrifft das Vorzeigeunternehmen aus Basel die Wachstumserwartungen der Analysten mit einer Leichtigkeit, die beeindruckt. Doch das Wachstum hat seinen Preis, wie die im Jahresvergleich rückläufigen Margen unmissverständlich zeigen.

Doch auch von den diesjährigen Wachstums- und Margenvorgaben hatten sich die durchs Band optimistischen Analysten mehr erhofft. Kaum eine Bank, die die Aktien von Lonza nicht zum Kauf anpreist. Einige sogar mit Kurszielen von 900 Franken und mehr.

Eine klare Sache: Aktien der Credit Suisse (rot) im mehrjährigen Vergleich mit jenen von Lonza (grün) (Quelle: www.cash.ch)

Vermutlich reagiert die Börse am heutigen Mittwoch auch deshalb ziemlich unterkühlt auf den Zahlenkranz der Basler. Schuld an der schwachen Kursbilanz der letzten Wochen haben vor allem aber die steigenden Zinsen. Sprich: Lonza ist nicht aufgrund firmenspezifischer Gründe das SMI-Schlusslicht.

Gerade langjährige Aktionärinnen und Aktionäre von Lonza dürften es verkraften, hat sich der Börsenwert des Pharmazulieferers in den vergangenen drei Jahren doch mehr als verdoppelt. Dem steht ein Minus von mehr als 30 Prozent bei den Valoren der Credit Suisse gegenüber. Weitere Kommentare wohl unnötig...

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Noch bis vor wenigen Tagen sah für die Aktionärinnen und Aktionäre von Novartis alles nach einem gelungenen Start ins neue Börsenjahr aus. Selbst als die Kurse der beiden anderen Schwergewichte Roche und Nestlé im Zuge steigender Zinsen schon purzelten, wussten sich die Valoren des Pharmaherstellers aus Basel noch zu behaupten. Mittlerweile hat die Realität – oder besser gesagt die Börsenkorrektur – allerdings auch Novartis eingeholt. Alleine am Montag ging es für die Aktien um vier Prozent nach unten. Als wäre ein Damm gebrochen.

Selbst im Wissen, dass ich mir damit vermutlich keine neuen Freunde mache: Aus Sicht von Novartis sind fallende Kurse eigentlich sogar gute Neuigkeiten.

Denn während andere Unternehmen meist zu Höchstkursen eigene Aktien zurückkaufen, können die Basler mit ihrem 15 Milliarden Dollar schweren Rückkaufprogramm fast 20 Franken unter dem seinerzeitigen Rekordhoch vom Februar vor zwei Jahren zugreifen. Die Rechnung ist denkbar einfach: Je tiefer die Kurse, desto günstiger wird letztendlich die Gewinnverdichtung.

Mich überrascht bloss, dass Novartis auf der zweiten Handelslinie jetzt beim Tempo nicht noch eine Schippe drauflegt. Schon seit Wochen erwirbt das Unternehmen nämlich geradezu stoisch eine halbe Million eigene Aktien am Tag – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Kursentwicklung der Novartis-Aktien über die letzten drei Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Als Nestlé im Dezember das am französischen Kosmetikhersteller L'Oréal gehaltene Paket von 23 auf etwas mehr als 20 Prozent reduzierte und ein mit 20 Milliarden Franken dotiertes Aktienrückkaufprogramm ins Leben rief, bezeichnete ich diese Pläne als "etwas gar einfallslos".

Weshalb also soll bei Novartis nun alles anders sein? Ganz einfach: Während Nestlé noch im Dezember über die zweite Handelslinie bei den eigenen Aktien gleich selber für neue Kursrekorde sorgte, machen die Basler bei Kursen von 80 Franken oder weniger fast schon ein Schnäppchen.

Bei Nestlé forderte ich einst:

Auch bei Novartis hätte ich mir eine Ausschüttung des Roche-Pakets an die Aktionärinnen und Aktionäre gewünscht. Mir leuchtet auch heute noch nicht ein, weshalb man sich schon fast etwas planlos mit einem satten Abschlag von 13 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Vortag von den Inhaberaktien des Platzrivalen trennte.

 

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