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Viele Analysten haben sich bereits in die Berge verabschiedet und tummeln sich nun auf den Skipisten. Nicht so der für Bryan Garnier tätige Loïc Morvan. Er hält in seinem Büro auf den Champs-Elysées in Paris wacker die Stellung.

In einer mir zugespielten Unternehmensstudie stuft der Luxusgüteranalyst die Aktien von Richemont kurz vor dem Jahreswechsel quasi in letzter Minute noch von "Neutral" auf "Buy" herauf. Nach einer Erhöhung seiner Gewinnschätzungen um durchschnittlich 13 Prozent kommt er neuerdings auf einen fairen Wert von 140 (zuvor 122) Franken.

Auch auf Richemont: Auf diese Aktien setzt die UBS fürs Börsenjahr 2022

Morvan stützt sich dabei auf die starke Stellung des Unternehmens im Schmuckgeschäft sowie auf die auf Jahre hinaus guten Wachstumsaussichten in diesem Geschäftszweig ab. Dank Cartier und Van Cleef sei der Umsatz im Schmuckgeschäft in den letzten 12 Monaten um gut 70 Prozent gestiegen und steuere mittlerweile mehr als 40 Prozent zum Jahresumsatz bei, wie der Analyst weiter schreibt. Zudem geht er davon aus, dass das seit Jahren verlustreiche Onlinegeschäft mit jenem des Partnerunternehmens Farfetch zusammengeführt und somit abspalten wird.

Bis Ende Dezember sind es zwar noch knapp zwei Wochen. Allerdings müsste schon etwas völlig Unvorgesehenes geschehen, damit Richemont mit einem Kursplus von 67 Prozent die diesjährige Goldmedaille unter den Unternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) noch an die zweitplatzierte Sika weiterreichen muss. Die Aktien des Bauchemiespezialisten kosten 52 Prozent mehr als noch zu Jahresbeginn.

Kursentwicklung der Richemont-Aktien seit September 2019 (Quelle: www.cash.ch)

Es ist nach dem starken Abschneiden der Aktien in diesem Jahr nicht nur der Zeitpunkt der Kaufempfehlung, der mich überrascht – sind es bis zum neuen Kursziel doch keine 5 Prozent mehr.

Neugierig wie ich bin, habe ich mich schlau gemacht. Seit man die Papiere von Richemont bei Bryan Garnier in den ersten September-Tagen 2019 einst zu Kursen von knapp 76 Franken von "Buy" auf "Neutral" abgewatscht hatte, wurden sie seither stets bloss mit Neutral eingestuft – wobei der Luxusgüterkonzern schon damals über eine starke Marktstellung im Schmuckgeschäft und über gute Wachstumsaussichten in diesem Geschäftszweig verfügte. Da fragt sich doch: Wieso springt der Analyst erst jetzt auf...?

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Von den drei Schwergewichten konnten im bisherigen Jahresverlauf nur gerade die Genussscheine von Roche mit dem SMI mithalten. Vor wenigen Tagen kosteten die Valoren in der Spitze sogar mal eben schnell etwas mehr als 380 Franken - ein neuer Rekord.

Mitunter ein Grund für die erfreuliche Zwischenbilanz sind die Hoffnungen rund um das Alzheimermedikament Gantenerumab. Seit die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA dem von Biogen vermarkteten Konkurrenzpräparat Aduhelm überraschend die Marktzulassung erteilt hat, rechnen sich Analysten gute Chancen aus, dass es auch Gantenerumab bald bis zur Marktreife schafft und ab dann Milliarden von Franken in die Kasse von Roche spült.

Seit wenigen Wochen gilt das Alzheimermedikament als "Breakthrough Therapy", wie das bei der FDA so schön heisst. Dadurch erfährt der Zulassungsprozess eine Beschleunigung und die Milliarden könnten früher als ursprünglich gedacht fliessen.

Kursentwicklung der Genussscheine von Roche (rot) seit Jahresbeginn im Vergleich mit jener der Novartis-Aktien (grün) (Quelle: www.cash.ch)

So weit, so gut, wäre da nicht die überraschende Nachricht, wonach Rivale Biogen die Preise für Aduhelm um bis zu 50 Prozent senken will. Das wiederum könnte auch bei Roche zumindest leise Zweifel am kommerziellen Potenzial von Gantenerumab wachwerden lassen.

Dass ausgerechnet heute Dienstag die Citigroup die Wiederabdeckung der Genussscheine – unter anderem mit dem Verweis auf das Alzheimermedikament mit "Buy" und einem Kursziel von 422 Franken aufnimmt, entbehrt da nicht einer gewissen Ironie.

 

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