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Gut acht Prozent kosten die Genussscheine von Roche weniger als noch im Januar. Damit wird dem Pharma-Urgestein aus Basel die undankbare Rolle des diesjährigen SMI-Schlusslichts zuteil. Und das, obwohl die Valoren schon im Jahr zuvor um mehr als 20 Prozent zurechtgestutzt worden waren.

An der Börse fristet das Indexschwergewicht ja bekanntlich schon seit Wochen ein Mauerblümchen-Dasein. Die Handelsumsätze bei den Genussscheinen sind - selbst für diese Zeit des Jahres - ungewöhnlich dünn. In den letzten Tagen hat die Flaute sogar noch merkwürdigere Züge angenommen. Alleine am Montag hatten bis eine Stunde vor Börsenschluss bloss Stücke mit einem Marktwert in Höhe von knapp 65 Millionen Franken die Hand gewechselt. Den amerikanischen Marktakteuren sei Dank, dass die Umsätze in der letzten Handelsstunde dann doch noch etwas üppiger wurden und sich eine Kurserholung einstellte. In den letzten Tagen war jeweils ähnliches zu beobachten.

Kursentwicklung der Genussscheine von Roche seit Anfang Jahr (Quelle: www.cash.ch)

Wie mir mehrere voneinander unabhängige Quellen berichten, dürfte es sich hierbei vorwiegend um Deckungskäufe aus dem Lager dortiger Leerverkäufer handeln. Die neusten Statistiken der New York Stock Exchange (NYSE) für die dort kotierten American Deposit Receipts von Roche scheinen diese Berichte bestätigen zu wollen. Zuletzt liefen noch Wetten im Umfang von 5,77 Millionen Stück gegen die Basler. Zwei Wochen zuvor waren es noch 7,68 Millionen Stück.

Es macht schon beinahe den Anschein, als ob der Mist aus Sicht der Baissiers geführt sei. Ich bin jedenfalls jetzt schon neugierig, ob die kommenden Leerverkaufs-Statistiken der NYSE diese Vermutung stützen werden. Falls ja, könnte die jetzige Flaute – wir steuern heute Donnerstag bei den Umsätzen auf einen neuen Negativrekord zu – eventuell sogar einen grösseren Kurssprung vorankündigen.

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Ziemlich genau 30 Prozent haben die Aktien von Oerlikon seit Jahresbeginn an Kurswert eingebüsst. Seit Ende 2021 beträgt das Minus sogar etwas mehr als 55 Prozent.

Mit dem Halbjahresergebnis gelang dem Oberflächenbehandlungsspezialisten kürzlich zwar eine Punktlandung. Mit einem Umsatz von 702 Millionen Franken und einem operativen Gewinn (EBITDA) von 111 Millionen Franken wurden die bei 701 Millionen Franken respektive 110 Millionen Franken liegenden Analystenerwartungen erfüllt.

Kurszerfall der Oerlikon-Aktien in den letzten Jahren  (Quelle: www.cash.ch)

Dass die Valoren am Tag der Ergebnisveröffentlichung dennoch mit zweistelligen Kursverlusten abgestraft wurden, dürfte auf die gesenkten Jahresvorgaben zurückzuführen sein. Neuerdings geht das Unternehmen unter Mitberücksichtigung der Riri-Übernahme von einem Umsatz zwischen 2,75 und 2,8 Milliarden Franken (zuvor 2,9 bis 2,95 Milliarden Franken) bei einer operativen Marge (EBITDA) von rund 15,5 Prozent (zuvor 16 bis 16,5 Prozent) aus.

Ich hielt in diesem Zusammenhang wie folgt fest:

Zugegeben: Im Geschäft mit Textilmaschinen ist die Talsohle vermutlich noch nicht erreicht. Und dann wäre da ja noch der Umstand, dass der russische Milliardär Viktor Vekselberg über das Beteiligungsvehikel Liwet mit gut 40 Prozent beteiligt ist. Vekselberg steht bei den Amerikanern seit 2018 auf der Sanktionsliste.

Nichtsdestotrotz lässt sich für mich schlichtweg nicht nachvollziehen, weshalb die Aktien zum Preis vom Frühjahr 2009 zu haben sind. Damals war Oerlikon in den tiefroten Zahlen und erst noch bis über beide Ohren verschuldet. Trotz Abschwung im Textilmaschinengeschäft ist heute weder das eine noch das andere mehr der Fall.

Wie einer meiner geschätzten Leser richtigerweise festhält, kaufte der Oberflächenbehandlungsspezialist rückblickend zu überhöhten Kursen eigene Aktien zurück. Gleichzeitig sei die Eigenkapitalbasis durch das Festhalten an der Höhe der Jahresdividende unnötig geschwächt worden. Beides sind Vorwürfe an die Geschäftsleitung, die ich gelten lassen muss.

Auch wenn ich – anders als der Leser - nicht gleich von einem Anfängerfehler sprechen würde, befindet man sich mit der (zu) grosszügigen Ausschüttungspolitik in guter Gesellschaft. Ausserdem erklären diese Fehler immer noch nicht, weshalb der Aktienkurs auf das Krisenniveau vom Frühling 2009 gefallen ist.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass etwa ein Rückzug Vekselbergs aus dem Grossaktionariat den Aktien kurzfristig einen kräftigen Kursschub verleihen könnte. Und falls nicht, dürfte sich etwas Geduld ausbezahlt machen...

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