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Viele meiner langjährigen Leserinnen und Leser dürften sich noch an Actelion erinnern. Im Dezember 1997 als Start-up gegründet und wenige Jahre später an die Wachstumsbörse SWX New Market gebracht, ging das Pharmaunternehmen aus Allschwil im Januar 2017 für satte 30 Milliarden Dollar an den amerikanischen Mischkonzern Johnson & Johnson – in bar, versteht sich.

Darüber hinaus wurden die noch jungen Forschungs- und Entwicklungsprojekte in ein neues Unternehmen mit dem Namen Idorsia eingebracht und dessen Aktien den Anteilseignern von Actelion zugeteilt. Dementsprechend üppig waren die Vorschusslorbeeren, als im Juni desselben Jahres auch Idorsia an die Börse ging. Das Mediziner-Ehepaar Martine und Jean-Paul Clozel werde aus dem Unternehmen nichts Geringeres als "das nächste Actelion" machen, so die Investmentthese damals.

Mittlerweile hat Idorsia mit dem Schlafmittel Quviviq ein vielversprechendes Medikament auf dem Markt. Mit der amerikanischen Friends-Darstellerin Jennifer Aniston konnte eine beliebte Markenbotschafterin gefunden werden. Actelion forschte mit Almorexant einst ebenfalls an einem Schlafmittel derselben Wirkstoffklasse. Der Erfolg damit blieb den Allschwilern allerdings verwehrt.

Doch die Investmentthese bei Idorsia erhält Kratzer. So hatte das Pharmaunternehmen am Montag vor einer Woche einen weiteren produktseitigen Rückschlag zu verkraften: ACT-539313 zeigte bei Patientinnen und Patienten nicht die erhoffte Wirksamkeit gegen Esssucht.

Kursentwicklung der Idorsia-Aktien seit dem Börsendebüt (Quelle: www.cash.ch)

Analyst Elmar Sieber von der Basler Kantonalbank zögert denn auch nicht lange und setzt den dicken Rotstift an. Neuerdings gibt er das Kursziel noch mit 15 (zuvor 18) Franken an, um dem grundsätzlich schwierigeren Umfeld für Aktien aus der Biotechnologieindustrie Rechnung zu tragen. Raum für eine Neubeurteilung und –bewertung der Valoren rechnet er erst, wenn sich beim Schlafmittel Quviviq ein kommerzieller Erfolg abzeichnet. Der Analyst selber macht kein Geheimnis daraus, dass er Zweifel an eben diesem Erfolg hegt. Das Ganze spiegelt sich auch in seinem "Marktgewichten" lautenden Anlageurteil wider.

Interessant ist, dass sich der für Mirabaud Securities tätige Analyst Gianpaolo Chiriano mit sehr erfreulichen Rückmeldungen vom Verkaufsstart von Quviviq zurückmeldet. Ganz uneigennützig ist das nicht, preist er die Aktien von Idorsia seit kürzlich doch mit einem Kursziel von knapp 30 Franken zum Kauf an.

Dass die Valoren auch am gestrigen Montag wieder Kursverluste zu beklagen hatten und sich das Minus alleine seit April auf knapp 30 Prozent beläuft, lässt auf eine gehörige Portion Skepsis schliessen. Die kommenden Wochen und Monate werden nun zeigen, ob diese tatsächlich auch gerechtfertigt ist.

Müsste ich übrigens eine Meinung abgeben, dann würde ich behaupten, dass aus der mit 2,4 Milliarden Franken bewerteten Idorisa nie ein 30-Milliarden-Franken-Konzern wird. Dagegen spricht alleine schon das völlig andere Geschäftsmodell, setzt Idorsia – anders als Actelion einst – doch auf Partner für die Entwicklung und Vermarktung vieler der Wirkstoffe. Diese Partner wollen im Erfolgsfall dann ebenfalls Geld sehen.

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Bei Stadler Rail wurden der Schweizer Börse SIX in den letzten Tagen zwei Titelkäufe aus der Teppich-Etage im Gesamtwert von 1,3 Millionen Franken gemeldet. Es sind die ersten grösseren Transaktionen ihrer Art seit fast zwei Jahren.

Wie der Zugbauer aus dem thurgauischen Bussnang gegenüber AWP bestätigt, handelt es sich beim Käufer um niemand geringeren als um Firmenpatron Peter Spuhler höchst persönlich. Zuletzt war der bekannte Industrielle mit insgesamt 41,5 Prozent an Stadler Rail beteiligt. 11 Prozent hält er selbst, weitere 30,5 Prozent indirekt über sein Beteiligungsvehikel PCS Holding.

Wer ist der geheimnisvolle Käufer von Rieter-Aktien?

Die letzten grösseren Titelkäufe gehen auf Ende Mai 2020 zurück. Damals erstand Spuhler für gut 60 Millionen Franken Aktien des Zugbauers. Anders als jetzt wurden die Käufe vor zwei Jahren über die PCS Holding abgewickelt. Deshalb fehlt diesmal auch der Hinweis, dass die Titelkäufe über eine dem Geschäftsleitungsmitglied nahestehende juristische Person abgewickelt worden seien.

Der Zeitpunkt für einen Zukauf von Aktien durch den Stadler-Rail-Grossaktionär erscheint günstig (Quelle: www.cash.ch)

$Regelmässigen Leserinnen und Lesern meiner Kolumne dürfte nicht entgangen sein, dass ich in den letzten Monaten in meiner Kolumne immer mal wieder ein Zeichen seitens des Ankeraktionärs gefordert hatte. Anfang März schrieb ich:

Ich könnte mir nun durchaus vorstellen, dass es nicht bei diesen einen Titelkäufen bleiben wird...

 

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