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Bargeld und Kontoguthaben haben in den letzten Jahren kaum an Kaufkraft verloren. Zumindest wollen uns die zahmen Konsumentenpreisindizes das vorgaukeln. Denn die Realität sieht anders aus. Es ist kein Geheimnis, dass die Konsumentenpreisindizes die Entwicklung der effektiven Lebenshaltungskosten nicht adäquat widerspiegeln. Und bei den Sachwerten – egal ob Aktien, Immobilien oder Edelmetallen – hat die Kaufkraft noch viel stärker gelitten.

So findet Chefstratege Christian Gattiker von Julius Bär im Ausblick auf das kommende Jahr denn auch klare Worte. Er befürchtet, dass sich Bar- und Kontoguthaben auch in den nächsten 12 Monaten wieder als die schlechteste Anlageklasse erweisen dürften. Seine Schlüsselbotschaft deshalb: Wer es sich erlauben kann, sollte nicht darauf sitzenbleiben.

Zuspruch erhält Gattiker bankintern. Auch die beiden bekannten Markttechnikexperten Mensur Pocinci und Alexis Chassagnade können Bar- und Kontoguthaben so gar nichts abgewinnen. Entweder investieren oder sich etwas gönnen – aber bestimmt nicht horten, so lautet ihr Rat.

Ihren Erhebungen zufolge sind Bar- und Kontoguthaben gegenüber den wichtigsten Anlageklassen zuletzt auf neue historische Tiefststände gefallen. Und die Autoren der wöchentlich erscheinenden Publikation "Technical Investment Strategy" sind sich einig, dass die Talsohle noch immer nicht erreicht ist.

So berechtigt dieser bankinterne Schulterschluss gegen Bar- und Kontoguthaben auch erscheinen mag - ganz so uneigennützig ist er nicht. Einerseits muss auch Julius Bär der Schweizerischen Nationalbank (SNB) auf den über dem Freibetrag liegenden Sichteinlagen einen Strafzins zahlen. Andererseits verdienen Banken – und da ist die Zürcher Bank bei weitem nicht alleine – an anderen Anlagekategorien besser.

Ich sträube mich jedenfalls, voll investiert ins kommende Jahr zu starten. Mehr zu diesem Thema, wenn ich nächste Woche meine Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2021 vorstelle. Soviel vorweg: Etwas taktische Barmittel, um selektiv Kaufgelegenheiten wahrnehmen zu können, haben noch selten geschadet.

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Londoner Kontakte berichten mir von einem vermutlich orchestrierten Angriff der Leerverkäufer auf den Sensorenhersteller AMS. Das überrascht mich - unter uns gesagt – nicht. Schliesslich halten sich die Spekulationen rund um den drohenden Verlust von Umsätzen mit dem amerikanischen Kultunternehmen Apple hartnäckig.

Gestern Montag gelang es den Leerverkäufern zeitweise sogar, den Aktienkurs in die Nähe von 18 Franken und damit auf den tiefsten Stand seit September zu drücken. Die Leerverkäufer haben denn auch gar einfaches Spiel. Dem Unternehmen aus dem österreichischen Unterpremstätten ist es vertraglich nämlich untersagt, sich zu einzelnen Grosskunden zu äussern. Anstatt den Spekulationen entschieden entgegenzutreten, bleibt ihm nichts anderes übrig, als schweigend die Faust im Sack zu machen.

Kursentwicklung der Aktien von AMS über die letzten zwei Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Wie umfangreich die gegen AMS laufenden Wetten bereits wieder sind, darüber gehen die Berichte aus dem Handel weit auseinander. Von bis zu 9 Prozent aller ausstehenden Aktien des Sensorenherstellers ist die Rede, mit denen auf rückläufige Kurse spekuliert wird.

Ich frage mich, wo die verteidigenden Wortmeldungen aus dem Analystenlager bleiben. Für gewöhnlich lassen diese nicht lange auf sich warten, werden die Aktien des Sensorenherstellers doch von nicht weniger als 13 Banken zum Kauf angepriesen – bei Vontobel gar mit einem Kursziel von 33 Franken.

Vermutlich sind viele Analysten bereits in den Bergen am Skifahren oder Snowboarden. Nicht zuletzt auch deshalb scheinen die Leerverkäufer den Zeitpunkt ihres Angriffs gut gewählt zu haben...

 

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