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Egal ob Morgan Stanley, die Citigroup oder J.P. Morgan: Es gibt momentan kaum eine Bank, welche die Aktien von Julius Bär nicht zum Kauf anpreist. Die amerikanische Investmentbank Jefferies traut den Valoren der Traditionsbank aus Zürich im günstigsten Fall sogar Kurse von bis zu 90 Franken zu.

Als Julius Bär am vergangenen Mittwoch mit einem eher etwas enttäuschenden Zahlenkranz für das vergangene Geschäftsjahr aufwartete, gerieten die Aktien an der Börse ziemlich unter die Räder. Minus sechs Prozent hiess es am Ende des Tages. Gerade die steigenden Kosten kamen verständlicherweise gar nicht gut an.

Ohne die frappante Dividendenerhöhung (von 2,10 auf 2,60 Franken je Aktie) und das mit 400 Millionen Franken bestückte neue Aktienrückkaufprogramm wäre das Urteil der Börse vermutlich wohl noch deutlicher ausgefallen. Wobei einige Experten sogar von Rückkäufen für bis zu 550 Millionen Franken ausgegangen waren.

Kursverluste in Raten bei den Aktien von Julius Bär (Quelle. www.cash.ch)

Im weiteren Wochenverlauf setzten die Analysten dann den Rotstift bei ihren Schätzungen und Kurszielen an. Mit Ausnahme des für die Société Générale tätigen Andrew Lim – er stufte die Papiere mit einem 12-Monats-Kursziel von 65 (zuvor 80) Franken von "Buy" auf "Hold" herunter - hielt es allerdings keiner für nötig, seine Kaufempfehlung zu überdenken.

Versöhnliche Töne schlägt hingegen Autor Daniele Brupbacher von der UBS in einem Kommentar an. Er könne sich aus den Kursverlusten der letzten Tage keinen Reim machen, wie er schreibt. Und um es allen anderen zu zeigen, überarbeitet er seine Gewinnschätzungen sogar unter positiven Vorzeichen. Dadurch steigt das 12-Monats-Kursziel der von ihm wie bis anhin mit "Buy" eingestuften Valoren auf 75 (zuvor 71) Franken.

Für die Credit Suisse kommt dieser Kommentar leider etwas zu spät. In den Handelsräumen der Grossbank wurde man am Mittwoch bei Kursen zu 56,50 Franken auf einer wenige Wochen zuvor ausgesprochenen kurzfristigen Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 68 Franken aus dem Sattel geworfen. Das Glück bleibt den Verantwortlichen damit nach Holcim auch bei Julius Bär vergönnt.

Mit seiner verteidigenden Wortmeldung steht der Bankenanalyst der UBS übrigens nicht alleine da. Viele Aktien aus der Schweiz wollen schon seit Wochen gar nicht so, wie einige Experten es gerne möchten.

Beim SMI-Schwergewicht Nestlé wähnt sich beispielsweise die Bank of America in Erklärungsnot. Der zuständige Analyst Mirco Badocco räumt zwar ein, dass die Messlatte für das Schlussquartal letzten Jahres hoch gesteckt sei. Allerdings liessen bankeigene Absatzindikatoren auf ein anhaltendes Wachstum in den margenstarken Geschäftszweigen Tiernahrung und Kaffee schliessen, wie er weiter schreibt. Das spiegelt sich auch in seinen Wachstumserwartungen wider, geht Badocco für das vierte Quartal doch von einem organischen Umsatzplus von 6,3 Prozent aus. Das liegt über den durchschnittlich erwarteten 5,7 Prozent. Er hält deshalb sowohl an seiner Kaufempfehlung als auch am Kursziel von 138 Franken fest.

Obwohl Nestlé über die zweite Handelslinie tagtäglich für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag eigene Aktien zurückkauft, zeigt die Kursentwicklung seit dem Rekordhoch von Anfang Januar bei knapp 130 Franken nach unten.

Analyst Dani König von Mirabaud Securities eilt hingegen den ebenfalls schon seit Wochen schwachen Valoren von Meyer Burger zur Seite. Am Freitag konnten sich die Papiere des Solarunternehmens in einem schwachen Marktumfeld zwar positiv in Szene setzen. Dennoch errechnet sich seit Jahresbeginn noch immer ein Minus von mehr als 15 Prozent.

Zuletzt klammerte sich König bei seiner Kaufempfehlung und dem bei 80 Rappen liegenden Kursziel an einem Tweet von Firmenchef Gunter Erfurt, wonach die Produktion an den Standorten in Deutschland nach Unterbrüchen wieder reibungslos laufe.

Dennoch scheinen die Leerverkäufer bei Meyer Burger fest im Sattel zu sitzen, berichtete ich vergangene Woche doch von Mutmassungen, wonach die UBS die Aktien nach einem Analystenwechsel abstufen könnte.

Dass sich die verteidigenden Wortmeldungen aus dem Analystenlager häufen, kommt nicht von ungefähr - gerieten hierzulande zuletzt doch selbst beliebte Aktien unter die Räder. Die Liste bestehend aus Julius Bär, Nestlé und Meyer Burger liesse sich jedenfalls beliebig um weitere Titel und Analysten ergänzen.

 

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