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Der Aktienkurs von Idorsia fiel am Freitag kurz nach Handelsbeginn in die Nähe von 6,28 Franken und damit auf den tiefsten Stand seit dem Börsendebüt vom Frühsommer 2017. Deckungskäufen war es zu verdanken, dass die Valoren des Pharmaunternehmens aus Allschwil im Tagesverlauf dann doch noch ins Plus drehten.

Einige Leerverkäufer hätten bei diesem Börsenschlusslicht (-52 Prozent seit Januar) die neuen Tiefststände genutzt, um ihre Wetten zu trimmen, wie mir aus Börsenkreisen berichtet wird. Neusten Erhebungen der Beratungsfirma S&P Global Market Intelligence zufolge wird mit nicht weniger als 19 Prozent aller ausstehenden Aktien auf rückläufige Kurse spekuliert – wobei es sich bei einem geschätzten Drittel um Absicherungstransaktionen durch Wandelanleihegläubiger handeln dürfte.

Der Kurszerfall der letzten Wochen ruft nun auch Stefan Schneider von der Bank Vontobel auf den Plan. Der fleissige Pharmaanalyst – ich verlieh ihm einst sogar den Titel "König der Kursziele" – ist zwar weiterhin der festen Überzeugung, dass die Wirkstoffe von Idorsia deutliche Vorteile für die Patientinnen und Patienten aufweisen. Dadurch dürften sich viele dieser Wirkstoffe kommerziell von Konkurrenzpräparaten abheben.

Kurszerfall der Aktien von Idorsia seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Allerdings räumt Schneider ein, dass sich weder die Markteinführung des Schlafmittels Quviviq noch die Refinanzierung wie erhofft entwickelt haben. Das Hochfahren der Umsätze dauere vermutlich länger und koste vermutlich mehr als ursprünglich von ihm erwartet. Seines Erachtens haben sich die Risiken für Investoren zuletzt deutlich erhöht.

Interessant ist, dass der Vontobel-Analyst die sich ihm bietende Gelegenheit ungenutzt verstreichen lässt, das Kursziel unter negativen Vorzeichen zu überarbeiten. Obwohl das Kursziel mit 12 Franken um mehr als 80 Prozent über den zuletzt bezahlten Kursen liegt, stuft er die Aktien wie bis anhin nur mit "Hold" ein.

Als ich Schneider im November vor zwei Jahren als "König der Kursziele" feierte, hielt er uns Wirtschaftsjournalisten und Börsenkolumnisten ganz schön auf Trab. Ich schrieb:

...und weiter...

Mittlerweile ist der Vontobel-Analyst zurückhaltender mit Kurszielanpassungen und nimmt deutlich weniger, dafür aber umfassendere Veränderungen vor. Dennoch überrascht mich sein Zögern bei Idorsia. Hängt dieses etwa damit zusammen, dass er die Aktien erst Ende April mit einem Kursziel von 12 (zuvor 25) Franken von "Buy" auf "Hold" heruntergestuft hatte und die ursprüngliche Kaufempfehlung auf Mitte Juli 2020 zurückgeht, als die Valoren noch 26 Franken und mehr kosteten...?

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Bleiben wir beim Thema Novartis. Wie seit Freitagnachmittag bekannt ist, erwirbt die amerikanische Bausch & Lomb für 1,75 Milliarden Dollar plus möglicher Meilensteinzahlungen das Augenmittel Xiidra. Insgesamt könnten so bis zu 2,5 Milliarden Dollar in Richtung der Basler fliessen.

Kursentwicklung der Aktien von Novartis in den letzten Tagen (Quelle: www.cash.ch)

Zur Erinnerung: "Vas" Narasimhan sass erst gut ein Jahr auf dem Chefsessel, als Novartis der japanischen Takeda Pharmaceutical das Medikament im Mai 2019 für 3,4 Milliarden Dollar sowie bis zu 1,9 Milliarden Dollar an Meilensteinzahlungen abkaufte.

Dass die Aktien der Basler am Freitagnachmittag mit Kursgewinnen auf die Neuigkeiten reagierten, überraschte nicht nur mich. Auch andere Beobachter zeigten sich mir gegenüber erstaunt über die Börsenreaktion - muss sich Firmenchef "Vas" Narasimhan doch den Vorwurf gefallen lassen, dass der seinerzeitige Kauf von Xiidra aus Aktionärssicht rückblickend nichts weiter als ein kostspieliges Abenteuer war.

Da ist es nicht verwunderlich, wenn wieder Zweifel am langfristigen Erfolg seiner Übernahmepolitik aufkommen und Erinnerungen an jene seiner Vorgänger wach werden.

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