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Seit Freitag sind bei der SIX Swiss Exchange nicht weniger als 49 Beteiligungserhöhungen eingegangen – so viele wie noch nie. In zwei Punkten gleicht die eine Offenlegungsmeldung der anderen: Zum einen geht die Beteiligungserhöhung auf das Konto der Fondstochter der UBSzum anderen verbirgt sich auch nicht wirklich ein Zukauf von Aktien dahinter.

Vielmehr hat die grösste Schweizer Bank endlich damit begonnen, die Fondstochter der Credit Suisse mit der eigenen Fondstochter zu verschmelzen. Darauf lässt zumindest der Hinweis "Absorptionsfusion mit CS" schliessen.

Dass die Fondstochter der UBS selbst bei grösseren Unternehmen wie etwa beim schweizerisch-schwedischen Industriekonzern ABB, beim Generikahersteller Sandoz, beim Pharmazulieferer Lonza oder beim Hörgerätespezialisten Sonova in den Olymp der bedeutenden Aktionäre aufsteigt, lässt alleine schon die schiere Grösse des durch den Zusammenschluss entstehenden Fondsriesen erahnen. Es ist ein helvetisches Beteiligungsimperium, das an den Vermögensverwaltungsgiganten Blackrock auf globaler Ebene erinnert.

Bei ABB bringt die UBS neuerdings einen Stimmenanteil von gut 5 Prozent auf die Waage, bei Lonza 6,2 Prozent und bei Sandoz sogar 6,4 Prozent. Das ist allerhand, wird bei Ascom, Mobilezone, Mobimo und PSP aber noch "getoppt". Bei Ascom steigt die Fondstochter der UBS mit 18,6 Prozent (!) zur grössten Einzelaktionärin auf. Ähnlich verhält es sich beim Elektronikhändler Mobilezone (10,3 Prozent) und den beiden Immobilienbeteiligungsvehikeln Mobimo (12,9 Prozent) und PSP (14,9 Prozent). Die Fondsmanager der Grossbank scheinen eine Schwäche für dividendenstarke Aktien zu haben, soviel ist klar.

Die Lonza-Aktien führen die diesjährige SMI-Gewinnerliste unangefochten an (Quelle: www.cash.ch)

Bei Clariant und Sonova hält die Grossbank immerhin gut 5 Prozent der Stimmen – genauso übrigens wie bei der Privatbankengruppe Vontobel. Dass die Fondstochter der UBS mit gut 5,5 Prozent an Sonova beteiligt ist, überrascht mich schon sehr. Denn eigentlich rät der hauseigene Analyst Graham Doyle ja mit einem 12-Monats-Kursziel von 260 Franken zum Verkauf der Aktien – und das schon seit einer gefühlten Ewigkeit.

Doyle warnt einerseits vor einem intensiven Wettbewerb, andererseits aber auch von einem kurzfristig hohen Investitionsbedarf. Er geht deshalb davon aus, dass sich die Gewinnerwartungen vieler seiner Berufskollegen bei anderen Banken als zu hoch erweisen könnten.

Auch beim Zugbauer Stadler Rail stellen sich die Fondsmanager gegen den hauseigenen Analysten Patrick Rafaisz. Er stuft die Aktien mit "Sell" und einem 12-Monats-Kursziel von gerade mal 25 Franken ein. Diese Verkaufsempfehlung wiegt umso mehr, als dass es die UBS und die Credit Suisse waren, welche das Unternehmen im April 2019 seinerzeit an die Börse brachten. Und das zu Kursen von 38 Franken je Aktie – wohlverstanden.

Kursentwicklung der U-blox-Aktien seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Merkwürdig muten zwei Beteiligungsmeldungen zum Halbleiterhersteller U-blox an. Wie der einen Meldung entnommen werden kann, hat das UBS Fund Management das Aktienpaket auf weniger als 3 Prozent reduziert. Zeitgleich wurde bekannt, dass die Fondstochter der Credit Suisse ihre Beteiligung am Halbleiterhersteller erstmals seit Februar 2017 wieder auf über 3 Prozent ausgebaut hat. Beide Meldepflichten gehen auf den 24. April und damit auf die Tage vor Beginn der "Absorptionsfusion" zurück. Lange Rede, kurzer Sinn: Während die einen Fondsmanager Aktien zukauften, traten die anderen als Verkäufer am Markt in Erscheinung. Von der einen Tasche in die andere sozusagen...

Ich bin nun gespannt, wo die Fondstochter der UBS denn noch überall ins Grossaktionariat aufsteigt. Die nächsten Tagen werden es zeigen. Da den Beteiligungserhöhungen kein Zukauf von Aktien zugrunde liegt, hält sich die Signalwirkung aus Anlegersicht in Grenzen. Dennoch sind die teils riesigen Aktienpaketen der Grossbank bei hiesigen Unternehmen ganz schön eindrücklich.

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